Stiepeler Kultursommer überrascht mit musikalischen Leckerbissen

Erstellt am 09.08.2018

Das Nachtkonzert mit einem bunten Strauß an Abendmusiken gestalteten in der Stiepeler Dorfkirche Kornelia Goldstein, Trompete, Michael Goede, Clavichord, Cembalo und Orgel, sowie Hanspeter Menzler, Gesang. Foto: Frauke Haardt-Radzik

 

Damit hatte Kirchenmusiker Michael Goede, Organisator des Stiepeler Kultursommers, wohl in seinen kühnsten Träumen nicht gerechnet. Zum Nachtkonzert, kurz vor der Mondfinsternis, strömten so viele Besucher in die Dorfkirche, dass er schon vor Beginn ins Schwitzen geriet. Immer wieder mussten neue Stühle herbeigeschafft werden, damit auch alle einen Sitzplatz fanden.

Das Nachtkonzert als ein bunter Strauß aus Abendliedern des Frühbarock, der Romantik sowie mit neuer Kirchenmusik gestalteten Kornelia Goldstein an der Trompete, Michael Goede an der Orgel, am Clavichord und Cembalo, gemeinsam mit dem Tenor Hanspeter Menzler.

Goede startete am Clavichord mit Musik von Johann Sebastian Bach, bearbeitet von Roland Erben. Feine, eindringliche, auch meditative Musik erklang mal aus dem Altarraum, mal von der Orgelempore. Bei Hieronymus Praetorius „Te lucis ante terminum“ sang Menzler im Altarraum, Goede ließ die Orgel von der Empore erklingen.

Moderne, jazzige Kirchenmusik erklang an diesem Abend gleich zweimal: „Spiritus Domini“ und „Müde bin ich geh zur Ruh“ zum Ende des Konzerts, beide Stücke von dem 1957 in Essen geborenen Komponisten Thomas Gabriels, dargeboten von Goldstein, Menzler und Goede. Das Trio beeindruckte mit diesen ganz unterschiedlichen Musikstücken, mal solo, mal zu zweit und dann wieder zu dritt.

Das Concerto „La Notte“ von Antonio Vivaldi stellte musikalisch die verschiedenen Aspekte und Assoziationen, die Menschen seiner Zeit mit der Nacht, mit Finsternis, Spuk und Gespenstern verbanden, dar.
„Sie brauchen eigentlich kein Programmheft, lassen Sie die Musik einfach auf sich wirken“, hatte Kantor Goede zu Beginn des Abends den Konzertbesuchern empfohlen. Wer den Rat annahm, konnte einfach zuhören und die wunderbaren, recht verschiedenen Abendlieder genießen.

Ganz zarte Töne bot Goede zum Schluss mit Händels „Ciacona G-Dur“. So leise, dass man genau hinhören musste. Ein offenbar übersteuertes Hörgerät eines Besuchers zerstörte diesen feinen Hörgenuss jedoch durch ein lautes, durchdringendes Fiepen, schade.

Beim Verlassen der Kirche gingen sogleich viele Blicke hoch zum Himmel. Schließlich konnten in dieser Nacht die Mondfinsternis, der besonders hell erstrahlende Mars und die am Firmament vorbeigleitende ISS-Raumstation bewundert werden.

Der Stiepeler Kultursommer 2018 wartet bis zum 17. August mit weiteren besonderen Konzerten auf. Neben den Veranstaltungen in der Dorfkirche und der Wasserburg Haus Kemnade liegt in diesem Jahr der Schwerpunkt auf der Kunst des Clavierinstrumentenbaus. Vom 9. bis 12. August präsentieren Cembalo- und Orgelbauer aus mehreren Ländern Nachbauten historischer Clavierinstrumente.

Frauke Haardt-Radzik