Begleitung in Grenzsituationen

Erstellt am 07.05.2021

Pfarrerin Manuela Theile geht nach mehr als 30 Jahren als Krankenhausseelsorgerin in den Ruhestand

Pfarrerin Manuela Theile war mehr als 30 Jahre lang Krankenhausseelsorgerin am Bergmannsheil in Bochum.

„Seelsorge bedeutet für mich: Mitgehen mit dem jeweiligen Menschen in der jeweiligen Situation. Und mit ihm oder ihr zusammen herausfinden: Was möchten sie? Welche Ziele haben sie?“ Das sagt Pfarrerin Manuela Theile über ihre Arbeit und genau das hat sie mehr als 30 Jahre lang als Krankenhausseelsorgerin am BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum getan. Im Mai geht sie nun in den Ruhestand.

Nach einem Seelsorgepraktikum und ehrenamtlicher Mitarbeit in der Krankenhausseelsorge im Bergmannsheil schon während des Studiums und dem Vikariat in einer Kirchengemeinde im Sauerland wurde Manuela Theile im Februar 1989 auf die Pfarrstelle als Krankenhausseelsorgerin gewählt. Nach dem Abitur hatte sie zunächst ein anderes Studium begonnen, bis der Wunsch aufkam Pfarrerin zu werden. „Mir wurde klar: Ich möchte Menschen gerade in Grenzsituationen begleiten“, erzählt sie.

Grenzsituationen hat sie während ihrer Dienstzeit häufig erlebt. Das Bergmannsheil, 1890 als erste Unfallklinik weltweit gegründet, behandelt heute vor allem Unfall- und Notfallpatienten, darunter auch mehrfach und schwerstverletzte Menschen. Nicht selten kam es vor, dass Manuela Theile zu Menschen gerufen wurde, die einen Sterbewunsch hatten. „Ich habe für viele Menschen gekämpft, die sterben wollten“, sagt sie. „Oft musste ich versuchen, Medizinerinnen und Medizinern zu erklären, warum Menschen nicht mehr weiterleben wollten oder konnten und weshalb sie lebensverlängernde Maßnahmen ablehnten. Mittlerweile können Menschen dies auch in ihrer Patientenverfügung festlegen."

Anfang der 2000er Jahre begann im Bergmannsheil die ethische Arbeit. „Damit wurde ein Tor aufgestoßen, es war ein ganz anderes Arbeiten“, erzählt Manuela Theile. Mit der Gründung des Klinischen Ethik-Komitees 2005 wurde sie stellvertretende Vorsitzende, seit 2013 ist sie Vorsitzende dieses Gremiums.

„Viele Patienten habe ich über Jahre hinweg begleitet, manchmal auch ihre Familien“, berichtet Manuela Theile. Intensivste Begleitungen seien das gewesen, Krisen, die man zusammen durchgestanden habe. Auch die Suche und Frage nach dem Sinn stellte sich dabei häufig. „Mit diesen Patienten entwickelt sich eine ganz andere Beziehung.“

Arbeitsintensiv war ihr Dienst als Krankenhausseelsorgerin oft, „aber auch sehr schön.“ Von gut besuchten Gottesdiensten erzählt sie und von zahlreichen Projekten: Eine Ikonenausstellung, eine neue Krippe, in der auch Menschen im Rollstuhl und an Stöcken abgebildet sind, oder Weihnachtsmusik auf den Patientenzimmern, für die sie immer wieder Musikerinnen und Musiker gewinnen konnte.

Neben ihrer Arbeit im Bergmannsheil hat sich Manuela Theile auch an anderen Stellen im Kirchenkreis eingebracht. 2005 begann die Hospizarbeit in Bochum, an der sie beteiligt war. Sie gründete einen Gesprächskreis für Angehörige von Schwerverletzten, machte eine Trauerausbildung und gründete Ende der 90er Jahre das Trauercafé an der Pauluskirche, das sie anschließend zehn Jahre leitete. Und nicht zuletzt war sie Mitglied im Kuratorium der Christuskirche und 16 Jahre lang als Scriba im Kreissynodalvorstand, dem Leitungsgremium des Kirchenkreises.

„Große Fußstapfen“ hinterlasse sie, sagt Superintendent Gerald Hagmann über Manuela Theile. Sie selbst meint: „Ich habe einfach immer gerne gearbeitet. Es ist für mich eine sinnvolle Tätigkeit.“