Ramadan in Bochum mitten in der Corona-Krise

Das Redaktionsteam der Bochumer Zeitschrift „Neu in Deutschland“ (NiD). Foto: NiD

Die christlichen Kirchen haben Wege gefunden, Ostern trotz Corona zu feiern, die jüdische Gemeinde beging das Pessach-Fest unter den veränderten Bedingungen, nun feiern Musliminnen und Muslime Ramadan in Zeiten des Abstandsgebotes.

Pfarrerin Eva-Maria Ranft vom Frauenreferat der Evangelischen Kirche in Bochum hat Eindrücke aus einem Gespräch mit Mitgliedern der Redaktion der Bochumer Zeitschrift „Neu in Deutschland“ (NiD) gesammelt. Die Redaktionsmitglieder, die sich regelmäßig im Stadtteilzentrum Q1 in Stahlhausen treffen, sind vor wenigen Jahren aus verschiedenen Regionen Syriens und aus Algerien nach Deutschland gekommen. Sie sind zwischen 24 und 36 Jahre alt.

"Auf den Ramadan freue ich mich immer sehr! Weil ich in dieser Zeit genau das mache, was zu mir gehört. Ich fühle mich in dieser Zeit deshalb sehr glücklich." (Amel Fellah)

"In Damaskus ist der Ramadan ein großes Fest, überall in der Stadt! Das Wichtigste ist aber, dass die Familien zusammen sind. Während des Ramadans versuchen die Familien, an einem großen Tisch zusammen zu kommen. Wer länger arbeitet, kommt später dazu, aber alle versuchen, dabei zu sein." (Omar Alnabulsi)

"Ich fahre jeden Abend eine halbe Stunde mit der Bahn, um zur Iftar-Zeit bei meinem Bruder zu sein und mit ihm zu essen. Das ist ganz schön aufwändig, aber wer will denn abends alleine sein, um das Fasten zu brechen?" (Muhammad K. -Name geändert)

"Das Gemeinschaftliche finde ich sehr schön, aber von der muslimischen Tradition des Fastens bin ich, ehrlich gesagt, nicht überzeugt. Der spirituelle Hintergrund des Fastens erschließt sich mir nicht. Das Fasten soll den Menschen ein Gefühl dafür geben, wie es ist, Hunger zu leiden. Aber wir fühlen nicht wirklich, was die Armen in unserer Gesellschaft fühlen." (Lamia Hassow)

"In Deutschland spüre ich den Unterschied durch Corona gar nicht so sehr, weil ich hier gar nicht so viele Menschen kenne, mit denen ich zusammen sitzen würde. In Algerien ist in diesem Jahr allerdings alles anders und das ist offenbar überall zu spüren: Normalerweise besuchen die Familien sich gegenseitig bis spät in die Nacht. Das geht jetzt leider nicht." (Amel Fellah)

"Als Kind habe ich in Damaskus Tür an Tür mit meinem Opa und anderen Verwandten gewohnt. Im Ramadan haben wir uns jeden Abend besucht und mit vielen Personen am Tisch gesessen, auch mit Freunden. Seit 2011 ist das alles anders, also seit der Krieg angefangen hat. Meine Familie lebt nun in unterschiedlichen Städten und Ländern." (Monzer Mahmoud)