Achtung Cybermobbing! Nicht nur in Grumme

Erstellt am 02.08.2018

Die jungen Filmproduzentinnen vom evangelischen Jugendtreff "Sit down" schauen ihr Werk an. Foto: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper

Was ist ein Handy? Was macht man damit? Schon der Nachwuchs im evangelischen Familienzentrum "Die Schatzinsel" in Grumme weiß darüber Bescheid. Das zeigte die Veranstaltung zu "Soziale Medien in unserem Alltag (der Kinder)" an der Liborius Schule.

Der Stadtteilladen Grumme sowie die Grundschule luden dazu ein. Das besondere dabei: Kinder aus dem evangelischen Jugendtreff "Sit down" und der Offenen Ganztagsbetreuung (OGS) an der Liborius Schule drehten eigene Filme zum Thema, die sie am Abend präsentierten.

Ein Filmteam ging auch in das Familienzentrum, um Drei- bis Sechsjährige zu interviewen. Ergebnis: Ein Handy ist schick und selbst für die ganz Kleinen erstrebenswert. Jeder der Eltern hat eins. Die Kinder nutzen es mit zum Spielen - auch im Internet - oder um Fotos zu machen. Die Eltern drehen Filme damit von ihrem Nachwuchs. "Und manchmal kann man damit auch telefonieren", erklärte ein Mädchen.

Ist die Mediennutzung mit diesen Geräten damit ganz anders als bisher? Medienpädagogin Friederike Arenth-Hippert vom Evangelischen Beratungszentrum für Ehe-, Erziehungs- und Lebensfragen bestätigt das im Gespräch mit Moderatorin Silke Neufeld vom Stadtteilladen. "Das Telefonieren steht nicht mehr im Vordergrund. Vielmehr sind das Soziale Medien wie WhatsApp, Instagram, Twitter oder Facebook, auch SMS-Schreiben und das Erstellen von Fotos und Videos gehört dazu", erklärt sie. Je jünger, desto mehr, so ihr Fazit.

Sorgen macht Arenth-Hippert dabei vor allem eins: "Die Eltern verlieren durch das ständige Nutzen des Geräts den Blickkontakt und damit die wichtige soziale Zuwendung zu ihrem Nachwuchs. "Je jünger die Säuglinge und Kleinkinder seien, desto stärker bedürften sie dieser Beziehung, um Sicherheit für ihr Leben zu gewinnen. Arenth-Hippert: "Dauerhafte Irritationen bei den Kleinen können zu ernsthaften Entwicklungsstörungen führen."

Besonderer - durchaus erschreckender - Höhepunkt der Veranstaltung waren zwei weitere Filme. Viertklässler aus der OGS drehten zum Thema "Angst machen in den Sozialen Medien durch Kettenbriefe". Zehn Kinder vom Jugendtreff zeigten mit dem Film "Die Neue" auf, wie "Cybermobbing" abläuft. Dieses Mal mit Happy End, weil der Konflikt im persönlichen Gespräch gelöst wird.

"Wer über Facebook und Co gemobbt wird, sollte sich dringend Hilfe bei Erwachsenen seines Vertrauens suchen - etwa den Lehrern oder Eltern - oder auch Anzeige erstatten“, betont die Medienpädagogin nach den Filmen. Keinesfalls dürfe man sich verletzt zurückziehen. Das wollten solche Täter nur.

"Solche Projekte sind eine schöne Idee. Es ist wichtig, dass sich die Kinder mit solchen Problemen beschäftigen und damit Mobbing verhindern lernen", zog Schulleiterin Barbara Kleffken Bilanz. "Die Lehrer helfen bei solchen Problemen weiter."

"Das war eine wichtige Erfahrung für mein Kind", meinte Mutter Daria Sengüner. "Erschreckt habe ich mich jedoch, wie glaubwürdig die Kinder das Geschehen dem Zuschauer präsentierten", ergänzte Mutter Danielle Menken. "In unserem Treff sorgte das Projekt für viel Gesprächsstoff unter den Kindern und Jugendlichen, wie sie sich als Opfer verhalten hätten", berichtete Deborah Pettkus. Allein deshalb habe es sich gelohnt.

Das Filmprojekt "Soziale Medien in unserem Alltag" entstand im vergangenen Jahr im Arbeitskreis „Orte für Kinder", der alle Organisationen der Kinder- und Jugendarbeit im Quartier vertritt. Der Stadtteilladen übernimmt die Terminabsprachen und die organisatorische Unterstützung. Für das Projekt arbeitete er seit März mit der evangelischen Kindertagesstätte, dem evangelischen Jugendtreff und der OGS zusammen, finanziell unterstützt vom städtischen Jugendamt.

Fritz-Wicho Herrmann-Kümper