Der selbst gebaute Sarg stand im Mittelpunkt

Erstellt am 28.09.2021

Sargbau-Workshop lud zur Beschäftigung mit Tod und Bestattungskultur ein

Ein ebenso handfestes wie ungewöhnliches Angebot: Der Sargbau-Workshop der Evangelischen Erwachsenenbildung Bochum konnte nach mehreren Verschiebungen aufgrund der Corona-Pandemie Ende September endlich stattfinden. „Das ist ein total gutes Angebot“, schwärmte eine Teilnehmerin, die extra aus Hamburg für den Samstag angereist war. „Das ist so innovativ, so etwas habe ich in Hamburg nicht gefunden.“

Bildungsreferentin Doris Brandt hatte gemeinsam mit der alternativen Bestatterin Caren Baesch, dem Schreinermeister Thomas Westermeier und der Bildhauerin und Residenzkünstlerin im Q1 Dorothee Schäfer einen abwechslungsreichen, informativen und tiefgründigen Workshop vorbereitet. Im Mittelpunkt stand der Sarg, den alle Teilnehmenden für sich selbst oder einen nahestehenden Menschen aus hochwertiger finnischer Fichte selbst bauten. Eine schriftliche Anleitung und das passende Werkzeug und die fachkundige Hilfe von Thomas Westermeier sorgten dafür, dass alle Teilnehmenden am Ende des Tages den eigenen Sarg mit nach Hause nehmen konnten.

„Das ist hier definitiv auch ein spirituelles Angebot“, sagte Doris Brandt. Nach einem gemeinsamen Beginn in der Friedenskapelle, in der später auch die Abschlussrunde stattfand, entspannen sich während der gemeinsamen Arbeit und in den Pausen tiefgehende und intensive Gespräche zwischen den Anwesenden. „Jeder und jede hat eigene Beweggründe, weshalb sie an diesem Workshop teilnehmen“, erzählte Doris Brandt. Fragen wie „Was für eine Art Sterben wünschst du dir?“ oder „Hat der Tod etwas mit Verantwortung zu tun?“, die an der Wand aufgehängt waren, regten zum Nachdenken und zum Austausch untereinander an.

Dabei war die Stimmung keinesfalls düster. Innerhalb kürzester Zeit entstand eine Gemeinschaft, „als wären wir gemeinsam auf eine Freizeit gefahren und nicht nur einen Tag hier zusammen“, so Doris Brandt. Diskutiert wurde unter anderem über die Verwendung des Sarges, bis er seiner eigentlichen Bestimmung zugeführt wird. „Ich glaube, der macht sich prima als Truhe in der Küche in meiner Altbauwohnung“, meinte eine Teilnehmerin. Eine andere dachte darüber nach, ihn aufgestellt mit einer Kleiderstange darin als Garderobenschrank zu verwenden.

Zum Gelingen des Tages trugen auch die Räumlichkeiten im Q1 in Bochum-Stahlhausen bei. Der große, helle Raum bot genügend Platz, damit alle an ihren eigenen Werktischen arbeiten und dennoch gemeinsam werkeln konnten. Die Empore und die Friedenskapelle gleich nebenan, deren Türen die ganze Zeit über geöffnet waren, boten Rückzugsmöglichkeiten für Momente der Ruhe oder der Besinnung.

Der Sargbau bot auch Anlass, über die Bestattungskultur und verschiedene Bestattungsformen, das Sterben und den Tod ins Gespräch zu kommen. „Da gibt es so viele Fragen und so viele verschiedene Möglichkeiten, die viele Menschen gar nicht kennen“, erzählte Bestatterin Caren Baesch. Der selbst gebaute Sarg ist eine davon: Ausgelegt mit einer verrottbaren Folie und natürlichen, saugenden Materialien wie Sägespäne, Heu oder Stroh kann er später für die eigene Beerdigung verwendet werden. Die entsprechenden Materialien und die notwendigen Informationen erhielten die Teilnehmenden am Ende des Tages ebenfalls.

Veranstaltungsreihe "Endlich! Leben"

Der Sargbau-Workshop war Teil der Veranstaltungsreihe „Endlich! Leben“ zu den Themen Sterben, Tod und Trauer der Evangelischen Erwachsenenbildung Bochum.
Im Oktober wird an zwei Terminen (23. + 30. Oktober) ein Workshop zum Urnenbau angeboten. Für alle Fragen rund um den Tod und die Bestattung ist Gelegenheit im Café Endlichkeit am 8. November (15-17 Uhr) mit Mareike Häusler-Wallstein von der Ambulanten Hospizarbeit Bochum und der alternativen Bestatterin Caren Baesch. Anmeldung unter 0234 8908100 oder 0234 962904-662 oder per Mail an infodontospamme@gowaway.ambulante-hospizarbeit.de.