„Ich bin für die Menschen da!"

Erstellt am 18.07.2019

Fröhliches Gruppenfoto nach der Ordination von Pfarrer Till Weiß (3.v.l. vorne), u.a. mit Pfarrer Thomas Vogtmann (l.) und Superintendent Gerald Hagmann (3.v.r. vorne). Foto: Gemeinde

Pfarrer Till Jonas Weiß für den Dienst in der Kirche berufen

In einem feierlichen Gottesdienst in der Erlöserkirche in Hiltrop ist jetzt Pfarrer Till Weiß ordiniert worden. Sein Ziel: Junge Menschen für die Kirche gewinnen.


Was mache ich eigentlich beruflich? Diese Frage hat sich Till Weiß gestellt, als er vor ein paar Tagen bei seinem türkischen Friseur war. „Ich bin Pfarrer und habe am Sonntag einen großen Tag, da möchte ich gut aussehen“, hat der 36-Jährige seinem Friseur gesagt. Der fragte wiederum: „Was für ein Fahrer bist du denn genau?“

Die kleine Anekdote ist Teil seiner Predigt und stößt in den Bänken der Hiltroper Erlöserkirche auf Gelächter.

Till Weiß atmet tief durch, er ist sichtbar nervös. Kein Wunder, denn viele Menschen, darunter Familie und Freunde, sind zu seiner feierlichen Ordination – zur feierlichen Einsetzung eines Pfarrers in sein Amt – durch Superintendent Gerald Hagmann gekommen – ein besonderer Tag im beruflichen Werdegang eines Geistlichen, denn damit ist dieser berufen zur öffentlichen Verkündigung des Evangeliums. Nun sind alle Augen auf ihn gerichtet.

„Ich bin für die Menschen da, teile ihre Trauer, schweige oder feiere mit ihnen, helfe Abschied zu nehmen und ermutige sie, ihre Angst zu überwinden“, so Till Weiß. Angst spielt in seiner Predigt eine große Rolle. Nicht nur seine eigenen Ängste, die er vor diesem großen Tag hatte, sondern auch allgemeine Ängste, die es vor Veränderungen in der Gesellschaft gibt.

In seiner Predigt macht er immer wieder einen Schwenk auf die Detektive des Kinderhörspiels „Die drei Fragezeichen“, genauer gesagt auf Peter, den Angsthasen des Trios – denn auch er lässt nicht von seinen Ängsten nicht entmutigen. Es ist eine Predigt mit viel Selbsthumor und einer lockeren Erzählweise, die bei den Besuchern des Gottesdienstes gut ankommt: „Das ist was anderes als früher, da bin ich in der Kirche manchmal fast eingeschlafen“, sagt die 61-jährige Anita Balcerzak. „Hier wollte man wissen, was er als Nächstes erzählt. Diese Generation belebt die Kirche.“

Jüngere Generationen für die Kirche zu begeistern ist nur eines der Ziele von Pfarrer Weiß. Ein Ansatz dafür ist der „Komma!“-Gottesdienst in der Rotunde, der sich an Menschen ab 20 Jahren richtet. „Die Leute müssen nicht immer in die Kirche kommen, sondern wir kommen auch zu ihnen.“

Den Gottesdienst in der Rotunde besuchen auch Interessierte, die sonst nicht in die Kirche gehen. Dieses und weitere Projekte möchte Till Weiß in Zukunft weiter unterstützen. Und wenn er mal nicht arbeitet? „Dann bin ich DJ oder braue Bier.“

Valerie Becker


Pfarrer Till Jonas Weiß. Foto: Kai Bielefeld / KK

Pfarrer Till Jonas Weiß


Till Jonas Weiß wurde am 18. Juli 1982 in Münster geboren und wuchs in Lünen auf.

Schon früh wurde die örtliche Gemeinde seine Heimat, besuchte er die Kinderbibelwochen, arbeitete an einer Jugendgottesdienstreihe mit und ließ sich zum Ehrenamtlichen in der evangelischen Jugend Lünen ausbilden.

Nach dem Abitur und dem Zivildienst bei der evangelischen Jugend Lünen folgte das Theologiestudium in Bochum. Von Oktober 2015 bis März 2018 absolviert u.a. in Kirchengemeinde Langendreer bei Pfarrer Thomas Vogtmann sein Vikariat, die praktische Pfarrerausbildung. Nach dem Zweiten Theologischen Examen folgt ab April 2018 der Probedienst.

Derzeit arbeitet Pfarrer Weiß mit einem Stellenumfang von 50 Prozent im Evangelischen Jugendpfarramt und mit 50 Prozent in der neuen Kirchengemeinde Bochum-Nord.

Rolf Stegemann