Kontakt halten trotz Kontaktbeschränkungen

Erstellt am 08.03.2021

Evangelische Jugendarbeit während der Pandemie

Wie kann man Kontakt zueinander halten, wenn die Reduzierung von Kontakten das Gebot der Stunde ist? Mit dieser Frage sehen sich die Mitarbeitenden der evangelischen Jugendeinrichtungen in Bochum seit bald einem Jahr konfrontiert. Mitte März des letzten Jahres mussten Kinder- und Jugendzentren wie alle anderen kirchlichen Stätten und viele weitere Einrichtungen ihre Türen schließen: Keine Präsenzangebote mehr, keine Gruppentreffen, kein Kontakt mehr ‚face-to-face‘.

In kurzer Zeit entwickelten die Mitarbeitenden viele kreative Ideen. „Die Digitalisierung ist in dieser Zeit bei uns angekommen“, erzählt Jörg Borling vom Kinder- und Jugendfreizeitzentrum in Weitmar. Nicht nur Teamsitzungen werden seitdem als Videokonferenz gehalten, auch für Angebote für die Kinder und Jugendlichen spielt das Internet jetzt eine große Rolle. Das reicht von Bastel-Anleitungen in Video-Form bis hin zum gemeinsamen Spielen über Discord oder Zoom.

„Wir haben unsere Online-Präsenz in den letzten Wochen und Monaten stark ausgeweitet“, erzählt auch Stefan Külpmann vom Jugendzentrum Linden. „Wir haben erst einmal geschaut und gelernt, wo sind die Jugendlichen aktiv, welche sozialen Medien nutzen sie?“ Das „JuZe“ ist neben der eigenen Webseite auf Facebook und Instagram zu finden, wie viele andere Einrichtungen der Jugendarbeit in Bochum auch. Über die Kanäle machen die Mitarbeitenden die Angebote bekannt, posten Tipps und Ideen für die Beschäftigung zuhause oder zeigen, was hinter den geschlossenen Türen in der Einrichtung passiert. Fotowettbewerbe, GPS-Schatzrallyes oder Schnitzeljagden durch den Stadtteil – alle Jugendhäuser haben sich eine Menge einfallen lassen, um die Lockdown-Langeweile in Schach zu halten.

JuZe zum Mitnehmen: Fast täglich können Stefan Külpmann und Mechthild Gemlau die Box am Zaun vor dem Jugendzentrum mit neuem Material auffüllen.

Der Billardtisch wird zum Büchertisch: Thi Dan Thuy Nguyen und Jörg Borling bieten am geöffneten Fenster unter anderem Bücher zum Ausleihen an.

Chancen und Herausforderungen

Bei allen Chancen, die das Internet in dieser Zeit bietet, kann es die Arbeit vor Ort in den Einrichtungen nicht ersetzen. Froh waren deshalb alle Mitarbeitenden, als im Sommer wieder Präsenzangebote stattfinden konnten. Zwar mussten geplante Freizeiten in den Ferien abgesagt werden, aber das Ferienprogramm in Bochum wurde gern angenommen. Für einen sicheren Besuch erarbeiteten die Kinder- und Jugendhäuser Hygienekonzepte: „Die Festlegung und Umsetzung der Hygienemaßnahmen hat viel Kreativität und Sorgfalt, aber auch viel Kraft und Energie gekostet“, hält Udo Moor, Kinder- und Jugendhaus Eppendorf, fest.

Viele der gewohnten Angebote konnten unter diesen Bedingungen nicht durchgeführt werden, auch die Beschränkung der Teilnehmendenzahlen war nicht immer einfach. Im Herbst mussten die Einrichtungen dann erneut schließen: „Wir hatten schon ein Programm für die Zeit zwischen den Jahren erarbeitet, das mussten wir dann alles wieder streichen“, sagt Jörg Borling.

Die größten Sorgen machen er und seine Kolleginnen und Kollegen sich um die Kinder und Jugendlichen, zu denen der Kontakt im letzten Jahr abgebrochen ist. „Viele sind einfach nicht mehr gekommen“, berichtet Stefan Külpmann. Die  beiläufigen Gespräche an der Theke oder am Kicker, in denen Jugendliche erzählen können, was sie gerade beschäftigt oder herausfordert, lassen sich durch Online-Angebote nicht ersetzen. Deswegen sind die Mitarbeitenden selbst trotz geschlossener Türen immer in den Einrichtungen präsent. Einige sind während der Öffnungszeiten per Zoom erreichbar, andere bieten ein ‚offenes Fenster‘ an, sodass persönliche Gespräche mit viel Abstand dennoch möglich sind.

Sehr gut kommen überall die Angebote zum Abholen an: Kreativpakete, Spiele und Bücher zum Ausleihen, Basteltüten und vieles mehr. Am Zaun des Jugendzentrum in Linden haben Stefan Külpmann und seine Kollegin Mechthild Gemlau eine Box angebracht: JuZe zum Mitnehmen. Rätsel, Ausmalbilder, Back- und Bastelanleitungen können sich vor allem Grundschulkinder dort kontaktfrei abholen. „40 bis 50 Zettel legen wir dort hinein und wir können die Box fast jeden Tag neu auffüllen“, erzählen sie.

Kontakt halten in der Zeit von Kontaktbeschränkungen – für die Jugendeinrichtungen war und ist das die große Herausforderung während der Pandemie. „2020 war für das Team und wahrscheinlich auch für unsere Besucherinnen und Besucher das schwierigste Jahr in der Geschichte des Ev. Kinder- und Jugendhauses Eppendorf“, fasst Udo Moor zusammen. Wie so viele andere Menschen auch hoffen sie darauf, dass sich die Pandemielage bessert, um dann wieder unmittelbar und persönlich für Kinder und Jugendliche da sein zu können.