Erste Hilfe für die Seele

Erstellt am 14.05.2019

Sabine Kückels ist ehrenamtliche Notfall-Seelsorgerin

Wenn Sabine Kückels gerufen wird, weiß sie, dass irgendwo in Bochum gerade ein Mensch oder eine Familie in Not ist. Die Altenbochumerin ist seit einem halben Jahr eine von 15 neuen Notfall-Seelsorgern der Evangelischen Kirche in Bochum. Ehrenamtlich, versteht sich.  

„Es geht immer um den Tod oder um das Sterben“, sagt die 61-Jährige. Ob das nicht schrecklich sei? „Nein, eher interessant.“ Ihr gehe es doch gut. „Deshalb möchte ich da sein, wenn andere Menschen Hilfe brauchen.“

Vor rund einem Jahr hat sie beim Evangelischen Kirchenkreis Bochum mit der Ausbildung begonnen. Sie hat Vorträge gehört – über das Sterben zu Hause, über Plötzlichen Kindstod, über Suizid. Sie hat Stress-Seminare belegt, ein 24-Stunden-Praktikum auf einem Rettungswagen absolviert und eine mehrmonatige Hospitationsphase hinter sich. Und doch sei jeder Fall anders. „Wir wissen nie, was auf uns zukommt.“

Es ist die Polizei oder die Feuerwehr, die die Notfall-Seelsorge ruft. Und wenn Sabine Kückels gerade Bereitschaft hat, kann es sein, dass sie raus muss. Und zwar so schnell wie möglich. Die Beamten sind dann meist noch vor Ort, meist auch der Rettungsdienst.

Ihre Aufgabe? „Wir möchten den Betroffenen das Gefühl geben, dass die Welt kurz stehen bleibt. Und dass jemand für sie da ist.“ Das könne durch eine Umarmung geschehen, durch leise Worte oder einfach nur durch die Anwesenheit. „Die große Kunst ist schweigen zu können“, sagte sie. Viele der Betroffenen würden in Momenten der Trauer nämlich oft gar nicht reden wollen. „Auch das muss man aushalten können.“

Ein bis zwei Stunden dauern die Einsätze im Durchschnitt. Manchmal auch länger. „Wir bleiben so lange, wie wir gebraucht werden.“

Letztendlich gehe es immer darum, die richtigen Worte zu finden. Und zu trösten. Und ganz wichtig: Alles, was die Altenbochumerin hört, unterliegt der Schweigepflicht. So kann alles zur Sprache kommen, was ausgesprochen werden soll.

Hauptberuflich ist Sabine Kückels Sekretärin beim Deutschen Anwaltsinstitut. Doch der Umgang mit Not und Trauer ist ihr schon lange vertraut. Sie war 13 Jahre lang für die Telefonseelsorge im Einsatz, pflegte anschließend ihre Mutter. Als sie 2017 hörte, dass in Bochum Notfallseelsorger gesucht werden, meldete sie sich sofort.

Ob sie das Leid der anderen denn mit nach Hause trage? „Man sollte immer versuchen, dass das nicht passiert.“ Deshalb wurden für die neuen Notfall-Seelsorger auch die typischen lila Jacken angeschafft. „Wenn man die Jacke wieder auszieht, sollte der Einsatz auch im Kopf erst einmal vorbei sein.“ Aber es gebe natürlich auch Supervision und Unterstützung von erfahrenen Kollegen.

Trotzdem könne es natürlich passieren, dass auch einem Notfall-Seelsorger ein Einsatz nahegeht. Trotz eigener seelischer Stabilität. Das sei aber nicht schlimm. „Wenn dann mal die Tränen kommen, ist das doch nur ehrlich.“

Der Beitrag ist zuerst erschienen in dem Stadtteil-Magazin „VorOrt…in Altenbochum und Wiemelhausen“.

Sabine Kückels in der typischen lila Jacke der Notfall-Seelsorge. Foto: VorOrt

Die Notfall-Seelsorge der Evangelischen Kirche

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