Gelebte Ökumene in Hordel schafft Platz für den Nachwuchs

Erstellt am 20.04.2020

Neue U3 der Kita Finefraustraße findet ein neues Zuhause im ehemaligen St. Barbara Kindergarten

Blick in den Park: Kita-Leiterin Elke Finger-Zirkler in der neuen U3-Betreuung des evangelischen Kindergartens Finefraustraße in Hordel. Foto: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

 

Außen denkmalgerecht gestaltet, innen ein Kleinkind-Paradies: Das ist der ehemalige katholische Kindergarten St. Barbara für die neue Unter-Dreijährige-Kinder-Gruppe (U3) der Evangelischen Kindertagesstätte Finefraustraße (Kita). Mitten in der Kolonie Dahlhauser Heide in Hordel ging sie Anfang Januar mit zehn Kindern in Betrieb.

"Kinder, Eltern und unsere Erzieherinnen sind seitdem ein tolles Team geworden", freut sich Kita-Leiterin Elke Finger-Zirkler zur neuen Außenstelle ihrer Einrichtung.

Schon vorab war viel Teamarbeit nötig, um das vor rund sieben Jahren angedachte Unterfangen schließlich umzusetzen. "Das war beste ökumenische Zusammenarbeit vor Ort und ein gutes Zusammenwirken mit verschiedenen Ämtern der Stadt Bochum sowie dem Landesjugendamt", betont dazu Michael Both, Geschäftsführer der Evangelischen Kindergartengemeinschaft.

Der Grund: Die neue U3 zog in die Räume des ehemaligen katholischen Kindergartens St. Barbara ein, den die vormalige katholische Ortsgemeinde Herz Jesu Hordel bereits Anfang der 2000er Jahre aufgab.

Natürlich fand der Neubezug erst nach kräftigem Innenumbau der historischen katholischen Kleinkindschule von 1910 statt. "Wir haben alles entkernt und instand setzen lassen", erklärt dazu Klaus-Michael Evers vom Kirchenvorstand der heutigen Pfarrei "St. Peter und Paul Propstei". Als Projektleiter begleitete er mit Architektin Claudia Trabant maßgeblich den Umbau.

Das hieß unter anderem: Innenwände versetzen, um besser zugeschnittene Räume zu schaffen, neue Stromleitungen legen, alle Sanitäreinrichtungen von Fliesen bis Kinderklo runderneuern. Hinzukam ein moderner Feuerschutz, wie es das Bauordnungsamt forderte. Die historische Innentreppe konnte wiederum - sehr zur Freude der Denkmalbehörde - erhalten bleiben.

Letzteres führt zu dem Umstand, warum in der Vergangenheit nicht einfach ein Anbau an die bestehende Kita Finefraustraße - ebenfalls von 1910, als Krupp die Arbeitersiedlung errichtete - entstehen konnte. "Aufgrund der bestehenden Gestaltungssatzung für die Siedlung war das aus Denkmalschutzgründen nicht möglich", so Both. Beim ersten Anlauf für eine U3 in 2013 war das zunächst in Planung.

In 2016/17 kam der Geschäftsführer ins Gespräch mit der katholischen Pfarrei. Dort stieß er auf offene Türen. "Die evangelische Ortsgemeinde nutzt bereits seit längerem unsere Barbarakapelle für ihre Gottesdienste nach der Schließung ihrer Kirche. Da war es für uns gelebte Ökumene, auch der U3 im Gebäude ein zu Hause zu geben", erklärt Ewers dazu.

Der Weg dahin erwies sich als zäh, denn verschiedene Ämter mussten Genehmigungen geben. Das ging natürlich mit Auflagen und steigenden Kosten einher. Ewers: "Am Ende waren es die Zuschüsse des Landesjugendamtes sowie der langfristige Mietvertrag, die uns ermutigten, den Umbau anzugehen." Der passierte ab Sommer 2019. Am 1. Dezember war offizielle Übergabe.

Die Kita und die Ortsgemeinde sind froh über die neuen Räume und die Gruppe. "Das ist ein gutes Angebot für die vielen jungen Familien, die inzwischen in Hordel leben", sind sich Finger-Zirkler und Pfarrerin Diana Klöpper einig. Die Kita-Leiterin ist zudem sehr zufrieden mit der ökumenischen Zusammenarbeit. "Herr Ewers war stets für unsere Bedürfnisse ansprechbar", sagt sie.

Im Gebäude entstanden ein großer Gruppenraum für Spielangebote von Klettern bis Rollenspiel, ein Schlafraum für den Nachwuchs, ein Wasserspielbereich im Bad sowie ein gemütliche Essecke. "Das ist unser 'Kinderrestaurant', wo wir uns zum Frühstück und Mittagessen treffen", schmunzelt Gruppenleiterin Alina Nolte.

Toll finden die Eineinhalb- bis Dreijährigen auch den Blick in den Park. "Als Holzfällerarbeiten dort stattfanden, war das wie Kino: alle schauten genau zu, um das dann nachzuspielen", erzählt Nolte. Natürlich sind die Kleinkinder auch oft selbst im Park unterwegs. Und nachmittags steht stets der Besuch bei den Kindern in der "Haupt"-Kita an, die etwa 150 Meter entfernt liegt. Ewers strahlt: "Die vor 110 Jahren beim Bau der Kolonie angelegte konfessionelle Trennung haben wir nun zusammengebracht."

Nun freuen sich alle auf die offizielle U3-Eröffnung Mitte Mai. Wenn sie dann stattfindet. Bis auf weiteres sind U3 und Kita wegen der Corona-Krise auf jeden Fall geschlossen.

Fritz-Wicho Herrmann-Kümper