Corona-Einkaufsdienst als praktische Nächstenliebe

Erstellt am 10.11.2020

Corona-Einkaufsdienst: Studentin Lina Klingenberg besorgt in einem Supermarkt Lebensmittel für eine Seniorin.

Helfend unterwegs in Stiepel: Vier Aktive des Corona-Einkaufsdienstes mit Diakon Sascha Dornhardt (l.). Fotos: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

In Stiepel organisiert die Gemeinde den Versorgungsservice

Wie können wir Menschen helfen, die eigentlich nicht mehr das Haus verlassen sollten? Diese Frage bewegte Ehren- und Hauptamtliche der Evangelischen Kirchengemeinde Stiepel, als im Frühjahr wegen der Corona-Pandemie das Öffentliche Leben stillstand. Die gemeinsame Antwort: Wir gründen einen Corona-Einkaufsdienst. Aktuell wird diese Aktion wieder verstärkt angeboten, aufgrund der stark ansteigenden Anzahl an Viruserkrankungen.


Den Einkaufsservice starteten 30 gemeindliche Ehrenamtliche bereits am 19. März, fünf Tage nach dem Lockdown. Dabei fungierte Gemeindediakon Sascha Dornhardt als Ansprechpartner zwischen Helfern und Interessierten im Stadtteil. Zum Start legten die Aktiven rund 1000 Flugblätter an gut besuchten Stellen im Stadtteil aus, informierten die Zeitungen und setzen das neue Angebot auf die Internetseite. „Teilweise sprachen wir Senioren auch gezielt an“, erzählt der Seelsorger. Die Devise von Anfang an: Wir sind für alle Leute da, die zu den sogenannten Risikogruppen gehören, nicht nur für Gemeindemitglieder.

Das Angebot stieß sofort auf großes Interesse. „In den ersten zwei Tagen kamen schon viele Anfragen, die wir mit Hilfe des tollen Einsatzes der Ehrenamtlichen bedienen konnten“, erinnert sich der 31-Jährige. Denn: Teilweise dauerte es nichtmals fünf Minuten bis die Aufgaben über eine Whatsapp-Gruppe verteilt waren. Und ebenso schnell ging die Kontaktaufnahme bei den Anrufern.

„Mir gefiel gut, dass nach meinem Anruf prompt jemand mit mir Kontakt aufnahm“, erinnert sich Seniorin Isolde B.. Dass ihre Kontaktperson Serap Bachmann auch schnell die Besorgungen für sie erledigte, fand die 85-Jährige noch besser. „Ich kann mich bis heute sehr auf sie verlassen“, strahlt sie: „Im Sommer machten wir auch Spaziergänge im Botanischen Garten und an der Ruhr. Da ist quasi eine Freundschaft entstanden.“

Bachmann gibt das Kompliment gerne zurück. „Frau B. ist heute Bestandteil meines Familienlebens und eine Bereicherung für mich“, strahlt sie.

Das Gemeindeangebot selbst erfreut die Seniorin ebenfalls: „Dass Kirche so ein Angebot macht, als wir Älteren überlegten, wie können wir uns in dieser Situation ohne Risiko nach draußen gehen und uns versorgen, hat mir sehr gefallen.“

Die Aktion begeistert auch Bachmann. „Ich saß damals mit Sohn und Mann zu Hause und fand, wir waren gut versorgt. Aber was ist mit den Leuten, die durch den Lockdown vereinsamen, fragte ich mich. Da habe ich meine Gemeinde angerufen und gefragt, ob ich helfen kann“, berichtet sie.

Sehr zufrieden mit ihrem Dienst ist auch Studentin Lina Klingenberg. „Die Aufgabe gefällt mir bis heute mega gut, weil ich mit wenig Aufwand Leuten gut weiterhelfen kann“, sagt sie. Für ihre Seniorin geht sie nicht nur im Supermarkt einkaufen, sondern auch zur Apotheke oder zur Post. Zwischenzeitlich sei dieser Dienst geringer geworden, weil die Frau wieder mehr selbst eingekauft habe. Klingenberg: „Aktuell mache ich wieder mehr für sie aufgrund der Situation.“

„Das war das einfachste Projekt, dass ich bisher organisiert habe, weil unsere Ehrenamtlichen so toll mitziehen. Diejenigen, denen wir helfen können sind zudem sehr dankbar, dass sie Unterstützung finden“, zieht Dornhardt eine Zwischenbilanz. Für Kirche sei die Sache zudem eine große Bereicherung. Der Diakon: "Für mich machen genau solche Angebote eine von gelebter Nächstenliebe getragene Gemeindearbeit aus!"

Fritz-Wicho Herrmann-Kümper


Anfragen zum Einkaufsdienst an Diakon Sascha Dornhardt unter Tel. 0151-28 96 71 45.