
26/09/2025 0 Kommentare
Was macht der Tod im Leben?
Was macht der Tod im Leben?
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Was macht der Tod im Leben?
In der Hospizarbeit wird viel gelacht
„Es wird mehr gelacht als geweint.“ Ein schöner Satz, schließlich ist Lachen gesund und tut gut, doch es mag verwundern, wenn er aus dem Mund einer Hospizbegleiterin kommt. Ist der Tod, das Sterben, das Abschiednehmen von einem geliebten Menschen nicht eigentlich eine ernste und traurige Angelegenheit? Keine Frage, da sind sich die fünf Menschen am Tisch einig, die sich ehren- und hauptamtlich der Hospizarbeit verschrieben haben: Natürlich ist es traurig, wenn ein Mensch stirbt. Aber es gibt eben auch die vielen kleinen, schönen Momente, die die Arbeit in der Sterbebegleitung so besonders machen.
Marie-Luise Westernströer und Sandra Sewitza sind ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen. Sie haben einen umfangreichen Vorbereitungskurs durchlaufen, der sie für die Begleitung von schwerstkranken und sterbenden Menschen und deren Angehörigen qualifiziert. Wie vieles andere auch, wird der Kurs von der Ambulanten Hospizarbeit Bochum und dem stationären Hospiz St. Hildegard gemeinsam durchgeführt. Im Anschluss an den Kurs entscheiden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, ob sie Menschen ambulant – d.h., im eigenen Zuhause oder auch im Pflegeheim oder Krankenhaus – oder im Hospiz begleiten möchten.
„Das stationäre Hospiz ist ein Sonderfall“, macht Hospiz-Leiter Johannes Kevenhörster deutlich. „Kerngedanke der Hospizbewegung ist grundsätzlich, Menschen dort zu begleiten, wo sie sterben möchten – und das sind in den meisten Fällen die heimischen vier Wände. Erst, wenn es zuhause nicht mehr geht, z.B. weil die pflegerischen Anforderungen zu umfangreich werden, können die Menschen ins Hospiz kommen.“
Bei der Begleitung eines Menschen am Lebensende und dessen Angehörigen wächst oft innerhalb sehr kurzer Zeit sehr viel Vertrauen. Das gilt besonders in der ambulanten Begleitung, wissen Mareike Häusler-Wallstein und Jana Goettner, die Koordinatorinnen der Ambulanten Hospizarbeit Bochum. „Die Menschen lassen uns in ihre Wohnungen, lassen uns an ihrem Leben teilhaben. Und sie empfinden es meist als sehr wohltuend, wenn wir kommen und einfach Zeit mitbringen, um ihnen zuzuhören.“
Nicht nur Trauer wird in diesen Gesprächen geäußert, auch Gefühle wie Angst oder Wut kommen zur Sprache. „Manchmal sind wir vielleicht auch ein ‚Blitzableiter‘ für die Angehörigen, die solche negativen Gedanken und Gefühle nicht mit dem sterbenden Menschen besprechen möchten. Beide Seiten, die kranken Menschen und auch die Angehörigen, wollen den jeweils anderen nicht belasten – deswegen haben wir stets beide Seiten im Blick.“
Der Tod macht ehrlich. Das stellen auch die ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen fest. „Die menschliche Begegnung hat eine ganz besondere Qualität in dieser letzten Lebensphase. Und natürlich ist es oft traurig – und gleichzeitig ist es ist schön zu sehen, wenn Kleinigkeiten einfach Freude auslösen.“
Das Ehrenamt, das ist den Verantwortlichen wichtig zu betonen, ist in der Hospizarbeit kein Lückenfüller, sondern die Basis. „Die Hospizarbeit ist im Kern eine bürgerschaftliche Bewegung“, erklärt Johannes Kevenhörster. So kam auch der Anstoß zur Hospizarbeit in Bochum aus der Gesellschaft: Eine Frau aus dem Stadtteil Wiemelhausen trat mit dem Wunsch an die Caritas heran, Hospizarbeit auch in Bochum zu etablieren. Zu einer ersten Auftakt-Veranstaltung 1994 kamen über 250 interessierte Personen. Daraufhin bildeten sich Ökumenische Hospizgruppen in verschiedenen Bochumer Stadtteilen, in denen sich Menschen mit der Begleitung sterbender Menschen und den Themen Tod und Trauer auseinandersetzten. 1995 kam es dann zur Gründung des Vereins Hospiz St. Hildegard e.V., mit dem die Geschichte der Ökumenischen Hospizarbeit in Bochum ihren Lauf nahm.
Das war auch die Motivation von Marie-Luise Westernströer und Sandra Sewitza, sich in der Hospizarbeit zu engagieren. „Ich habe mich für den Vorbereitungskurs entschieden, um erst einmal selbst zu erfahren, wie ich mit diesen Themen gut umgehen kann“, erzählt Sandra Sewitza. Marie-Luise Westernströer war es ein Anliegen, „den Tod stärker als Teil des Lebens zu begreifen, ihn ins Leben zu holen.“ Beide berichten, dass durch ihre Tätigkeit auch in ihrem eigenen Familien- und Bekanntenkreis Hemmschwellen und Berührungsängste abgebaut würden.
Den Tod ins Leben zu holen, Sterben und Trauer stärker ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken, ist auch das Ziel der Veranstaltungen rund um das Jubiläum der Ökumenischen Hospizarbeit in Bochum. Die 30 Jahre gemeinsamer Arbeit für Menschen am Lebensende werden im Oktober gefeiert.
Vom 1. bis 22. Oktober gibt es in der Pauluskirche (Grabenstraße 9) eine interaktive Foto-Ausstellung zur Spiritualität von Begegnung, bei der auch die Besucherinnen und Besucher eingeladen sind eigene Fotos hinzuzufügen. Am Mittwoch, 8. Oktober, gibt es im UNION Filmtheater (Kortumstraße 16) einen Benefiz-Kinoabend zugunsten des gemeinsamen Fördervereins der Ökumenischen Hospizarbeit. Gezeigt wird der Film „Der Pinguin meines Lebens“, eine Geschichte voller Menschlichkeit und Veränderung. Und am Freitag, 10. Oktober, wird in der Fußgängerzone an der Pauluskirche ein Pflegebett in einem „Wohnzimmer auf Zeit“ aufgebaut. Ab 12 Uhr sind Passantinnen und Passanten mit ihren Fragen rund um die Begleitung zuhause und im Hospiz eingeladen. Nach einem Ökumenischen Dankgottesdienst um 17 Uhr in der Pauluskirche wird der Tag mit Grill und Livemusik an der Pauluskirche abgerundet. Zur Zeitumstellung dann am 25. und 26. Oktober wird das Jubiläum mit den traditionellen Tagen der Offenen Tür mit Flohmarkt im Hospiz St. Hildegard abgeschlossen.
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