„Corona ist nicht das größte Problem“

Nach wie vor gibt es intensive Kontakte von Bochumerinnen und Bochumern in die Ostukraine nach Donezk. Der Freundeskreis Bochum – Donezk unterstützt nach wie vor eine Sozialstation in der Stadt, die ambulante Pflege leistet für ehemalige Zwangsarbeiterinnen – und mittlerweile auch für deren damals in Deutschland geborene Kinder.

Die Sozialstation wird u. a. von Brot für die Welt unterstützt und war in den letzten Monaten besonders gefährdet, weil es nicht möglich war, Geld aus Deutschland nach Donezk zu transferieren.

„Die Mitarbeitenden verzichteten in dieser Zeit auf ihr Gehalt und sprangen sogar noch mit privaten Ersparnissen ein, um die Sachkosten zu decken“, berichtet Horst Grabski, Vorsitzender des Freundeskreises. Mittlerweile ist ein Weg gefunden worden, auf dem das Geld hoffentlich in Donezk ankommt, um die Menschen in der gebeutelten Stadt zu unterstützen.

Viele der alten Menschen sind alleine in der Stadt zurückgeblieben, die meisten jüngere Menschen sind 2013/14 in die Westukraine geflohen und versuchen - so gut es geht – ihre Angehörigen zu unterstützen.

Für die Seniorinnen und Senioren, die in Donezk geblieben sind, bedeutet alleine schon das Abholen der Rente ein großes Problem, denn sie müssen dafür in die Westukraine reisen, was nur mit Passierschein und Terminvergaben möglich ist.

„Die kleine evangelisch-lutherische Gemeinde in Donezk besteht weiter, sie ist Teil der Deutschen Evangelischen Kirche in der Ukraine,“ erzählt Ludmilla Pelich, Gemeindeleiterin, die manchen in Bochum von Besuchen her bekannt ist. „Corona bedingt gibt es natürlich keine Gottesdienste, Kontakte können wir nur per Telefon halten,“ zeigt sich Pelich besorgt bei dem Gedanken an viele arme und alte Gemeindemitglieder.

Bisher ist niemand von den Mitarbeitenden der Sozialstation erkrankt und auch niemand von den Patienten. Eine Versorgung im Krankheitsfall wäre auch kaum gewährleistet, der Rettungsdienst fragt bei einem Alarm zunächst nach dem Alter der Kranken, bevor er sich auf den Weg macht.