Seit dem letzten Jahr absolviert Lukas Horst seinen Probedienst im Kirchenkreis Bochum. Einen Teil des Dienstes leistet er in der Polizeiseelsorge. Der Einsatz auf dem G7-Gipfel hatte somit zwei Seiten: Neben der seelsorglichen Begleitung der Polizistinnen und Polizisten war es für ihn auch eine Art Hospitation und eine gute Gelegenheit, den Alltag der Polizisten auf einem Gipfel besonders intensiv mitzuerleben.
„Die Zeit hat mir auf jeden Fall geholfen, die Umstände, unter denen Polizistinnen und Polizisten arbeiten, besser zu verstehen“, sagt Lukas Horst. Die Abhängigkeit und Fremdbestimmtheit im Berufsalltag, die Aufgabe als ausführende Gewalt – das miterlebt zu haben, helfe ihm auch in seiner Arbeit, damit die Polizisten sich von ihm als Seelsorger verstanden fühlen können.
Seine Hauptaufgabe als Polizeiseelsorger während des Gipfels: Präsent sein. Er begleitete die Hundertschaft bei ihrem Einsatz während einer Demonstration in der Münchner Innenstadt oder bei der Bewachung von Hotels und Gebäuden, war mit den Beamtinnen und Beamten gemeinsam untergebracht und verbrachte auch Mahlzeiten oder freie Zeit mit ihnen. „Ganz viele Gespräche haben sich einfach so zwischen Tür und Angel ergeben“, berichtet er. „Wir haben über Kirche gesprochen, über Glauben oder ethische Themen. Auch persönliche Gespräche über das Leben und die eigene Biographie habe ich mit einzelnen Polizisten geführt.“
Durch die Dienstkleidung mit dem Schriftzug „Polizeiseelsorge“ sei er jederzeit erkennbar gewesen – allein das war häufig schon Anknüpfungspunkt oder Gesprächsöffner. „Ich bin überall sehr offen und positiv aufgenommen worden und habe sehr viel Wertschätzung erfahren“, erzählt Lukas Horst. Sein Fazit: „Gut, dass es Polizeiseelsorge gibt.“ Die Polizeiseelsorge sei Ausdruck dessen, dass Kirche Polizistinnen und Polizisten in ihrem Dienst unterstützen will, damit aber auch die Demokratie in Deutschland unterstützt. „Wir arbeiten in einer kritischen Solidarität, nicht für, sondern in der Polizei.“
Niedrigschwellige Angebote, Beziehungsarbeit – wertvolle Arbeit sei das, so Lukas Horst: „Kirche ist auf diese Weise sichtbar in der Welt und kommt mit Menschen ins Gespräch.“ Er sieht hier viel Potenzial für Kirche. Und für sich selbst hofft er, auch in Zukunft und nach Beendigung seines Probedienstes weiter in der Polizeiseelsorge tätig zu sein.