08/08/2024 0 Kommentare
Fußball baut Brücken - Auch über Mauern
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Fußball baut Brücken - Auch über Mauern
Blaukreuz-Mannschaft tritt gegen Häftlinge der JVA Bochum an
Die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland ist derzeit in aller Munde. Dass Fußball spielen auch etwas mit Begegnung schaffen sowie miteinander Spaß haben zu tun hat, zeigte nun ein Spiel in der Justizvollzugsanstalt Bochum (JVA). Eine siebenköpfige Mannschaft vom Sportcafes "Ziemlich gute Freunde" des Blaukreuzvereins Wattenscheid e.V., trat gegen den "SV Krümmede 09" an. In der Sporthalle des Gefängnisses ging es dabei unter Ausschluss der Öffentlichkeit fröhlich rund.
"Anfangs sah es für uns nicht gut aus, da die Jungs aus der JVA richtig gut spielen", staunte Sozialarbeiter Frank Meier, hauptamtlicher Mitarbeiter des Sportcafes vom Blauen Kreuz, der die Männer mit Suchterfahrung betreut. Er wirkte zusammen mit Gefängnis-Seelsorger Burghard Boyke ebenfalls mit.
Als dann die 14 Männer die Mannschaften mischten, wurde es ausgeglichener. "Das machte allen mehr Spaß", schmunzelte Meier. Von den Häftlingen fand er das eine sehr positive Geste.
Das Spiel war nach seiner Ansicht sehr fair. „Es gab keine Fouls, keine Verletzungen. Letztere waren die Befürchtungen unserer Mannschaft vor dem Aufeinandertreffen", räumte Meier ein. Da diese nicht eintraten, wurde der Kick ein freundliches aufeinander zugehen. Stattdessen standen die Freude über körperliche Anstrengungen, gelungene fußballerischer Spielzüge und ein ambitionierter Spielwille bei allen im Vordergrund. Meier: "In der Sporthalle haben wir vergessen, dass sämtliche Türen abgeschlossen sind. Bewusst wurde uns das erst, als wir wieder draußen vor dem Tor in Freiheit standen. Sein Fazit: "Es war eine gelungene Begegnung zwischen Inhaftierten und Freien. Das können wir wieder machen."
Auch die Häftlinge freuten sich. "Es ist toll, dass uns auch mal eine Mannschaft besucht. Sonst spielen wir ständig nur unter uns", erklärte Hugo (Namen geändert) vor dem Spiel. Nach kurzem Taxieren der Gegenüber schmunzelte er: "Wir sind die besseren." Schließlich komme man nur in die Auswahlmannschaft der JVA, wenn eine Aufsicht einen - spielerisch und sozial - dafür empfohlen habe.
Gefängnis-Pfarrer Boyke und Detlef Dlugi, seit sieben Jahren ehrenamtlicher Leiter der Blaukreuz-Suchtselbsthilfegruppe im Bochumer Gefängnis, hatten gemeinsam die Idee für dieses Spiel. „Sport verbindet Menschen“, weiß Pfarrer Boyke. „Ohne den Fußball wären wir uns heute nicht begegnet und hätten nicht gegeneinander und später miteinander gespielt. Sport macht den Kopf frei und zudem Riesenspaß – und das ohne Drogen.“
Dlugi betont, dass im Fußball Tugenden wie gegenseitiger Respekt, Disziplin, Kritikfähigkeit und Teamgeist gefordert seien statt Alleinkämpfertum. Das seien Eigenschaften, die helfen würden, später ein suchtfreies Leben zu führen.
Auch Kristin Franke, stellvertretende Leiterin der JVA Bochum, fand die Initiative gut: „Sowohl für die Bediensteten als auch für die Gefangenen ist es immer etwas Besonderes, wenn Menschen von ,Draußen‘ einen Teil ihrer Freizeit mit den Gefangenen gestalten. Ein sportlicher Wettkampf ist für die Gefangenen eine tolle Abwechslung vom Vollzugsalltag und eignet sich in besonderer Weise, eigene Stärken und Schwächen zu erkennen und Fairplay zu üben. Allen Beteiligten danke ich für Ihr Engagement.“
Seit rund sechs Jahren trainiert der JVA-Beamte Dirk Guse die Häftlingsmannschaft. Mit seinen Jungs ist er sehr zufrieden. "Wir sollten solche Begegnungen öfters machen, wenn wie hier alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen geklärt sind", freute er sich vor dem Spiel. Pfarrer Boyke kümmerte sich vorab darum, als er den Antrag für den Besuch der Blaukreuz-Mannschaft stellte und die gestellten Auflagen erfüllte.
Am Ende überwand die Erlaubnis zum Fußballspiel nicht nur die vorhandene Mauer um die JVA. Auch Ängste und Vorurteile schwanden.
Fritz-Wicho Herrmann-Kümper
Die beiden Mannschaften vor dem Aufeinander- treffen. Darunter Sozialarbeiter Frank Meier (1.v.r.), Detlef Dlugi von der Blaukreuzgruppe in der JVA Bochum (2.v.r.) und Gefängnis-Pfarrer Burghard Boyke (3.v.r.).Foto: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper
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