„An der Tür war mein Lieblingsplatz“

Erstellt am 28.01.2022

Gemeinde Weitmar: Küsterin Gabriele Heidrich geht nach 40 Dienstjahren in den Ruhestand

Geht nach 40 Jahren in den Ruhestand: Küsterin Gabriele Heidrich bei Vorbereitungen zum Gottesdienst. Foto: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

„Hier an der Matthäuskirche habe ich seit 2007 Menschen unserer Gemeinde durch das gesamte Leben von der Taufe bis zur Trauerfeier am Sarg begleitet“, blickt Küsterin Gabriele Heidrich von der Evangelischen Kirchengemeinde Weitmar nachdenklich zurück. Im Dienst der Gemeinde ist Heidrich bereits seit 40 Jahren: Im September 1982 trat sie ihre Aufgabe am ehemaligen – um 2008 abgerissenen – Gemeindehaus in Weitmar-Bärendorf (Lange Malterse 28) an. Mit dessen Schließung wechselte die heute 64-Jährige an die Matthäuskirche und wurde Nachfolgerin von Küster Martin Zahlhaus. Nun geht sie selbst in den Ruhestand.

„Mein Lieblingsplatz über die ganzen Jahrzehnte war an der Tür: Gerne habe ich die Gottesdienstbesucher begrüßt, von den ich dadurch viele persönlich kannte und noch kenne“, erzählt Heidrich weiter. Die Corona-Pandemie wurde dadurch zur größten Herausforderung für sie. „Anstatt die Leute wie in der Vergangenheit an der Tür herzlich willkommen heißen zu dürfen, musste ich sie zum Schutz aller anderen kontrollieren. Das hat mich sehr traurig gemacht, da Kirche für mich ein Ort ist, der stets alle willkommen heißt“, betont sie. Glücklicherweise waren die meisten Besucherinnen und Besucher einsichtig.

Die Tätigkeit, die sie bereits mit 24 Jahren als junge Mutter antrat, machte ihr zumeist viel Freude. „Insgesamt war es eine schöne Aufgabe. Sie hat allerdings wenig damit zu tun, wie sie Konfirmanden gerne beschreiben: Nämlich ‘Türen aufschließen, Licht anmachen und Kerzen anzünden‘“, sagt sie. Vielmehr habe die gesamte Vorbereitung der Kirche für einen Gottesdienst in ihrer Verantwortung gelegen. Diese begann oft schon lange vor diesem – etwa mit Putzen des Kirchraums, Paramente wechseln, Altarschmuck besorgen oder auch mal das Abendmahlsgeschirr aufstellen. Anschließend noch Aufräumarbeiten. Und immer vor Ort sein, wenn Brautpaare ihre Hochzeitskirche schmücken wollten, Bestatter und Gruppen in den Kirchraum mussten oder Handwerker kamen.

Hinzu kam stets das Begleiten der Gemeindegruppen. „Wenn sich in den Anfangsjahren im Gemeindehaus in Bärendorf die Frauenhilfe traf, kamen gut 100 Personen zusammen“, erzählt die gelernte Friseurin. Das hieß oft Stühle und Tische stellen nach dem Putzen des Saales, stets Kaffee kochen und Geschirr eindecken sowie anschließend auch spülen. „Da gab es noch keine Spülmaschine“, betont die Küsterin. Die Frauenhilfe war auch nicht die einzige Gruppe. Der benachbarte Kindergarten sowie Grundschule (Sonnenschule) begingen zudem ihre größeren Feiern dort. „Da war richtig Leben im Haus“, strahlt Heidrich trotz der Arbeit.

Die Weihnachtszeit – vor allem Heiligabend – war alle Jahre wieder eine weitere Herausforderung für sie und ihre Familie. „Die Organistin und ich waren bei jedem Gottesdienst von nachmittags bis nachts dabei. Da war nicht viel mit Weihnachten feiern an dem Tag“, berichtet sie. Deshalb wird Gabriele Heidrich, wenn es geht, 2022 ein ganz besonderes Weihnachtsfest feiern. „Ich fahre zu meiner Schwester nach Kanada und wir feiern gemütlich zusammen“, freut sich die 64-Jährige.

Vermissen wird sie die Matthäuskirche gleichwohl, da es vor Ort eine gute Zusammenarbeit war. Die Küsterin: „Besonders schön war es aber, wenn die „Dance Kids“ mit ihren Musicals auftraten. Die Kinder den Älteren damit immer eine große Freude bereitet. Wenn Alt und Jung zusammenkommen, finde ich Kirche am schönsten!“

Fritz-Wicho Herrmann-Kümper