Menschen zählen mehr als Zahlen

Erstellt am 27.02.2019

Regionales Treffen der Initiative für Evangelische Verantwortung in der Wirtschaft auf Schalke

Pfarrer Ernst-Martin Barth führte die etwa 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Initiative durch das Schalke-Stadion und hielt in der Arena-Kapelle eine Andacht. Foto: Frauke Haardt-Radzik

 

Rund 60 evangelische Mittelständler trafen sich jetzt bei der Jahrestagung der Regionalgruppe Ruhrgebiet der Initiative für evangelische Verantwortung in der Wirtschaft e.V. in der Arena auf Schalke.

Ins Leben gerufen hat diese regionale Gruppe der Leiter der Evangelischen Stadtakademie Bochum, Arno Lohmann. „Der Glaube ist unsere Grundlage“, stellt auch der jetzige Geschäftsführer der Initiative, Werner Spieker, heraus. Zusammenhalt, Austausch, Vernetzung, gemeinsame Besichtigungen, Vorträge und natürlich auch Andachten. Diesmal trafen sich die Mitglieder nicht in Bochum, sondern im Gelsenkirchener Fußballstadion. Nach einer Führung durch die Schalke-Arena und einer Andacht in der Arena-Kapelle widmet sich die Veranstaltung dem Thema „Corporate Happiness“.

„Für Punkte bete ich nicht, sehr wohl aber für die Menschen vom FC Schalke 04: Der Verein liegt mir am Herzen“, stellt Pfarrer Ernst-Martin Barth während seiner informativen Stadionführung klar. Barth ist Pfarrer der evangelischen Christus-Kirchengemeinde in Gelsenkirchen-Buer und von evangelischer Seite für die Kapelle in der Arena zuständig.

Wenige Stunden zuvor gab es hier in der Schalke-Arena den sehr emotionalen Abschied von einem seiner ganz Großen, Rudi Assauer. Und dass hier das Herz noch zählt, war allerorts zu spüren, so auch beim Gang durch den Tunnel, den alle Spieler durchlaufen, auf dem Weg zum Spiel auf dem Rasen.

Direkt gegenüber in der Arena befindet sich die einzigartige Kapelle. Nicht in blau-weißen Vereinsfarben, sondern ausdrücklich ganz schlicht gehalten. Hier kamen dann auch nach dem Rundgang die Vereinsmitglieder zur Andacht zusammen: „Lobsingt, ihr Völker alle, lobsingt und preist den Herrn“ erklang es vielstimmig. Und wohl alle spürten, dass dies ein besonderer Ort der Ruhe und des Nachdenkens ist.

Dann widmeten sich die Teilnehmenden ihrem aktuellen Thema: Corporate Happiness. Nicht die Punkte, oder anders gesagt die wirtschaftlich relevanten Zahlen eines Unternehmens, sondern das gute Miteinander, das Wohl der Mitarbeitenden rückt nach der Idee des Corporate Happiness in den Blickpunkt eines Unternehmens. Unter anderem durch die Beteiligung des Kirchenkreises Bochum und der Evangelischen Stadtakademie Bochum fand die Zusammenkunft in Gelsenkirchen statt.

Oliver Haas, Geschäftsführer der Bewegung, erläuterte den Sinn dieser neuartigen Unternehmensführung. Die Wertschätzung und das Glück der Mitarbeitenden stehen dabei über den rein wirtschaftlichen Erfolgszahlen. Der Weg jedes einzelnen Betriebes, der sich für diese neue Unternehmenskultur entscheidet, ist allerdings nicht im Handumdrehen erledigt. Zunächst müsse die Führungsebene den grundsätzlichen Willen aufbringen, sich auf das Neue einzulassen. Und alle, die mitmachen, sollten das vollkommen freiwillig tun.

Dieses Umdenken sei kein leichter Weg, so der Vortragende, der jedoch, das belegte auch der Erfahrungsbericht der Betriebsrätin eines regionalen Unternehmens, wenn er einmal beschritten wurde, zu dann auch wiederum wirtschaftlichen Erfolgen des Unternehmens führen kann. Deutlich weniger Krankmeldungen etwa seien das erste sichtbare Zeichen. Und insgesamt zufriedenere Mitarbeiter, die das auch ausstrahlen.

„Wir wollen unser Unternehmen nach diesem Prinzip umgestalten“, sagt der Bochumer Christoph Kunzmann, Vorstand des Matthias-Claudius-Sozialwerks. Seit einem Jahr ist er Mitglied der Initiative und möchte nach diesem Treffen und dem Vortag über Corporate Happiness nun gern durchstarten.

Dass er zunächst bei sich selbst anfangen muss, seine Haltung und Einstellung zu Mitarbeitern und zum Führen eines Betriebes überdenken muss, ist ihm dabei klar. „Wir möchten gern neue motivierte Mitarbeiter für unsere vielen verschiedenen Bereiche gewinnen. Also etwa für die Matthias-Claudius-Schule, das Catering für das Musikforum, das Tanas im Schauspielhaus.

Zusammen mit einigen Mitarbeitern nutzte Kunzmann das Treffen um sich darüber auszutauschen. „Für mich ist das Netzwerk das Schöne, die spannende Herausforderung, wie wir christliche Werte ins Geschäftsleben mit hineinnehmen können.“ Oder, wie das Motto der Initiative lautet: Mutig glauben und verantwortlich handeln.

Frauke Haardt-Radzik