Kirchenmusiker contra Corona

Der erste Lockdown ist ein gutes halbes Jahr her. Die meisten Kirchen sind wieder längst offen, wenn auch stark eingeschränkt aufgrund der notwenigen Hygienekonzepte. A-Kantorin Hannelore Heinsen von der evangelischen Christus-Kirchengemeinde in Dortmund und Trompeter Rainer Scheibe aus der evangelischen Kirchengemeinde Bochum spielen seitdem Woche für Woche kirchenmusikalische Stücke ein, die dann stets zeitnah auf der Bochumer Gemeindeseite „online“ gehen. Mittlerweile über 40. Mal.

„Die Idee entstand bei uns, weil einige Menschen damals bedauerten, dass sie nicht mehr singen könnten“, erinnert sich Heinsen. „Wir hatten uns damals vorgenommen, für jeden Sonn- und Feiertag während des Lockdowns bekannte kirchliche Choräle einzuspielen“, ergänzt Scheibe. Das Ziel: Den Menschen der Gemeinden, die zu Hause bleiben mussten anstatt zum Gottesdienst zu gehen, etwas Hoffnung zu machen sowie Vertrautes zu Gehör zu bringen. Möglichst auch zum Mitsingen. Aber jede/r für sich zu Hause. Und trotzdem von den Gemeinden das Gefühl zu geben, in Gemeinschaft zu sein.

Bei diesen Zielen blieb es bis heute. „Die Leute dürfen ja immer noch nicht in der Kirche singen“, sagt die Organistin. Etwa ein Mal pro Woche treffen sich deshalb die beiden Musiker an der Bartholomäuskirche in Lütgendortmund und spielen ihr Stück ein. Manchmal sind es auch zwei oder drei. „Wichtig ist uns stets der Bezug zum Kirchenjahr“, betont Scheibe.

So hörten die Online-Nutzer aktuell zum Reformationstag „Eine feste Burg ist unser Gott“ in der älteren Originalfassung. An Karfreitag hieß es "Bewahre uns Gott, behüte uns Gott ...". Und Ostersonntag natürlich "Christ ist erstanden...". Für Abwechslung sorgen zwischenzeitlich Soli der beiden, sodass die Schuke-Orgel nicht stets die Liedmelodie spielt.

Nach dem Spiel ist vor dem „Online“-Stellen. „Ich bin immer wieder begeistert, wie schnell Peter Welge, einer der Bearbeiter der Internetseite unserer Gemeinde, die jeweiligen Stücke hochlädt“, freut sich Scheibe. Dass dieser zudem jedes Mal zu den Stücken inhaltliche Texte heraussucht oder auch schreibt, findet der Trompeter noch besser.

Die Reaktion der Zuhörer – egal ob in Bochum oder Dortmund – ist zudem gut. „Wir bekommen regelmäßig tolle Rückmeldungen“, erzählen die beiden und schwelgen auch in Details. Zum 1. Advent soll es eine CD geben, ergänzt um geistliche Impulse.

Fritz-Wicho Herrmann-Kümper