"Hier hinterfrage ich auch meine eigene Religion"

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"Hier hinterfrage ich auch meine eigene Religion"

Pop, Kitsch oder Zeitgeist? Auch die Fotografie „Last Supper“ des Amerikaners David LaChapelle ist in der Bochumer Ausstellung zu sehen.

Kunstmuseum Bochum zeigt "BILD MACHT RELIGION"

Mehr als 160 Exponate von 150 Künstlern aus aller Welt beschäftigen sich mit religiöser Verehrung, Verblendung und Vernichtung. Der doppelsinnige Titel der Ausstellung thematisiert die zwiespältige Rolle von Bildern und anderen Kunstobjekten in allen Weltreligionen.


Die Idee zu dieser außergewöhnlichen Ausstellung  kam Museumsleiter Hans D. Golinski während eines Japanaufenthalts: "Dort habe ich einen japanischen Zen-Garten entdeckt. Ich dachte, er sei modern, dabei stammte er aus dem 16. Jahrhundert." Er stellte fest, dass auch der Buddhismus eigentlich eine Religion ist, die den Schwerpunkt aufs Wort legt. Golinski forschte weiter, wie sieht es mit Darstellungen im Judentum, im Islam und im Christentum aus.

Im Vorfeld des Reformationsjubiläums im vergangenen Jahr kristallisierte sich dann der Gedanke zur jetzigen Ausstellung mit dem Fokus auf das Christentum heraus. "Es ist keine religiöse Kunst, die hier gezeigt wird, doch die Herkunft bleibt immer lesbar", erläutert Golinski weiter.

Das Konzept dieser tiefgründigen Ausstellung wurde gemeinsam mit CERES, dem Centrum für religionswissenschaftliche Studien der Ruhr-Universität, entwickelt.  In dieser Zusammenarbeit wurde auch deutlich, dass alle Religionen einen kritischen Blick auf bildende Kunst werfen. Professor Volkhard Krech vom CERES macht verschiedene Darstellungstypen in der Bochumer Ausstellung deutlich: "Vom Verhüllen, Verbergen, Verschweigen, über das Eingreifen ins Material als gesteigerte Form der Kunst, der Gewalt gegen Objekte, etwa, wenn Götterbilder unterlegener Religionen verstümmelt wurden, über Bilder, die den Rückzug in die minimalistische Darstellung thematisieren."

Verteilt auf zwei Etagen beeindrucken bei einem Gang durch die Ausstellung die ganz unterschiedlichen Herangehensweisen an das Thema Religion. Da fällt der quietschegrüne, ans Kreuz genagelte, Frosch des Künstlers Martin Kippenberger ins Auge. Eine Skulptur mit Bierkrug und Ei, die seit der ersten Ausstellung immer wieder Skandale ausgelöst hat.

Gleich daneben ein Gemälde der Kreuzigung Jesu. Der 1968 geborene Künstler Michael Triegel stellt diese Szene stilistisch orientiert an den Malern der italienischen Renaissance, wie Raffael oder Tizian, dar. "Michael Triegel wuchs in der DDR auf, geprägt durch eine humanistische Erziehung und ohne Konfession", betont Iris Poßegger, die zum Kuratorenteam dieser Ausstellung zählt. Etwas Ungewöhnliches, so Poßegger, geschah mit ihm durch diese malerische Auseinandersetzung mit dem Christentum: Er selbst fand dabei zum Glauben, ließ sich 2014 sogar katholisch taufen.

Die ganz verschiedenen Darstellungen und Aspekte der Bochumer Ausstellung lassen bei den Besuchern viele Fragen aufkommen. "Ich beginne plötzlich, mich mit meiner eigenen Religion, mit meiner Art zu glauben, neu zu beschäftigen", stellt eine junge Besucherin fest. "Ich finde hier einen ganz neuen Zugang zu Religion allgemein, nicht nur zu meiner eigenen, sondern auch zu den anderen", bemerkt ein weiterer Besucher im Raum nebenan. "Objekte und Themen sollen sich möglichst visuell erklären", hofft Museumsleiter Golinski. Zudem werden Führungen angeboten, stehen überall in den Ausstellungsräumen sogenannte "Live speaker", die die Besucher auch von sich aus ansprechen und Informationen, falls gewünscht, anbieten.

Keine Religion ist per se bilderfeindlich. Wenn sich dieser Gedanke als eine Essenz der Bochumer Ausstellung, gepaart mit einem toleranten Blick auf alle Religionen der Welt, herauskristallisiert, ist "BILD MACHT RELIGION" gewiss ein Erfolg.

Die Ausstellung "BILD MACHT RELIGION" ist noch bis zum 24. Februar zu sehen im Kunstmuseum Bochum: dienstags sowie donnerstags bis sonntags: 10 bis 17 Uhr, mittwochs 10 bis 20 Uhr. Internet: www.kunstmuseumbochum.de

Frauke Haardt-Radzik

Iris Poßegger, eine Kuratorin dieser Ausstellung, betrachtet eine Jesuskreuz - Skulptur des Bildhauers Thomas Virnich. Fotos: Frauke Haardt-Radzik

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