„Mein Lieblingsplatz über die ganzen Jahrzehnte war an der Tür: Gerne habe ich die Gottesdienstbesucher begrüßt, von den ich dadurch viele persönlich kannte und noch kenne“, erzählt Heidrich weiter. Die Corona-Pandemie wurde dadurch zur größten Herausforderung für sie. „Anstatt die Leute wie in der Vergangenheit an der Tür herzlich willkommen heißen zu dürfen, musste ich sie zum Schutz aller anderen kontrollieren. Das hat mich sehr traurig gemacht, da Kirche für mich ein Ort ist, der stets alle willkommen heißt“, betont sie. Glücklicherweise waren die meisten Besucherinnen und Besucher einsichtig.
Die Tätigkeit, die sie bereits mit 24 Jahren als junge Mutter antrat, machte ihr zumeist viel Freude. „Insgesamt war es eine schöne Aufgabe. Sie hat allerdings wenig damit zu tun, wie sie Konfirmanden gerne beschreiben: Nämlich ‘Türen aufschließen, Licht anmachen und Kerzen anzünden‘“, sagt sie. Vielmehr habe die gesamte Vorbereitung der Kirche für einen Gottesdienst in ihrer Verantwortung gelegen. Diese begann oft schon lange vor diesem – etwa mit Putzen des Kirchraums, Paramente wechseln, Altarschmuck besorgen oder auch mal das Abendmahlsgeschirr aufstellen. Anschließend noch Aufräumarbeiten. Und immer vor Ort sein, wenn Brautpaare ihre Hochzeitskirche schmücken wollten, Bestatter und Gruppen in den Kirchraum mussten oder Handwerker kamen.
Hinzu kam stets das Begleiten der Gemeindegruppen. „Wenn sich in den Anfangsjahren im Gemeindehaus in Bärendorf die Frauenhilfe traf, kamen gut 100 Personen zusammen“, erzählt die gelernte Friseurin. Das hieß oft Stühle und Tische stellen nach dem Putzen des Saales, stets Kaffee kochen und Geschirr eindecken sowie anschließend auch spülen. „Da gab es noch keine Spülmaschine“, betont die Küsterin. Die Frauenhilfe war auch nicht die einzige Gruppe. Der benachbarte Kindergarten sowie Grundschule (Sonnenschule) begingen zudem ihre größeren Feiern dort. „Da war richtig Leben im Haus“, strahlt Heidrich trotz der Arbeit.
Die Weihnachtszeit – vor allem Heiligabend – war alle Jahre wieder eine weitere Herausforderung für sie und ihre Familie. „Die Organistin und ich waren bei jedem Gottesdienst von nachmittags bis nachts dabei. Da war nicht viel mit Weihnachten feiern an dem Tag“, berichtet sie. Deshalb wird Gabriele Heidrich, wenn es geht, 2022 ein ganz besonderes Weihnachtsfest feiern. „Ich fahre zu meiner Schwester nach Kanada und wir feiern gemütlich zusammen“, freut sich die 64-Jährige.
Vermissen wird sie die Matthäuskirche gleichwohl, da es vor Ort eine gute Zusammenarbeit war. Die Küsterin: „Besonders schön war es aber, wenn die „Dance Kids“ mit ihren Musicals auftraten. Die Kinder den Älteren damit immer eine große Freude bereitet. Wenn Alt und Jung zusammenkommen, finde ich Kirche am schönsten!“
Fritz-Wicho Herrmann-Kümper