Langendreer nimmt Abschied von der Pauluskirche

Erstellt am 21.03.2019

Pfarrer Geldmacher macht trotzdem Mut für die Zukunft

Mit der Luther- und der Pauluskirche weihte die evangelische Kirchengemeinde in Langendreer im Jahr 1905 gleich zwei Kirchen ein. Nun, nach über 110 Jahren, ist mit der Pauluskirche die letzte der beiden Kirchen mit einem feierlichen Gottesdienst geschlossen worden. Von der Lutherkirche hatte sich die Gemeinde bereits vor sieben Jahren verabschiedet.


Den Abschiedsgottesdienst an einem März-Sonntag begleiteten rund 400 Gemeindemitglieder. Das hieß nicht nur Abschied in Liturgie, Predigt und Worten des Presbyteriumsvorsitzenden. Auch kurze symbolische Handlungen wie das Löschen der Altarkerzen sowie das Entfernen der Bibel vom Altar unterstrichen das Ende des Gotteshauses.

Presbyteriumsvorsitzender Pfarrer Jörg-Martin Höner begrüßte die Besucher: "Heute ist ein schwerer Tag für die Gemeinde: Wir nehmen Abschied von unserer Pauluskirche, in der 114 Jahre lang Christen in hellen und dunklen Tagen zusammenkamen."

Christian Radelt sah das nach dem Gottesdienst ähnlich. "Im Grunde bin ich sehr traurig, dass die Kirche zu ist, denn sie hat mich mein ganzes Leben begleitet", sagte der 45-Jährige. "Hier wurde ich getauft, konfirmiert und war als Jugendlicher da. Meine Kinder wurden hier auch getauft, gingen in den Kindergarten und sind nun ebenfalls konfirmiert", erzählt der Vater: "Aber es war ein schöner, festlicher Abschied. Vor allem auch durch den Chorauftritt!" Der Pauluschor unter seiner Leiterin Sophie Reichart, hatte begleitet von einem Streicherensemble mit mehreren Kantaten die Kirche zum Klingen gebracht.

Traurig war auch Annegret Rafhöfer, die mit Mutter Anne Dore (94) gekommen war. "Ich finde es erschreckend, dass in unserem Lande christliche Kirchen geschlossen werden", betonte sie. "Wir werden weiterhin in die Kirche gehen, an einem anderen Ort, so wie es Pfarrer Geldmacher in seiner Predigt gesagt hat." Dem langjährigen Gemeindepfarrer, der 2016 in den Ruhestand ging und trotzdem am Abschiedstag predigte, ist sie dankbar: "Er hat sich stets total engagiert und sich um die Kirche gekümmert."

Pfarrer i.R. Wilfried Geldmacher erinnert in seiner bewegenden Predigt daran, dass der Kindergarten (seit 1902) und die Frauenhilfe schon vor der Kirche da waren. "Beide werden auch zukünftig bleiben", sagte der 64-Jährige weiter. Er dankt dem Förderverein, der die Kirche 20 Jahre lang mit viel Einsatz und Geld instand gehalten hat.

Pfarrer Geldmacher schaute auch auf die Gemeindegliederzahlen, die Auslöser für den Schließungsbeschluss des Presbyteriums sind: "Als wir die Gemeinde Langendreer 2002 gründeten, hatten wir 16.000 Mitglieder. Heute sind es 9.600. Tendenz fallend." Sein Mut machender Schluss: "Die Zusage Jesu aber bleibt: ‚Ich bin bei Euch alle Tage bis an das Ende der Welt‘, egal wo wir zukünftig in den Gottesdienst gehen."

Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

Die Pauluskirche in Langendreer, in der jetzt der letzte Gottesdienst stattfand.

Symbolischer Abschied mit Altarbibel und Taufkerze: Pfarrer Joachim Gentz (m.) schließt mit den Presbytern Frank Gisselmann (l.) und Kim Roger Feiertag (r.) die Kirche.

Pfarrer i.R. Wilfried Geldmacher machte den Gemeindemitgliedern Mut für die Zukunft. Fotos: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper