Ein Bochumer Glückwunsch zum 100. Geburtstag

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Ein Bochumer Glückwunsch zum 100. Geburtstag

Geburtstagslesung erinnert an Leben und Wirken der früheren Bochumerin Elizabeth Petuchowski

Mit einer besonderen Geburtstagsfeier erinnern die Evangelische Stadtakademie, die Initiative Nordbahnhof und das städtische Referat für Gleichstellung, Familie und Inklusion an den 100. Geburtstag von Bochums wohl ältester noch lebender Jüdin Elizabeth Petuchowski. Sie gilt als eine der letzten Zeitzeuginnen, die vor der Shoah der Jüdischen Gemeinde in Bochum angehörte. Die Feier mit „festlicher Musik und Lesung bei Kaffee und Kuchen“ findet am Sonntag, 10. November, um 14 Uhr im Gemeindesaal der Melanchthonkirche an der Königsallee 48 statt.

„Wir wollen mit dieser Geburtstagslesung daran erinnern, welche Verluste sich auch unsere Stadt damals zugefügt hat, als die Mehrheit der Einwohner ihren jüdischen Nachbarn die bürgerschaftliche Solidarität verweigerte“, erläutert Dr. Manfred Keller die Beweggründe für die spontan organisierte Feier.Gleichzeitig wolle man der Jubilarin, die als ausgewiesene Expertin im Bereich jüdisch-deutscher Literatur gilt und heute in den USA lebt, eine Freude bereiten. Deshalb haben die Initiatoren einen "Bochumer Glückwunsch zum 100. Geburtstag von Elizabeth Petuchowski“ formuliert. Darin würdigen sie Petuchowski als Vertreterin eines reichen, vielfältigen Judentums, das der jüdischen Gemeinschaft und der deutschen Gesellschaft heute schmerzlich fehlt.

Elizabeth Petuchowski wurde am 10. November 1924 in der damaligen Landesfrauenklinik in Bochum geboren.1939 muss sie im Alter von 15 Jahren mit ihren Eltern vor den Nazis fliehen. Die Familie findet Asyl in England. In London macht sie einen Schulabschluss und beginnt ein Studium, in dem sie sich mit deutscher Literatur und deutscher Kultur beschäftigt.

Hier im Exil lernt sie 1944 den jüdischen Theologiestudenten Jakob Petuchowski kennen, der mit einem Kindertransport aus Berlin nach England entkommen ist. Die beiden heiraten im Jahr 1946 und wandern 1948 in die USA aus. Jakob Petuchowski wird als Professor an das älteste Rabbinerseminar in Amerika berufen, das berühmte Hebrew Union College in Cincinnati/Ohio.

Es folgen glückliche Jahre, drei Söhne ergänzen die Familie. In dieser Zeit nimmt Elizabeth Petuchowski ihre Studien wieder auf. Im Jahr 1971 erwirbt sie den M.A., 1975 erfolgt die Promotion zum Dr. phil. an der Universität von Cincinnati. Als Germanistin und Expertin im Bereich jüdisch-deutscher Literatur schreibt sie wissenschaftliche Bücher, aber auch Heiteres und Nachdenkliches. Ihr Werk spiegelt bis in die Gegenwart nicht nur ihr individuelles Schicksal. Es ist das Vermächtnis eines reichen, vielfältigen Judentums. Heute lebt sie in Columbia/Ohio.

„Ihrem langen, erfolgreichen Wirken als Germanistin an der Universität Cincinnati verdanken wir lebendige und zugleich tiefe Einblicke in jüdisches Denken und Leben“, heißt es weiter in dem Glückwunschschreiben, dem sich Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch, die Jüdische Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen und die beiden großen christlichen Kirchen in Bochum angeschlossen haben.

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