Schicht am Schacht

Erstellt am 06.05.2019

Glückauf, der Steiger kommt: An der Lutherlinde sangen Pfarrer Johannes Romann, Knappen und Konfirmanden gemeinsam. Foto: Fritz-W. Herrmann-Kümper

Pfarrer Johann Romann leitete in Gerthe seine letzte Konfirmation

Diese Konfirmation in der Gerther Christuskirche der evangelischen Kirchengemeinde "bochum-nord" war für Pfarrer Johannes Romann eine besondere. Der 65-jährige Seelsorger führte nach rund 38 Dienstjahren in der Gemeinde zum letzten Mal Konfirmanden zum Altar. Zum 1. Oktober 2019 geht er in den Ruhestand. Das passende Motto: "Schicht am Schacht".

Entsprechend feierlich ging es zu, als die 36 Konfirmandinnen und Konfirmanden mit Romann einzogen. Neun ehemalige Bergleute vom Bergmanns-Kameradschafts-Verein "Glückauf Gerthe 1891 e.V." (BKV) folgten dem Zug durch die mit 600 Besuchern mehr als bis auf den letzten Platz besetzte Kirche.

Den Bezug zum Bergbau erklärte Pfarrer Romann bei der Begrüßung zur inzwischen zweiten Konfirmation mit dem BKV: "Diese Kirche und diese Gemeinde hätte es ohne den deutschen Steinkohlebergbau nicht gegeben." Für ihn war deshalb klar: "Wir bleiben auch nach dem Ende des Ruhrbergbaus im vergangenen Jahr dem Bergbau und seinen Traditionen vor Ort sehr verbunden."

Die Konfirmanden bezog er in diese Tradition mit ein. In den letzten Wochen besuchten sie nicht nur verschiedene Orte der benachbarten ehemaligen Zechenanlage Lothringen.

Die Jugendlichen lernten auch alle sieben Strophen des Steigerliedes auswendig. Zusammen mit den Knappen und Romann sangen sie den Klassiker nach dem Auszug unter der Lutherlinde vor der Kirche.

Im Gottesdienst gab es auch andere Töne. So rief Presbyterin Helga Berghoff in ihrer Rede den Konfirmanden zu: "Ihr seid dreifach die ersten in unserer neuen Gemeinde!" Der erste Jahrgang nach dem Ende des Ruhrbergbaus, der erste mit nur einjähriger Vorbereitungszeit nach der Neuformierung der Gemeindearbeit und der erste Konfirmanden-Jahrgang in den Kirchenbüchern der seit 1. Januar bestehenden Kirchengemeinde "bochum-nord", hervorgegangen aus dem Zusammenschluss von Gerthe und Hiltrop.

Die Predigt war für Pfarrer Romann zudem ein Stück Abschied nehmen von seinen "letzten" Konfirmanden. Er brachte deshalb symbolhaft einen Koffer mit den Unterlagen für den kirchlichen Unterricht mit. In seiner Rede forderte er den Nachwuchs dazu auf, zum evangelischen Glauben auch in Zukunft zu stehen ebenso wie zur europäischen Einheit. Letztere habe Europa viele Jahrzehnte Frieden und vor allem auch Freizügigkeit gebracht. "Als Zeichen für diese Verbundenheit hisst unsere Gemeinde deshalb seit Jahren die Kirchenfahne mit der Europaflagge."

Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

Konfirmation 2019

Über 30.000 evangelische Jugendliche gehen in diesen Wochen in der rheinischen und westfälischen Kirche zur Konfirmation. Zu ihnen gehören auch mehr als 600 Jungen und Mädchen aus Bochum. Sie bestätigen und bekräftigen damit die Entscheidung für den christlichen Glauben, die in vielen Fällen zunächst ihre Eltern für sie durch die Taufe im Kindesalter getroffen haben. Die feierlichen Konfirmationsgottesdienste in den 15 evangelischen Kirchengemeinden in Bochum gehören zu den beliebtesten Gottesdiensten.

Der Konfirmation geht eine Vorbereitungszeit voraus. Evangelische Jugendliche nehmen in der Regel im 7. und 8. Schuljahr daran teil und werden im Alter von 14 Jahren konfirmiert. Nach der Konfirmation können die Jugendlichen Pate oder Patin werden und am Abendmahl teilnehmen. Natürlich spielen Freizeiten, Fahrten und andere gemeinsamen Aktivitäten mit Gleichaltrigen eine große Rolle in der Konfi-Zeit. Aber nicht nur das: Die Heranwachsenden beschäftigen sich auch mit religiösen Themen. Dabei tritt in der modernen Konfi-Arbeit das reine Weitergeben von Inhalten durch Auswendiglernen immer mehr in den Hintergrund. Das Erleben und Entdecken von Leben und Glauben in der Gemeinschaft steht hier vielmehr im Mittelpunkt.                                 Rolf Stegemann