Im Tod sind alle gleich

Erstellt am 11.03.2020

Ausstellung in der Stiepeler Dorfkirche

Das Leiden Christi und dessen Tod sind die Themen in der Passionszeit. Grund genug für die evangelische Kirchengemeinde Stiepel diese Thematik aufzugreifen. Bis Ostermontag, 13. April, ist in der Dorfkirche der neue Zyklus „Bochumer Totentanz auf Zeche“ des Künstlers Peter Beckmann zu sehen.


Warum der Bergbau im Zentrum dieses Totentanzes steht, erklärt Beckmann so: "732 Zechen gab es in der Vergangenheit innerhalb der heutigen Stadtgrenzen von Bochum. Seit der Schließung der Zechen Hannover (1973) in Hordel und Holland (1974) in Wattenscheid ist das Zechensterben hier zu Ende." Für den 66-Jährigen war deshalb klar, ein Bochumer Totentanz-Zyklus muss das Verschwinden dieser historischen Industriekultur thematisieren.

Beckmann greift das Thema auf seinen zehn Folien mehrfach auf. Seine Bilder entstehen als Teil der Tanzsymbolik auf dem Untergrund von alten Vinyl-Langspielplatten. Deren schwarzer Untergrund steht zugleich für die im christlich-europäischen Kulturkreis traditionelle Trauerkleidung. Die unterschiedlichen Bildmotive setzen das fort, indem jeweils der Knochenmann im schwarzen Bergmannskittel tanzt.

Diese Bilder ergänzt Beckmann mit einer Karte zu historischen Zechenstandorten in der Stadt. "99 Standorte habe ich darauf verewigt", erklärt der ehemalige Lehrer für Musik und Mathematik an der Erich-Kästner-Gesamtschule, der dafür akribisch recherchieren musste.

Der Künstler griff die Thematik zum ersten Mal 1980 auf. Damals bearbeitete er den „Totentanz von Basel“ - Erstentstehung als Fresko etwa Mitte des 15. Jahrhundert - neu.

Daran fasziniert ihn bis heute vor allem eins: "Der Tod ereilt jeden, egal ob arm oder reich, obwohl der Weg dorthin sehr unterschiedlich ist." Beckmann blickt zurück: "Damals wurde das erste ,Retortenbaby gemacht'. Seitdem ist künstliche Befruchtung keine Seltenheit mehr."

Dass die Ausstellung das Thema Tod aufgreift, findet Pfarrerin Christine Böhrer wichtig. "Jetzt in der Passionszeit ist die Zeit, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen." In ihrer Predigt vor der Ausstellungseröffnung ging sie deshalb auf eine Textstelle bei Hiob dazu ein. Konfirmanden spielten zudem in einem Rollenspiel das Märchen vom "Gevatter Tod" der Gebrüder Grimm nach.

Die Ausstellung „Bochumer Totentanz auf Zeche" ist zu besichtigen bis Ostermontag, 13. April, in der Dorfkirche (Brockhauser Straße) vor und nach den Gottesdiensten sowie zu den Zeiten der "Offenen Kirche": dienstags bis sonntags von 14 bis 16 Uhr bis zum 29. März, ab dem 30. März jeweils von 14 bis 18 Uhr.

Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

Künstler Peter Beckmann stellt seinen neuen Totentanz-Zyklus „Bochumer Totentanz auf Zeche“ in der historischen Dorfkirche aus. Rechts: Karte zu historischen Zechenstandorten.

Schallplatte, Knochenmann, Bergmannskittel: Der Totentanz des alten Ruhrgebiets durch das Zechensterben kommt mehrfach zum Ausdruck. Fotos: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper