Wenn sich Musik in Form, Farbe und Bewegung verwandelt

Erstellt am 19.09.2019

Lesung im Q1 erinnert an 100 Jahre Bauhaus

Die Friedenskapelle im "Q1-Haus für Kultur, Religion und Soziales im Westend" der evangelischen Gemeinde Bochum ist nicht nur ein einladender Ort zum Gebet. Sie ist auch ein stimmungsvoller Raum für Lesungen. So gingen jetzt die Besucher in der gut gefüllten Kapelle intensiv mit, als dort die Schauspielerin Hella-Birgit Mascus aus dem Buch "Tanzen sie ein gelbes Dreieck" von Tom Sallers vorlas.


Cellistin Ruth Felicitas Lehmann bot begleitend ein ansprechendes musikalisches Rahmenprogramm: Sie entführte die Zuhörer in die Barockzeit und mit den Comedian Harmonists bis hinein ins 20. Jahrhundert. Ausgelassener Beifall für beide inklusive.

Anlass für die Lesung, die vom städtischen Kulturbüro unterstützt wurde, war der 100. Geburtstag des "Bauhauses", jener staatlichen Kunstschule, die Architekt Walter Gropius 1919 in Weimar gründete. Es entstand dort eine der einflussreichsten Bildungsstätten im Bereich der Architektur, der Kunst und des Designs im 20. Jahrhundert.

"Diesen Kirchenbau hätte es ohne das Bauhaus nicht gegeben", begrüßte deshalb Pfarrer Holger Nollmann die Zuhörer mit Blick auf das schlichte und gleichwohl raumstrukturierende Design der heutigen Kapelle sowie des Kirchenbaus von Ende der 60er Jahre. Auch der Kirchenbau unterlag damit diesem Einfluss.

Der Werdegang der Hauptfigur Martha - biographisch angelehnt an Bauhaus-Dozentin Gertrud Grunow - stand im Zentrum des Vortrages von Mascus. Die Tochter eines Kapellmeisters in einem pommerschen Dorf hat die besondere Gabe, Töne in Bewegung, Farbe und Formen zu sehen. Daraus entwickelt die spätere Pädagogin am Bauhaus eine "praktische Harmonisierungslehre", die Wahrnehmung und Ausdruck schult.

Die Schauspielerin nimmt bei der Lesung die Zuhörer mit auf diese Reise. Bildhaft sehen sie im geistigen Auge wie durch Töne zunächst Farben und Formen und später durch musikalische Stücke auch Bewegungsabläufe für Martha entstehen. Das getanzte gelbe Dreieck wird bei Martha und damit bei den Zuhörern in der Kapelle Realität.

Die Reaktion der Besucher im Anschluss war durchweg positiv. "Sie fanden den Stoff interessant, waren von der Lesekunst beeindruckend und fanden die Musik kongenial", erklärt Nollmann. Mascus war wiederum begeistert von der zur Geschichte passenden Raumatmosphäre.

Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

Die Friedenkapelle bot einen stimmungsvollen Ort für die Lesung mit der Schauspielerin Hella-Birgit Mascus anlässlich 100 Jahre Bauhaus. Foto: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper