Gedenkstunde zum Tag der Befreiung von Auschwitz

Erstellt am 24.01.2019

„…dass Erinnerung befreit“

Vor 74 Jahren, in den Mittagsstunden des 27. Januars 1945, wurde das Vernichtungslager Auschwitz befreit. Der Tag steht für Hunderte andere, an denen das Morden beendet wurde. Die Nazis und ihre Verbündeten hatten Europa mit einem dichten Netz von Lagern überzogen. Sie hatten die Menschen, die sie ermorden wollten  -  Juden, Sinti und Roma, auch Menschen mit Handicaps oder mit einer für Faschisten unerträglichen Meinung, Religion, Sexualität  -  aus allen Enden Europas deportiert oder sie gleich an Ort und Stelle niedergeschossen.

In der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen haben sich Überlebende des Mordens im „Club Stern“ zusammengeschlossen. Als Kinder haben sie die deutschen Erschießungskommandos in Weißrussland, der Ukraine, in Russland überlebt. Viele von ihnen haben mit ansehen müssen, wie ihre Eltern und Geschwister und Freunde ermordet wurden, alle sind sie ihrer eigenen Ermordung nur zufällig entkommen.

Seit gut zwei Jahrzehnten leben sie in Bochum, in einer Stadt, die ihre Juden ebenfalls vertrieben und in die Todeslager deportiert hat. Wir kennen 600 Namen von Bochumer Juden und Jüdinnen, die ermordet worden sind. Die Bochumer Namen werden alle Jahr für Jahr am 27. Januar in der Synagoge gelesen. Und dann nennen die Überlebenden selber die Namen ihrer Angehörigen und Freunde, die von den Nazis ermordet worden sind.

Es sind deutschsprachige Namen, ukrainische, russische, polnische, hebräische, es ist eine europäische Erinnerung. Und eigentlich ist dies  -  das öffentliche Erinnern  -  eine Aufgabe der Bürgergesellschaft, es wäre zumal eine Aufgabe des Rates.

"In der Christuskirche Bochum begehen wir den 27. Januar seit vielen Jahren, namhafte Künstler wie etwa Marianne Rosenberg oder Michael Degen haben die Erinnerung gestaltet", sagt Pfarrer Thomas Wessel. Die für dieses Jahr geplante Veranstaltung musste jedoch abgesagt werden zu einem Zeitpunkt, als die Zeit zu knapp war, eine adäquate Alternative vorzubereiten.

Jetzt ist es  -  neben der öffentlichen Lesung der Namen, die das „Bündnis gegen rechts“ am Samstag auf der Kortumstraße organisiert  -  jetzt ist es die Gedenkstunde in der Synagoge, die diesen schwersten Tag im Kalender begeht. Eine Schieflage: Das Morden war ein staatliches, der Gedenktag ist ein staatlicher, aber das Morden erinnern und den Gedenktag begehen die, die dem Terrorstaat entkommen sind.

Ihre Erinnerung kennt kein Protokoll, der Rahmen, in dem sie steht, ist eher persönlich gehalten, ist aber öffentlich und zugänglich für alle Menschen dieser Stadt, die daran festhalten, dass Erinnerung befreit.

GEDENKSTUNDE ZUM 27. JANUAR in der SYNAGOGE BOCHUM

16.30 Uhr: Lesung der Namen der ermordeten Bochumerinnen und Bochumer
17.00 Uhr: Gedenkstunde
Erich-Mendel-Platz 1