Lebendige Hoffnung

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Superintendent Gerald Hagmann erinnert an Dietrich Bonhoeffer

Acht Tage nach Ostern vor genau achtzig Jahren, am 9. April 1945, wurde Dietrich Bonhoeffer hingerichtet. Am Sonntag nach Ostern erinnerte Superintendent Dr. Gerald Hagmann in seiner Predigt in der Lutherkirche am Stadtpark an den evangelischen Theologen.

Der Name Dietrich Bonhoeffers sei untrennbar verbunden mit dem mutigen Kampf gegen das nationalsozialistische Unrechtsregime – und mit einer Theologie, die sich den drängenden Fragen der Zeit stellte und uns bis heute herausfordere, so Gerald Hagmann. „Sein Leben war ein Spiegelbild der Zerrissenheit seiner Epoche, aber auch ein leuchtendes Zeugnis der Hoffnung, die aus der Auferstehung Jesu Christi erwächst.“ Bonhoeffer kannte – für uns heute kaum vorstellbar – die Anfechtungen, die Traurigkeit und die Bedrohung des Lebens. Und doch sei sein Leben durchzogen gewesen von einer ganz tief sitzenden Hoffnung. „Der Glaube an die Auferstehung Jesu, der aufs Engste damit verknüpft ist, dass es eine Auferstehung für alle gibt, die ihm nachfolgen, hat für Bonhoeffer alles verändert. Denn nicht der Schrecken der Welt hat das letzte Wort und schon gar nicht mal der Tod. Sondern das Leben, das weit über den Tod hinausreicht.“

Gerald Hagmann erinnerte daran, dass Dietrich Bonhoeffer zu den ersten Theologen gehörte, die öffentlich ihre Stimme gegen das nationalsozialistische Regime ergriffen. Er trug dazu bei, dass die Bekennende Kirche, der er sich anschloss, eine Gemeinschaft des Widerstands werden konnte. Maßgeblich beteiligt war er am Aufbau des Predigerseminars in Finkenwalde, einem Ort des geistlichen Widerstands und der Ausbildung junger Theologen im Geist der Nachfolge Christi. Als dieses 1940 von der Gestapo geschlossen wurde, setzte Bonhoeffer seine Widerstandsarbeit im Untergrund fort. Er beteiligte sich aktiv am politischen Widerstand – eine ethische Entscheidung, die in seinem theologischen Verständnis gründete und, wie Gerald Hagmann ausdrücklich betonte, in den vergangenen Monaten in den USA missbräuchlich benutzt wurde und damit alles konterkariert, wofür Bonhoeffer stand.

Besonders wichtig, so Hagmann, war für Bonhoeffer der Bezug zur lebendigen Wirklichkeit des Glaubens. Er plädierte für ein Christentum, das sich nicht in eine religiöse Sonderwelt zurückzieht, sondern sich den Herausforderungen der modernen Welt stellt und in ihr Verantwortung übernimmt. Bonhoeffer selbst formulierte: „Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist… Sie muss an den weltlichen Aufgaben des menschlichen Gemeinschaftslebens teilnehmen, nicht herrschend, sondern helfend und dienend. Die Kirche ist kein Selbstzweck.“ Diese Worte, so Gerald Hagmann, seien nicht nur eins seiner liebsten Zitate von Bonhoeffer, sondern „ein bleibender Auftrag an uns als Kirche, uns nicht in uns selbst zu verschließen, sondern uns aktiv für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen.“

Bonhoeffers Leben erinnere daran, dass Glaube immer auch Verantwortung bedeutet, dass christlicher Glaube sich im Handeln in der Welt bewähren muss, in der Solidarität mit den Leidenden, im Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden. „Und auch in unserem deutlichen Wort für eine bessere Welt. Wir dürfen uns als Kirche und als Christinnen und Christen nicht den Mund verbieten lassen“, schloss Gerald Hagmann – in Anspielung auf Äußerungen der neuen Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, die nur wenige Tage zuvor in einem Interview Anfragen an das öffentliche Kommunizieren der Kirchen gestellt hatte.

Die eindrückliche Predigt wurde gerahmt und ergänzt von der einfühlsamen musikalischen Begleitung von Tristan Scheel (Violine) und Maria Muzychenko, die sich am Klavier mit ihrer Mutter Tatjana Muzychenko abwechselte. Die Predigt von Gerald Hagmann, die Zitate Dietrich Bonhoeffers, die Tristan Scheel vortrug, und die Musik ergaben einen dichten Gottesdienst, der noch lange nachhallte.

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