Endlich eine Stele für die Pfefferdose!

Erstellt am 03.01.2019

Georg Braumann, Pfarrer im Ruhestand, gab den Anstoß zur Entwicklung dieser Erinnerungs- und Informationstafel vor der Alten Propstei. Foto: Frauke Haardt-Radzik

Eine Tafel erinnert jetzt an die Kirche der reformierten Christen in Bochum

„Bochum hat einen historischen Ankerpunkt mehr!“ Mit diesen Worten umschrieb Hans Hanke von der Kortum-Gesellschaft die Bedeutung der Erinnerungsstele, die nun auf der Unteren Marktstraße/Ecke Bleichstraße für die frühere Johanniskirche enthüllt wurde.

Diese war früher quasi das dritte christliche Standbein in Bochum. Neben der katholischen Kirche entwickelte sich im Zuge der Reformation die lutherische und dann schon bald die reformierte Kirche. In der Schweiz von Zwingli und Calvin gegründet, entstanden überall Gemeinden, die sich von den Lutheranern abgrenzten. So auch in Bochum.

Nachdem die Gemeindeglieder zunächst in der katholischen Propsteikirche ihre Gottesdienste abhalten konnten, wurde 1661 der Beschluss gefasst, ein eigenes Gotteshaus zu bauen.
„Die Reformierten sagten von sich, dass sie weitergegangen sind als die Lutheraner“, erläuterte der Leiter der Evangelischen Stadtakademie, Arno Lohmann, während der Feierstunde zur Enthüllung der Stele auf der Unteren Marktstraße die unterschiedliche Ausrichtung der beiden protestantischen Glaubenszweige. So fand sich in reformierten Kirchen keinerlei Schmuck, einzig und allein das gesprochene Wort galt und nichts sollte davon ablenken.

Nach der Beschlussfassung  dauerte es noch einige Jahre, dann wurde im Jahre 1698 die Johanniskirche eröffnet. „Pfefferdose“, so ihr Spitzname, der auf die besondere kompakte Bauform mit einem flachen Dach abzielte.

„Ihre Geschichte spiegelt die ebenso lange wie wechselvolle Entwicklung des kirchlichen Lebens nach der Reformation wider“, bekräftigte Lohmann ihre Bedeutung für Bochum. 1874 schließlich vereinigten sich die beiden evangelischen Glaubensrichtungen zur gemeinsamen unierten Kirche in Bochum. Doch bis zum gemeinsamen Abendmahl dauerte es dann tatsächlich noch bis 1974.

Pfarrer im Ruhestand Georg Braumann hatte es sich in den Kopf gesetzt, an die Johanniskirche, die im zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe vollkommen zerstört wurde, zu erinnern. Er recherchierte umfassend zur Geschichte der Kirche. Ein Wiederaufbau nach Kriegsende scheiterte daran, dass die Stadt in diesem Bereich der Bochumer Innenstadt andere Pläne hatte. Die Evangelische Stadtakademie, die Evangelische Kirchengemeinde Bochum, die Kortum-Gesellschaft Bochum, die Stadt Bochum und Pfarrer i.R. Dr. Georg Braumann beschlossen, mit einer Stele an die Kirche und Gemeinde der reformierten evangelischen Christen unserer Stadt zu erinnern.

Nach mehreren Anläufen wurde die Gedenk- und Informationstafel nun enthüllt und der Öffentlichkeit übergeben.

Frauke Haardt-Radzik