Masken-Portraits setzen Zeichen für mehr Miteinander

Wo bleibt die Gemeinschaft, wenn Menschen einander in Zeiten der Corona-Pandemie mit aufgesetzten Alltagsmasken begegnen? Dieser Frage thematisiert der Bochumer Fotograf Michael Grosler in seiner Ausstellung „#Augen_Blicke“. 40 Schwarz-Weiß-Portraits von Gesichtern mit Masken blicken dort dem Betrachter direkt in die Augen. Die Fotos im Format 40 x 40 cm sind bis Donnerstag, 29. Oktober, in der entwidmeten Lutherkirche der Evangelischen Kirchengemeinde Langendreer – heute LutherLAB – zu sehen.

Die Gesichter schauen dabei das Gegenüber mal erwartungsvoll, mal nachdenklich und mal heiter an. Sie machen neugierig aufeinander. „Das geschieht allerdings nur, weil ich mein ganzes kreatives Können als Fotograf in diese Bilder gesteckt habe“, sagt Grosler dazu im Gespräch. Im Alltag stelle er eher das Gegenteil fest. Durch die Masken trete eine Entfremdung ein, weil die Menschen einander nicht mehr persönlich wahrnehmen würden, so der ehemalige Fotograf der Ruhrnachrichten Bochum weiter. Grosler: „Dieser wachsende Mangel an Empathie führt dazu, dass Leute nur noch an sich denken. Andere vereinsamen wiederum. Das öffnet dann Verschwörungstheoretikern und Populisten Tür und Tor.“ Sein Fazit: „Die Pandemie ist gewissermaßen ein Brennglas einer unguten gesellschaftlichen Entwicklung.“

Mit seinen eindrücklichen Fotos will der Fotograf dieser Tendenz entgegentreten. Durch die Anordnung der Bilder sind die Besucherinnen und Besucher gezwungen, den porträtierten Menschen in die Augen zu schauen und ihre Stimmung zu erkennen. „Ich sehe es als meine Aufgabe als Kreativer an, auf diese Entwicklungen hinzuweisen. Wir teilen alle das Problem mit dem Corona-Virus und sollten einander mitnehmen“, betont Grosler. Nun hofft er, dass viele Leute seine Einstellung teilen und trotz der Pandemie mehr aufeinander achten. „Ich habe die Bildserie als kostenfreie Wanderausstellung entwickelt. Ich freue mich über jede Möglichkeit, die Ausstellung und vor allem die Idee dahinter weiterzugeben. Für mehr ‚Augen-Blicke‘ füreinander“, schmunzelt er.

Öffnungszeiten: Lutherkirche (Alte Bahnhofstraße 166) jeweils dienstags von 15 bis 17 Uhr und donnerstags von 10 bis 12 Uhr sowie parallel zu allen anderen Veranstaltungen im „LutherLAB“. Kontakt: Michael Grosler, Am Ruhrort 62, 44789 Bochum, Tel. 0171/8386558 oder michael@grosler.de.

Fritz-Wicho Herrmann-Kümper