WAZ berichtet über internationale Kirchentagsgäste in Bochum

Erstellt am 23.06.2019

"Wir lernen viel voneinander"

Prof. Maria Anna Kreienbaum (r.) und Harald Lehmann (2.v.l.) und ihre Kirchentagsgäste Gladys Oyat, ihr Mann Michael Oyat und Sagar Gaudel (l). Foto: Ingo Otto / FUNKE Foto Services

 

Gäste aus Nepal und Uganda haben während des evangelischen Kirchentags in Dortmund Maria Anna Kreienbaum und ihr Mann Harald Lehmann beherbergt. Die WAZ sprach mit dem Bochumer Ehepaar und ihren internationalen Gästen.


Mit internationalem Besuch haben die beiden Bochumer gute Erfahrungen. Immer wieder freuen sie sich über Gäste in ihrem Haus in Querenburg. Das bringen schon ihrer beider Berufe so mit sich. Als Hochschul-Professorin hat Maria Anna Kreienbaum viel mit Austauschprogramme zu tun. Harald Lehmann ist pensionierter Lehrer und seit vielen Jahren Vorsitzender der evangelischen Gossner-Mission.

Anlässlich des Kirchentags haben sie Gladys Oyat und ihren Mann Michael aus Uganda sowie Sagar Gaudel aus Nepal für ein paar Tage bei sich aufgenommen. „Allein schon die Gespräche bei uns am Tisch bringen viel an Austausch, und wir lernen gegenseitig sehr viel voneinander“, sagt Lehmann.

Für ein kurzes Gespräch mit der WAZ haben die drei Gäste ihr anstrengendes Kirchentagsprogramm unterbrochen, um zu erzählen, warum sie nach Deutschland gekommen sind.

Für Sadar Gaudel ist es das erste Mal überhaupt. Lehmann erklärt, dass die Gossner Mission in zahlreichen Ländern aktiv ist und sich in Nepal und Uganda vor allem für die Versöhnung zwischen den ehemals verfeindeten Bürgerkriegsparteien einsetzt. In der nepalesischen Hauptstadt Katmandu ist Gaudel aktiv an verschiedenen Versöhnungsprojekten beteiligt. „Dort geht es etwa um Mediation, Vermittlung in dem Friedensprozess in meiner Heimat. Aber auch um Strategien, wie es weitergehen kann“, erzählt er. Auf dem Kirchentag habe er davon berichtet, von den Schwierigkeiten, den Rückschlägen aber auch den Fortschritten: „Die Gespräche auf dem Kirchentag haben mir viel gebracht“, hofft er etwas zurück in seine Heimat nehmen zu können.

Gladys Oyat leitet im über zwei Jahrzehnte (1986 bis 2006) vom Bürgerkrieg erschütterten Norden Ugandas ein Internat und eine höhere Schule für Mädchen. „Selbst während der schlimmsten Zeit blieb unsere Schule geöffnet und war so etwas wie eine Zuflucht für die Mädchen“, berichtet Gladys.

Doch der Krieg hinterließ Spuren im Leben der jungen Frauen. Sie wurden zum Teil verschleppt, es gab Gewalt, Vergewaltigungen. Viele der Mädchen sind bis heute traumatisiert. Noch 2008, zwei Jahre nach dem Krieg, habe es eine Massenhysterie in ihrer Schule gegeben, viele Schülerinnen seien zusammengebrochen.

Auf dem Kirchentag berichtete Gladys Oyat in einer Gesprächs-Runde von ihrer Arbeit, und darüber, wie sie in Uganda den traumatisierten Menschen helfen und sie sich der großen neuen Frage in ihrer Heimat, der Frage, wem das Land gehört, stellen.

Für Maria Anna Kreienbaum und Harald Lehmann wird es mit Sicherheit nicht die letzte Einladung gewesen sein.

Michael Weeke / WAZ