Barfuß mit Gott

Erstellt am 22.03.2023

Pfarrerin Anja Stuckenberger in der Kirchengemeinde Bochum eingeführt

„Hoffnung auf das neue Leben und auf das Leben überhaupt – möge das die Überschrift über deinem Dienst in dieser Gemeinde sein“, wünschte Synodalassessorin Diana Klöpper zur Einführung von Pfarrerin Dr. Anja Nicole Stuckenberger in die Evangelische Kirchengemeinde Bochum am Sonntag Lätare (19. März), dem „kleinen Osterfest in der Passionszeit“.

Seit dem 1. Februar ist Anja Stuckenberger mit einer halben Stelle Pfarrerin der Gemeinde. Mit den weiteren 50 Prozent bleibt sie weiterhin Leiterin der Evangelischen Stadtakademie Bochum, ein Amt, das sie 2019 als erste Frau übernommen hat. „Du hattest immer auch den Wunsch, Pfarrerin in einer Kirchengemeinde zu sein und die Kirchengemeinde Bochum schätzt sich glücklich, dass du das nun in dieser Gemeinde bist“, sagte Diana Klöpper in ihrer Ansprache.

Entdeckungsreisen, in Bewegung sein und andere und anderes kennenlernen, das sei vielleicht die Grundbewegung im Leben von Anja Stuckenberger, so Diana Klöpper. Nach dem Abitur studierte sie zunächst Ethnologie, Sprachwissenschaft, Psychologie und Philosophie in Münster, später promovierte sie in Leiden und Utrecht in den Niederlanden, bevor sie ans Dartmouth College, NH, USA gerufen wurde und später in Chicago das Theologiestudium aufnahm. Sie machte ihren Abschluss, wurde 2012 in der evangelischen Lutheran Church of America ordiniert und arbeitete als Pfarrerin und in der Kirchenleitung in Pennsylvania, bevor sie zurück in ihre Heimatstadt Bochum kam.

„Du bist eine, die die Gabe hat, den Blick der anderen vom gewohnten Weg auf die Umgebung zu lenken und auf das, was es dort zu sehen gibt“, sagte Diana Klöpper. „Du gehst mit deinen Gesprächspartnerinnen und -partnern auf Entdeckungsreise, ohne das Ziel zu wissen.“ Das seien gute Kompetenzen für das Pfarramt in einer Zeit, in der Kirche und Kirchengemeinden sich verändern werden.

In ihrer Predigt sprach Anja Stuckenberger über die Geschichte der Vertreibung aus dem Paradies – und richtete dabei den Blick nach ganz unten, auf die Füße von Adam und Eva. „Gott begleitete Adam, Eva und die Schlange vor die Pforte, aber schickte sie nicht in die große Welt, ohne ihnen vorher die Blöße zu nehmen und sie mit Fellröcken zu begleiten. Aber: keine Schuhe.“ Barfuß gehen Adam und Eva hinein in Raum und Zeit der Welt und in das Leben, wie wir Menschen es kennen.

„Barfuß nimmt man die Welt um einiges unmittelbarer wahr“, so Anja Stuckenberger: Das herrliche Gefühl am Strand oder auf weichem Moos, der jaulende Schmerz, wenn man auf einen spitzen Stein oder heißen Sand tritt. Gott vertraue darauf, dass die Menschen bereit sind, die Welt unter ihren Füßen zu spüren und sich zum Handeln bewegen lassen. „Ich glaube, dass die Sohlen unserer Füße, diese Membran zwischen Körper und Erde, etwas Paradiesisches ist, etwas das uns aus Eden geblieben ist. Vielleicht gehen wir einmal gemeinsam „barfuß“ und erkunden diese Welt, auf das Wagnis hin, dass wir zu wundervoller Muße und zum energischen Handeln bewegt werden.“

Ökotheologie war ein Schwerpunkt der Studien von Anja Stuckenberger. In Bochum ist sie neben dem Gemeindedienst und der Leitung der Stadtakademie auch Klimabeauftragte des Kirchenkreises sowie amtierende Vorsitzende des Ausschusses für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung. Sie gehört zudem bereits zum Pfarrteam der English-speaking Christian Church Congregation an der Pauluskirche. 

In einem feierlichen Gottesdienst in der Pauluskirche ist Pfarrerin Anja Stuckenberger in den Dienst der Kirchengemeinde Bochum eingeführt worden. Foto: Kirchengemeinde

Pfarrerin Anja Stuckenberger (5.v.r.) mit Kolleg:innen und Mitgliedern des Presbyteriums nach ihrem Einführungsgottesdienst. Foto: Kirchengemeinde