Barockmusik bringt Kirschner-Orgel zum Klingen

Erstellt am 12.10.2020

„Italienische Orgelnacht“ eröffnet die 40. Bochumer Orgeltage in der Stiepeler Dorfkirche

Vier mal 35 Minuten Orgelkonzert mit jeweils 25 Minuten Pause dazwischen: Das hieß es bei der „Italienischen Orgelnacht“ in der Stiepeler Dorfkirche zum Auftakt der 40. Bochumer Orgeltage. Diese fiel allerdings von Seiten der auftretenden Konzertorganisten nicht ganz so italienisch aus wie geplant. Organist Thorsten Maus aus Recklinghausen musste für Federica Iannella, die langjährige Leiterin des Internationalen Orgelfestivals in Senigallia (Adria, Provinz Ancona), einspringen. Der Grund, so Kirchenmusikdirektor (KMD) Arno Hartmann, künstlerischer Leiter der Orgeltage, bei seiner Begrüßung: „Frau Iannella hatte vor wenigen Tagen einen Unfall mit ihrem Motorroller.“

Hartmann war trotzdem froh, dass das 40-jährige Jubiläum dieses Kulturevents unter Hygieneauflagen bis Freitag, 13. November, stattfinden darf. „Die Corona-Pandemie kam uns in diesem Frühjahr dazwischen“, so Hartmann, der nicht nur Kreiskantor und Leiter der Evangelischen Stadtkantorei Bochum, sondern auch Organist an der Dorfkirche ist.

Organist Fabio Ciofini aus Umbrien saß als erster an der 2004 im Turm der Dorfkirche eingebauten „Königin der Instrumente“ des Orgelbauers Harm Dieder Kirschner aus Ostfriesland. Sein Publikum ging aufmerksam mit bei seiner Reise durch die Orgelliteratur der Barockzeit, die passend zur barocken Stimmung der Orgel ausgewählt war. Ob Van den Kerckhoven, Bach oder Corelli, sein präzises Spiel begeisterte, wie der Applaus zeigte.

Ivano Zanzarella setzte anschließend mit französischer und deutscher Orgelmusik einen anderen Schwerpunkt. Mit „Pari Intervallo“ von Arvo Pärt (geb. 1935) unternahm der Organist, der zurzeit in Bochum Wissenschaftsphilosophie und Mathematik studiert, auch einen Ausflug in die Postmoderne. Ergebnis: Es passte ins Gesamtkonzept mit dem steten Wechsel von dramatischen und eher getragenen Werken.

Maus und Giampola di Rosa rundeten mit ihren Konzerten das hochwertige abendliche Programm ab. Alle vier Konzerte boten einen gelungenen Einstieg in das 40-jährige Jubiläum. Die Orgeltage, eine zunächst ökumenische kirchenmusikalische Institution, rief Josef Mertens, Organist im ehemaligen Redemptoristen-Kloster „Maria Hilf“ (Imbuschplatz), mit seiner Frau Brunhilde im Frühjahr 1981 ins Leben.

Die Idee, Orgeltage zu veranstalten, hatte das Ehepaar im Sommerurlaub 1980 in Lübeck. Dort gab es bereits eine solche Konzertreihe. Im Jahr 2000 übernahm KMD Bernhard Buttmann (Christuskirche Bochum) die künstlerische Leitung der Veranstaltung und reichte diesen Stab 2003 an Arno Hartmann weiter. Die Organisation übernimmt seit 2000 das städtische Kulturamt.

Der Eintritt zu den sechs weiteren Konzerten ist frei. Die Anzahl der Plätze für Interessierte bleibt begrenzt. Es gelten die aktuellen Abstands- und Hygieneregeln. Nach dem Konzert besteht die Möglichkeit zu einer Spende. Weitere Informationen zum Programm gibt es unter www.bochumer-orgeltage.eu im Internet.

Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

Enger „Spielort“: Konzertorganist Ivano Zanzarella an der Kirschner-Orgel im romanischen Turm der Stiepeler Dorfkirche.

Kirchenmusikdirektor Arno Hartmann begrüßte die Besucherinnen und Besucher zum Auftakt der 40. Bochumer Orgeltage. Fotos: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper