Arbeitsintensive Zeit geht zu Ende

Erstellt am 19.08.2022

Pfarrer Volker Rottmann von der Evangelischen Kirchengemeinde Bochum verabschiedet sich in den Ruhestand

Pfarrer Volker Rottmann begrüßt zum Projekttag „Lebendige Johanneskirche“ in der Kirche im März 2019. Foto: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

„Für alle beginnt nun ein neuer Abschnitt“, erklärt Pfarrer Volker Rottmann. „Das gilt für mich ebenso wie für die JoKi (Johanneskirche in Grumme). Ich glaube aber, dass die Kirche trotz allem gut aufgestellt ist“, so der Pfarrer weiter. Am Sonntag, 21. August wird er mit einem Festgottesdienst (11 Uhr) in der Johanneskirche in den Ruhestand verabschiedet. Superintendent Dr. Gerald Hagmann leitet diesen. Ein Empfang wird folgen.

Volker Rottmann trat am 1. Januar 1986 seinen Dienst an der Johanneskirche in der Evangelischen Johannes-Kirchengemeinde Grumme an, die 2006 in der Evangelischen Kirchengemeinde Bochum aufging. 36 Jahre lang arbeitete der heute 63-Jährige dort und prägte das Leben im heutigen Gemeindebezirk Johanneskirche. Für den Seelsorger wird es aufgrund der Gemeindezahlen und der Vorgaben der Evangelischen Landeskirche von Westfalen für die Pfarrstellenbesetzung keinen Nachfolger am Standort mehr geben. Das Pfarrteam der Gemeinde übernimmt aber natürlich weiterhin Taufen, Konfirmationsunterricht, Hochzeiten und Beerdigungen. Ehrenamtliche und Gemeindegruppen kümmern sich um ein Gottesdienstangebot vor Ort. Bis Juni 2023 reichen schon die Veranstaltungsplanungen.

Zum Abschied betont der Pfarrer: „Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wir haben im Team viel bewegt und spannende Ideen realisiert.“ Deshalb verbinde er mit dem Ende seines Arbeitslebens zwar Wehmut, weil er seine Arbeit gern getan habe. Zugleich sei das aber auch eine arbeitsintensive Zeit gewesen, die wenig Raum für Persönliches ließ. Rottmann: „Deshalb ist es gut für mich loszulassen, und einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen.“

Blick zurück: Mit dem studierten Religionspädagogen und Pfarrer verbinden viele vor allem die Stadtteilarbeit in Grumme. Deren erster Höhepunkt war im Sommer 1991 die Eröffnung des StadtTeilLadens an der Ennepestraße. „Die Keimzelle für den Laden war schon 1986 das Projekt ‘Gemeindenahe Sozialarbeit‘, das wir mit Dozentin Ursula Zinda vom Fachbereich Sozialarbeit der heutigen Ev. Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe hier in Bochum gestartet haben“, betont der Pfarrer. Die Gründung des Fördervereins „Leben im Stadtteil e.V.“ für den StadtTeilLaden folgte 1993, der die Arbeit auf eine breitere Basis setzte. Heute institutionell gefördert durch die Stadt Bochum. Rottmann: „Mit den beiden Vorsitzenden, Bärbel Glunz und später Edeltraud Drees, verband mich eine sehr gute Zusammenarbeit.“
 
Darüber hinaus war dem Pfarrer auch Gottes Wort wichtig. „Die wöchentlichen Meditationen sowie die Projektgottesdienste – wie z. B. die Osternacht oder zu Erntedank im Tierpark - lagen mir am Herzen“, berichtet er. Hinzukamen die Studienfahrten. „Die erste führte im Herbst 1991 zu den Waldensern in Oberitalien“, erzählt der Seelsorger. Weitere nach Moskau, Istanbul, Israel sowie nach Peru und in die neuen Bundesländer folgten.

An Projekten fehlte es ebenfalls nicht. Etwa das „Peru-Projekt“ seit 1985 oder die Straßenfeste auf der Ennepestraße ab 1991 zusammen mit dem StadtTeilLaden. Es folgten der Start des Kunstateliers „Fabula“ mit der damaligen Kita-Leiterin Irene Hausmann und des Jugendtreffs „Sit down“ im ehemaligen Gemeindehaus „Wichernstraße“ in 2001.

Zuletzt der Prozess „Lebendige Johanneskirche“ ab Februar 2017 unter dem Motto „Perspektivwechsel" zusammen mit seiner Kollegin Pfarrerin Heike Kümper. Dies ermöglicht nun das Fortführen von geistlichen Angeboten wie dem Familiengottesdienst „Nudelkirche“ oder der Reihe „An-Gedacht“ durch Ehrenamtliche. Das gilt ebenso für die Meditationen (donnerstags um 8 Uhr). Rottmann: „Wenn man sieht, wie viele Menschen hier mitmachen, weil sie ihre Ideen einbringen können und dürfen, ist das unglaublich. Für mich ist die ‘Lebendige Johanneskirche‘ deshalb ein Beispiel und eine spannende Perspektive für eine Kirche der Zukunft.“

Volker Rottmann brachte sich auch im Kirchenkreis ein. „Im Jahr 2006 wählte mich die Synode in den Kreissynodalvorstand (KSV) sowie zum Stellvertretenden Synodalassessor“, erklärt er. Diese Aufgabe nahm der Pfarrer bis 2017 wahr.

Bleibt zum Schluss die Frage, welches Bibelwort den Pfarrer durch seine Amtszeit begleitete. Spontan sagt er: „Keinem von uns ist Gott fern“ (Apostelgeschichte 17,27).

Fritz-Wicho Herrmann-Kümper