Unterm Kreuz durch die Stadt

Erstellt am 13.04.2019

Auf dem Ökumenischen Jugendkreuzweg erinnern die Teilnehmenden an das Leiden und Sterben Jesu

Ökumenischer Jugendkreuzweg in Linden: Marc, Erik, Luca und Emma (v.l.) tragen das symbolische Kreuz. Foto: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

 

Wer eine Woche vor Ostern in Linden oder in der Innenstadt unterwegs war, konnte ein besonderes Ereignis verfolgen: Jugendliche und Erwachsene zogen mit einem großen Holzkreuz durch die Straßen. Ihr Ziel: Beim Ökumenischen Kreuzweg der Jugend unter dem Motto "Ans Licht“ das Leiden Jesu Christi vor gut 2000 Jahren im heute nachzuerleben.


Eine Gruppe, organisiert von der evangelischen und katholischen Jugend in Bochum, startete ihren Gang entlang der Innenstadt am Bergbaumuseum. Bereits dort wurde das Thema des diesjährigen Jugendkreuzweges „Ans Licht“ deutlich: „Glück Auf!“ ist verbunden mit der Hoffnung, im Dunkeln des Stollens Wertvolles zu finden und zugleich aus dem Dunkeln wieder glücklich zurück ins Helle aufzufahren. Im Leidensweg Jesu bleibt trotz der schweren Leiderfahrung die Hoffnung auf das erlösende Ende. Die Dunkelheit kann das Licht nicht ganz auslöschen.

Am Polizeipräsidium erinnerten sich die Teilnehmer an die Verurteilung Jesu. Am Kunstmuseum als einem Ort, den man gerne mit Menschen besucht, wurde die Begegnung Jesu mit seiner Mutter Maria thematisiert. In der Kapelle im Augusta Krankenhaus begrüßte die Krankenhaus-Seelsorgerin die Gruppe. Gemeinsam wurde darüber nachgedacht, dass in schweren Lebenserfahrungen Hilfe erlebt werden kann.

Die Mauer an der Synagoge erinnerte an das Klagen der Frauen über das Leid. Die Eisen-Skulptur im Stadtpark machte deutlich, wie verletzlich man sein kann, wenn man bloßgestellt wird. Im Kirchhof an der Lutherkirche wurde über die Kreuzigung und die Grablegung Jesu nachgedacht, die außerhalb der Stadttore stattgefunden hat.

Unterwegs wurde an mehreren Stationen eine Laterne angezündet um deutlich zu machen: Das Licht der Hoffnung scheint trotz des Leides. Dieses Licht der Laterne wurde zur letzten Station mit in die Lutherkirche gebracht. Weitere Kerzen wurden angezündet, so dass ein Lichterkreuz entstand – da wurde an die Auferstehung Jesu erinnert. Jeder Teilnehmende entzündete an der Kerze im Kreuz seine eigene kleine Kerze und stellte sie als weiteren Lichtpunkt zum Kreuz.

Zum Abschluss feierte die Gruppe ein gemeinsam ein Agapemahl in der Kirche. „Es tat richtig gut, nach dem kalten Weg in der warmen Kirche zu sitzen, zu essen und zu trinken und sich zu unterhalten“, sagt Jugendreferentin Ruth Ditthardt von der Evangelischen Jugend. „Die Stationen des Passionsweges durch die Stadt zu gehen und dabei Orte aufzusuchen, an denen die verschiedenen Aspekte auch heute verdeutlicht werden, ist eindrücklich gelungen“, lautet ihr Fazit.

Themen, die auch Erwachsene nicht gerne "Ans Licht" lassen"


In Linden boten die Konfirmanden der evangelischen Kirchengemeinde auf ihrem Kreuzweg an der ersten Station ein Rollenspiel. Sie präsentierten aus heutiger Sicht, wie es gewesen sein muss, als Christus von Pontius Pilatus, den römischen Statthalter im historischen Israel, zum Tode verurteilt wurde.

"Du bist schuldig", schikaniert einer vehement einen anderen Jugendlichen, der mit verbundenen Augen in einem virtuellen Zimmer sitzt. Dieser widerspricht zwar mit "Ich bin unschuldig", doch die (Vor-)Verurteilung geht voran. Einsam bleibt er im verschlossenen Zimmer zurück und wartet auf seine Strafe.

Die Arche der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Bochum-Linden/Hattingen ist die nächste Station, gefolgt von der katholischen Liebfrauenkirche. Während der Zug in der Arche nur einen kurzen Zwischenstopp macht - Thema "Trauer" mit weinende Frauen - gibt es in Liebfrauen wieder viel Aktion. Das reicht von der Kreuzigung bis hin zum Tode Christi Hinzukommt mit Blick auf das Motto "Ans Licht“ dessen Widerauferstehen mit dem symbolischen Aufheben allen Leidens.

Die Konfirmanden zogen aus unterschiedlichen Motiven mit. "Das gehört zum Unterricht", erklärte Erik. Emma machte die Aktion wiederum Spaß. Allerdings: "Das Reden über Sterben erinnert mich an den Tod meiner Urgroßmutter", meint die 13-Jährige nachdenklich. Erfahrung mit Tod und Trauer hat auch Rico. "Ich hatte zwei Hamster. Ihr Tod ging mir nahe", sagt er.

Alle Jugendlichen wirkten gerne beim Kreuzweg mit. Pfarrer Rolf Schuld war begeistert. "In zwei Unterrichtsstunden zuvor erarbeiteten sie selbst ihren Teil des Jugendkreuzweges. Sie redeten zudem über Leiden und Tod. Themen, die selbst Erwachsene nicht gerne "Ans Licht" lassen."

Fritz-Wicho Herrmann-Kümper