"Wir feiern hier heute den letzten Gottesdienst. Bei vielen von Ihnen ziehen nun die Erinnerungen vorüber, die sie mit dieser Kirche verbinden." Am Ende entwidmete Hövermann mit Gemeindeaktiven das kleine Gotteshaus, indem letztere symbolhaft das Abendmahlsgeschirr, die Altarkerzen und die Taufschale hinaustrugen.
Der gesamte Gottesdienst, den die Pfarrerin mit ihrem Kollegen Rolf Schuld gestaltete, stand unter dem Bibelwort "Alles hat seine Zeit" (Prediger 3, 1-11). Dabei erinnerten die beiden auch an zahlreiche Gemeinschaftserlebnisse rund um die Kirche wie den jährlichen Gottesdienst an Ostermontag mit Eiersuche sowie an das Gemeindefest am Standort. Stets ein beliebter Treffpunkt im Stadtteil zwischen Weitmarer Holz und Ruhr.
53 Jahre lang trafen sich die evangelischen Christen sowie deren Nachbarn und Freunde an der Kirche zum Gottesdienst und mehr, nachdem diese durch die Gemeinde Weitmar unterstützt vom "Evangelisch-kirchlichen Verein Sundern" von 1964 bis 1966 errichtet worden war. Entsprechend groß waren die Trauer und der Dank der Gemeindemitglieder nach dem Gottesdienst. "Das ist schlimm, denn die Kirche war unser letzter Treffpunkt hier im Quartier", sagt Ulrike Ückmann. "Wir durften 45 Jahre lang hierher zu Gottesdiensten und Festen kommen. Das stimmt mich traurig, macht mich aber auch dankbar", betont Sigrid Wirtz.
Fynn Dedek, der in den letzten Jahren öfters die Glocken läutete, findet die Schließung ebenfalls schade. "Meine Eltern haben hier geheiratet. Ich wurde hier getauft. Zum Gottesdienst war ich auch gerne hier. Nun ist es vorbei", erinnert sich der junge Erwachsene. Das letzte Läuten zum Gottesdienst nahm er mit dem Handy auf. "So bleibt eine Erinnerung."
Die Glocken sind auch das Thema von Presbyter Carsten Förster aus Linden, der sichtlich bewegt vom Abschied ist. Sein grünes T-Shirt trägt die Aufschrift "100 Kilometer Sponsorenlauf für die Glocken 'Zum Guten Hirten'". "In 2015 ging hier nur noch eine Glocke", berichtet der Extremsportler, während die Glocken noch läuten: "Mit dem Einnahmen durch meinen Lauf konnten wir das Läutwerk wieder reparieren." Seitdem hat Förster eine intensive Beziehung zur Kirche, die er öfters bei seinen Trainingsläufen besucht.
Vielleicht wird Förster auch in Zukunft zu "seiner Kirche" joggen. Denn das Gebäude soll erhalten bleiben und künftig als Wohnhaus genutzt werden.
Fritz-Wicho Herrmann-Kümper