08/08/2024 0 Kommentare
„Wenn die Eltern arbeiten, aber nicht genug Geld bekommen, ist das unfair“
„Wenn die Eltern arbeiten, aber nicht genug Geld bekommen, ist das unfair“
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„Wenn die Eltern arbeiten, aber nicht genug Geld bekommen, ist das unfair“
Faire Schokolade und Kakaoproduktion thematisiert das Evangelische Familienzentrum „Die Schatzinsel“
Kakaobaum, Erntearbeiterin und Siegel „fair trade“: Marco Antonio Toche (l.) und Christel Reuter sammeln Symbole zum Fairen Handel für Schokolade. Foto: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper
„Hola“ (span. Hallo), das machte als erstes fröhlich die Runde, als sich Marco Antonio Toche mit 13 Vorschulkindern und Erzieherin Sabrina Siebert vom Evangelischen Familienzentrum „Die Schatzinsel“ traf. Ihre gemeinsamen Themen: „Woher kommt der Kakao für die leckere Schokolade?“ und „unter welchen Bedingungen findet deren Produktion statt?“
„Ursprünglich wuchs der Kakaobaum in meiner Heimat im Urwald, bevor er später auch in anderen Ländern angepflanzt wurde“, erzählte Toche den Kindern. „Der Samen der Früchte sind die Kakaobohnen, die für das Herstellen der Schokolade genutzt werden“, so der Student an der Ruhr-Universität Bochum weiter.
Christel Reuter vom Peru-Projekt der Ev. Kirchengemeinde Bochum zeigte dem Nachwuchs dazu eine Zeichnung vom Kakaobaum und reichte eine getrocknete Kakaofrucht herum. Diese begutachteten die Fünf- und Sechsjährigen genau, inklusive Streicheln der rauen Haut. „In Peru lieben wir auch das weiße, süße Fruchtfleisch rund um die Bohnen. Daraus machen wir Saft, so wie Apfelsaft“, erzählte Toche dazu.
Bevor die Bohnen nach Deutschland kommen, müssen die Früchte geerntet, die späteren Kakaobohnen rausgeholt und getrocknet werden. Jedes Kind bekommt eine fertige Bohne zum Probieren. „Die müssen aber noch gemahlen werden, bevor das Kakaopulver gibt“, warf Hannes (6) ein, während er auf der leicht bitteren Bohne kaute.
Bleiben die Arbeitsbedingungen. „Die Erntearbeiter – zumeist beide Eltern – bekommen sehr wenig Geld für ihre Arbeit. Deshalb müssen die Kinder oft mitarbeiten, damit es genug zu essen und zu trinken gibt, anstatt in die Schule zu gehen“, erzählte Reuter. Das erstaunte den Nachwuchs. „Wir haben ein Recht auf Schule“, warf Tamia ein. „Kinder sollen keine schwere Arbeit leisten, nur Hausaufgaben“, ergänzte Miriam. Ein Recht auf genug zum Essen und Trinken, gebe es ebenfalls, erklärte Navin. Erzieherin Sabrina Siebert strahlte. „Die Charta für Kinderrechte war unser Thema bei einer Bibelwoche im März“, berichtete sie.
Reuter zeigte den Kindern das „Fair-Trade-Logo“. „Wenn das drauf ist, bekommen die Arbeiter einen gerechteren Lohn. Kinder können dann eher in die Schule gehen“, erklärte sie. Diese Schokolade sei allerdings im Laden teurer, so Reuter weiter, weil die Käufer hier damit den besseren Lohn mitfinanzierten. Für die Kinder geht das in Ordnung „Wenn die Eltern arbeiten, aber nicht genug Geld bekommen, ist das unfair“, brachte es Lotti auf den Punkt.
Zur Veranstaltung kam es, weil gesellschaftliche Nachhaltigkeit in der Einrichtung ein wichtiges Thema ist. „Wir bereiten uns darauf vor, ein ‘Fairer Kindergarten‘ zu werden“, berichtete Siebert dazu. Dazu gehöre außer der Verantwortung für die Umwelt - durch Recycling, Wiederverwenden von Materialien (kein Einweg-Geschirr) oder vegetarisches Essen - auch Bildungsangebote zum Thema. „Faire Kinderrechte“ standen deshalb Ende März im Mittelpunkt für die 57 Kinder und ihre Erzieherinnen.
Und nun der „Faire Handel“. „Es ist schön, wenn die Kinder schon so mit dem Thema aufwachsen und dabei auch das ‘Recht auf Bildung‘ für Kinder in der ganzen Welt ernst nehmen“, zog Christel Reuter Bilanz.
Fritz-Wicho Herrmann-Kümper
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