150 Jahre Matthäuskirche in Weitmar

150 Jahre Matthäuskirche in Weitmar

150 Jahre Matthäuskirche in Weitmar

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150 Jahre Matthäuskirche in Weitmar

Einen festlichen Jubiläumsgottesdienst gestalteten die Pfarrer Ulrike Menzel (l.), Ursula Borchert (3. v.l.), Paul-Gerhard Böhringer (r.) sowie Andreas Menzel (nicht im Bild). Mit dabei: Presbyterin Claudia Goldbach am Altar.

Geschichte der Gemeinde spiegelt sich im Kirchenraum

Wie lässt sich die Gemeindegeschichte anhand von Veränderungen an der Matthäuskirche in den vergangenen 150 Jahren nachvollziehen? Dieser Frage ging Pfarrer Andreas Menzel beim Festgottesdienst zum 150-jährigen Jubiläum des Gotteshauses nach.

Seine Antwort: Während die Fassade über die 15 Jahrzehnte trotz der Zerstörung der Kirche im Zweiten Weltkrieg weitgehend gleichblieb, weisen Veränderungen im Kirchenraum in den Jahren 1868 (Einweihung), 1927, 1944, 1953 und 1999 auf ein immer wieder neues Gemeindeverständnis und -erleben der einzelnen Generationen hin.

Ausgangspunkt von Menzels Predigt war die Einweihung des Kirchenbaus am 10. Dezember 1868. Der damalige Pfarrer Ludwig Ludolph predigte über die christliche Gemeinde, während diese Ortsgemeinde im Wandel war. Menzel: "Die beschauliche, bäuerlich geprägte Landschaft auf dem Weitmarer Bergrücken mit den einstigen Rittergütern Haus Weitmar und Haus Bärendorf wandelte sich rasant zu einer industriell geprägten Gegend: mit den Zechen und der Stahlindustrie."

Viele Zuwanderer kamen, und die Kirchengemeinde Weitmar stand bald vor wachsenden soziale Problemen. "Über 1.000 Kinder waren bei der Weihnachtsfeier des Kindergottesdienstes im Jahr 1900 hier in der Kirche. Die Gemeinde gründete Kleinkinderschulen (Vorgänger heutiger Kindertagesstätten) und lud die Kinder immer wieder zum Kindergottesdienst ein." Im Ersten Weltkrieg diente die Kirche dann als Trostort für Trauernde angesichts der vielen Gefallenen.

Einen weiteren Umbruch zeitigte die Kirchenrenovierung von 1927. Menzel: "Der Kirchenraum wurde ein halbes Jahr lang nicht nur renoviert, es wurde auch elektrisches Licht installiert und eine neue Heizung eingebaut." Die Kirche erhielt zudem eine moderne Ausmalung im Stil der damaligen Zeit, und so manches wurde sogar vergoldet.

Der äußere prunkvolle Eindruck passte jedoch nicht zum inneren Zustand der Gemeinde in den folgenden Jahren. "Hier in Weitmar ging der Riss mitten durch die Gemeinde, in einer Zeit, als die ganze evangelische Kirche in Deutschland innerlich zerrissen war – aufgespalten in die ,Deutschen Christen‘ und in die ,Bekenntnisgemeinden‘“, erinnerte der 52-jährige Theologe an die Jahre der nationalsozialistischen Diktatur.

Die Zerstörung der Kirche im Zweiten Weltkrieg sowie deren Wiedereinweihung im Jahre 1953 waren weitere Wendepunkte. Zunächst hieß das nicht allein die Kirche, sondern auch die Gemeinde wiederaufzubauen. Es ging darum, "im schlichten Gottesraum mit dem Kreuz im Mittelpunkt, im Bekenntnis der Schuld und das Vertrauen auf eine neue Chance bei Gott, Vergebung zu finden."

Eine neue Willkommenskultur in der Gemeinde verhieß wiederum die Umgestaltung des Kirchenraums von der Predigt- zur Gemeindekirche vor knapp 20 Jahren. Menzel: "Als Christen, die auf dem Weg des Glaubens sind – mutig und entschlossen, zweifelnd und suchend - dürfen wir hier sein, eingeladen an einem Ort, den Gott uns bereitet."

Die vier Gemeindepfarrer Ursula Borchert, Paul-Gerhard Böhringer sowie Ulrike und Andreas Menzel eröffneten den Festgottesdienst zusammen mit heutigen und ehemaligen Presbytern mit der Frage: „Wo bist du, Gott?“. An sieben symbolischen Stationen - Empore (stellvertretend für Kirchenmusik), Weltkugelleuchter (Erinnern an Verstorbene und Hoffnungszeichen für Lebende), altes Kirchenkreuz, Altar, Kanzel, Adventskranz und Taufbecken - zeigten sie auf, wie nah Gott bei den Menschen ist und sie durch Trauer und Freude begleitet.

Ein Adventsmarkt mit Bläser-Matinee im Gemeindehaus folgte. Hier stand das gemütliche Zusammensein in der Gemeinschaft im Vordergrund.

Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

Pfarrer Menzel vor dem alten Altarkreuz von 1953.

Im Jubiläumsgottesdienst erinnerten Bilder an die früheren Ausgestaltungen der Matthäuskirche: Unser Foto zeigt eine Aufnahme aus der 1944 zerstörten Kirche. Fotos: F.-W. Herrmann-Kümper

Chronik

Das Presbyterium legte am 31. Oktober 1866 den Grundstein für die "Ev. Kirche Weitmar", nachdem die Silvesterkapelle am Haus Weitmar als Vorgängerkirche zu baufällig und zu klein geworden war. Eigentlich sollte die neue Kirche "Friedenskirche" heißen, so der "Märkische Sprecher - Amtliches Bochumer Kreisblatt" vom 3. November 1866. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche bei einem Bombenangriff am 9. Oktober 1944 schwer beschädigt. Erst am 20. Dezember 1953 fand die Wiedereinweihung statt. Den Namen "Matthäuskirche" erhielt sie zum 100-jährigen Jubiläum im Jahre 1968. WH

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