Superintendent Gerald Hagmann rief bei der Kundgebung zur Solidarität auf. Foto: Kirchenkreis
Persönliche Geschichten waren an diesem Tag gefragt. Gerald Hagmann sprach über die Morddrohungen gegen eine Kollegin, eine Pfarrerin in Herne, die mit ihrer Gemeinde zu Friedensgebeten und zum Gedenken der Corona-Opfer vor der Kreuzkirche in Herne eingeladen hatte. Sie fanden parallel zu den „Spaziergängen“ der Querdenker statt. „Aufgrund dieser Veranstaltungen kamen der Pfarrerin unmissverständliche Nachrichten zu: Morddrohungen. Der Staatsschutz ermittelt. Wo, liebe Leute, leben wir eigentlich?“, fragte Hagmann.
Ihm persönlich fehle jedes Verständnis für diese Art des Querdenkertums. „Mir fehlt aber auch jedes Verständnis dafür, dass sich Menschen durch die Verweigerung der Impfung selbst vom gesellschaftlichen Leben abschneiden und sich dann als Opfer der Ausgrenzung generieren“, so Hagmann. Die Evangelische Kirche in Bochum habe gemeinsam mit den anderen Religionsgemeinschaften und der Stadt schon zu Beginn der Impfkampagne einen Flyer herausgegeben, in dem ausdrücklich zur Impfung motiviert wird. „Denn es ist unser Interesse, dass wir den Blick von uns selbst auf andere richten. Raus aus der Ich-Bezogenheit“, erklärte Hagmann.
Auch die Evangelische Kirche sei durch die Corona-Krise bis ins Mark getroffen. „In den Kirchengemeinden, in der Arbeit mit Sterbenden und Trauernden, aber auch in unseren Einrichtungen, in Kitas, OGS, Altenpflegeheimen und Krankenhäusern sind viele Mitarbeitenden längst weit über ihre Belastungsgrenze hinaus“, sagte Hagmann. „Um all diese Menschen, die sich über alle Maßen für uns alle einsetzen, nicht noch weiter zu belasten, unterstützen wir die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Wir unterstützen die schmerzlichen Einschränkungen, weil wir dieser Stadt und den Menschen in dieser Stadt dienen wollen.“
Darum sei auch die Impfung nötig. „Die Impfung ist ein Akt der Nächstenliebe. Wer den Nächsten im Blick hat, wer die schützen will, die er liebt, und auch die, die er nicht liebt: Der bleibt solidarisch“, so der Superintendent.
Weitere Redebeiträge kamen vom DGB, von Mitarbeitenden aus dem Pflege- und Gesundheitswesen, vom Kinder- und Jugendring Bochum und aus der Perspektive von Lehrer:innen und Kulturschaffenden.