Im Q1 in Stahlhausen entstehen Mutmach-Banner

Erstellt am 24.11.2020

Q1-Residenzkünstlerin Dorothee Schäfer und Pfarrer Holger Nollmann haben gemeinsam die Mutmachbanner entwickelt. Foto: KK

„Man muss mit allem rechnen, auch mit dem Guten.“ Ein bisschen skeptisch schaut sie, die Eule, die auf dem Banner unter dem Spruch „hockt“, ein bisschen müde sieht sie aus. Mit dem Guten rechnen? Ausgerechnet jetzt?


Seit einigen Wochen hängt das Banner mit Eule und Spruch am Q1, dem Stadtteilzentrum in Stahlhausen. Es gehört in die Reihe der Mutmachbanner, die Pfarrer Holger Nollmann von der Evangelischen Kirchengemeinde Bochum und Dorothee Schäfer, Residenzkünstlerin am Q1, seit März in unregelmäßigen Abständen entwerfen.

„Beim ersten Lockdown im Frühjahr, als klar war, alle Gottesdienste und Veranstaltungen fallen erst einmal aus, haben wir überlegt, was können wir hier gemeindlich machen“, erzählt Nollmann. Schnell war die Idee da, ein Projekt zu entwickeln, das in besonderer Weise mit dem Ort des Q1 als Ideenschmiede zu tun hat.

Aus dieser Idee sind mittlerweile neun Banner entstanden. Die Eule ist das achte: Obwohl das nächste schon fertig ist, darf sie noch weiter hier hängen. Irgendwie ist sie allen ein wenig ans Herz gewachsen: „Die geben wir nur ungern ab“, sagt der Pfarrer. Wenn die Banner am Q1 ausgetauscht werden, wandern sie durch die Gemeinde: An der Gethsemanekirche und der Lutherkirche hängen mittlerweile ebenfalls Banner, auch in der Johanneskirche ist eines zu sehen.

Holger Nollmann und Dorothee Schäfer lassen sich bei der Textauswahl und der Gestaltung von der Inspiration leiten. Wichtig ist nur: „Das Bild soll keine Interpretation des Textes sein. Es sind zwei eigenständige Dinge, die zusammen etwas Drittes entwickeln“, erklärt Schäfer. Der Anspruch ist, tiefgreifende und nachhaltige Texte zu finden, die auch beim wiederholten Lesen noch wirken. Vorgaben gibt es keine:  Auf den Bannern finden sich Sprüche, Zitate oder auch einmal ein Gedicht, „aber wir wollen nicht mit Kalendersprüchen um uns werfen“, ergänzt Nollmann.

Mit unterschiedlichen Techniken entsteht im Atelier von Dorothee Schäfer dann ein Bild dazu. Manche Textvorschläge liegen länger auf ihrem Schreibtisch, bis plötzlich irgendwann die Inspiration kommt. „Und aus manchen Sprüchen wird am Ende auch nichts“, sagt sie. „Manchmal ist ein Spruch selbst schon so üppig, dass kein Spielraum mehr bleibt.“

Die Reaktionen auf das Projekt sind positiv. Einige Kollegen hätten schon gefragt, ob man das Projekt ausweiten könne, erzählt Nollmann. Mittlerweile gibt es von den Bannern auch Karten in Postkartengröße, die beispielsweise nach Gottesdiensten verteilt werden.

Das Ende des Projektes ist offen: „Wenn wir spüren, dass es gut ist, dann wissen wir, es ist Zeit aufzuhören.“ Bis dahin werden im Q1 sicher noch einige Mutmachbanner entstehen – damit kann und sollte man rechnen.

Hannah Praetorius