„Das größte Problem ist die Aussetzung des Familiennachzuges“

BOCHUM - Alles ist geschlossen, zu Hause bleiben das oberste Gebot, und Kontakte sind auf ein Minimum beschränkt. All dies trifft auch geflüchtete Menschen in Bochum, die häufig mit vielen Personen auf engstem Raum in kleinen Wohnungen oder Containern leben. Wegen der Sprachbarriere nicht immer gut informiert, ist es für viele sehr zermürbend, die gegenwärtige Situation in einem fremden Land zu erleben.


Problematisch ist, dass nicht nur die Flüchtlingsberatungsstellen geschlossen sind und viele ehrenamtliche Initiativen wie Sprachkurse oder Flüchtlingscafés ausfallen. So fehlen Unterstützungsangebote und Sozialkontakte; es gibt aber z. Zt. auch kaum therapeutische Angebote für die häufig traumatisierten Menschen.

Gleichzeitig sind - Corona bedingt - die meisten Ämter wie das Sozialamt geschlossen. So können Anträge nicht gestellt und bearbeitet werden, und häufig genug bleibt damit auch das Geld aus.

„Das alles ist schwierig genug,“ erzählt Julia Gorlt von der Regionalen Flüchtlingsberatung bei der Diakonie Ruhr, die asyl- und aufenthaltsrechtliche Beratung anbietet und auch Anlaufstelle für sozialrechtliche Fragen ist.

„Das größte Problem für die Menschen aber ist die Aussetzung des Familiennachzuges. Das liegt an der Beschränkung der Reisefreiheit, die eine Einreise nach Deutschland oft nicht möglich macht." Häufig aber können Flüchtende auch die deutsche Botschaft in ihren Heimatländern nicht erreichen. So ist zum Beispiel die Botschaft in Kabul zerstört. Um ein Visum zu bekommen, müssten die Menschen nach Islamabad in Pakistan. Die Grenze nach Pakistan ist wegen Corona aber komplett geschlossen.

Für die Angehörigen hier in Bochum, die sich oft schon seit Jahren um den Nachzug bemühen, ist das eine sehr belastende Situation.“ Manche Geflüchtete haben auch wegen der Corona-Schließungen ihren Arbeitsplatz verloren. „Das ist natürlich ohnehin ein Problem,“ weiß Gorlt. „Oft ist aber das Einkommen auch die notwendige Grundlage für die Bürgschaft gegenüber der Ausländerbehörde, denn die hier lebenden Familienmitglieder müssen nach deren Ankunft in Deutschland für ihre Angehörigen teilweise finanziell aufkommen.“