Gesang holt den Himmel auf die Erde

Erstellt am 03.08.2019

Deutsch-deutscher Kammerchor verzaubert das Lindener Publikum

Der Deutsch-deutschen Kammerchor beim Auftritt in der Christuskirche in Linden. Foto: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

 

"Als Kind des Ruhrgebiets sage ich 'Boah, das war toll'", freute sich Andrea Kampmann, Chorleiterin und Organistin der Evangelischen Kirchengemeinde Linden. Sie dankte damit den Sängerinnen und Sängern des Deutsch-deutschen Kammerchores für ihren mehr als gelungenen Auftritt in der Christuskirche in Linden.


Das Publikum ging schon zuvor bis zum letzten Ton gebannt mit. Nach einem hörbaren kurzen Aufatmen bedankt es sich dann mit langanhaltenden stehenden Ovationen bei den 38 Chorsängern, die für den diesjährigen Projektchor aus dem gesamten Bundesgebiet sowie Dänemark und Österreich zu den Proben nach Gelsenkirchen anreisten. Nach viereinhalb-tägigem Einstudieren unter Leiterin Prof. Hannelotte Pardall standen die Chormitglieder, die alle eine professionelle Stimmausbildung haben, zum Erstauftritt in der Christuskirche. Weitere Konzerte folgten in Düsseldorf, Bocholt, Bottrop, Köln und Essen.

Zur Einstimmung in den Abend intonierten die Sängerinnen und Sänger, die ehrenamtlich auftraten, gelungen die geistliche Mottete "Wie lieblich sind deine Wohnungen" von Heinrich Schütz.

Bei der Uraufführung des Werks "Himmel auf Erden" des jungen Komponisten Thomas Emanuel Cornelius (geboren 1986) lief der Chor anschließend zur Höchstleistung auf. 18-stimmig erklang das Werk und brachte den Himmel hörbar in die Kirche. Ob laut oder leise oder das Zischen der Schlange, wenn das Wort "Paradies" beim Vortrag fiel, stets schwebte der Ton im Chorraum sowie zwischen den Bankreihen. "Ein eindrückliches Erlebnis", zeigte sich Zuhörerin Sandra Pues aus Essen beeindruckt, die sich einzelne solcher Stimmen für den eigenen Chor wünschte.

Chorvorsitzender Hinrich Schmidt-Henkel hatte dieses Klangerlebnis bereits bei der Anmoderation angekündigt. "Cornelius, den der Chorvorstand um diese Auftragskomposition zum 30-jährigen Bestehen des Chores gebeten hatte, und wir wollen damit im Wortsinne den Himmel auf die Erde bringen, um der Hoffnung auf Auferstehung einen Ausdruck zu geben", erklärte er. Der Projektchor war im Frühjahr 1989, kurz vor dem Mauerfall, als Symbol deutsch-deutscher Verbundenheit gegründet worden.

Zum Abschluss erklang "Der Abend" von Richard Strauss - ein A-cappella-Werk für einen 16-stimmigen gemischten Chor. Natürlich in der Originalversion. "Wir haben dieses Mal die Stimmen dafür", freute sich Schmidt-Henkel, als er das Werk ankündigte. Weitere Höhepunkte am Abend setzte Konzertorganist Stefan Kießling aus Leipzig, der den Chor begleitete. Er begeisterte die Hörer mit der Triosonate No. 1 von Johann Sebastian Bach sowie der 6. Sonate von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Fritz-Wicho Herrmann-Kümper