Westfälischer Orgeltag in Bochum: Ein Dialog der Königinnen

Erstellt am 27.06.2018

In der Christuskirche erklang Musik für zwei Orgeln

Federica Iannella und Arno Hartmann begeisterten in der Christuskirche mit einem außergewöhnlichen Programm. Foto: Frauke Haardt-Radzik

Zwei Orgeln, zwei Musiker, ein außergewöhnliches Konzert! Federica Iannella aus dem italienischen Senigallia gestaltete gemeinsam mit Bochums Kirchenmusikdirektor Arno Hartmann beim 1. Westfälischen Orgeltag in der Christuskirche Bochum einen sehr abwechslungsreichen Musikabend zu Ehren der Königin der Instrumente.

Während draußen der Sommer gerade eine kühle Pause einlegt, überraschen die beiden Organisten drinnen in der Kirche beim Auftaktkonzert des Bochumer Orgelsommers die Besucher mit ungewöhnlichen Aussichten. Die Musiker spielen diesmal nicht fürs Publikum unsichtbar auf der Empore, sondern lassen zwei kleine Instrumente direkt vorn im Altarraum erklingen. Der westfälische Orgeltag macht es möglich, dass auch mal die, die sonst eher in der zweiten Reihe oder noch versteckter stehen, in den Mittelpunkt rücken.

„Beide kleine Orgeln gehören uns, eine der Stadtkantorei, die andere dem Kirchenkreis“, stellt Hartmann die Besitzverhältnisse klar. Beide Instrumente stehen immer in der Christuskirche und an diesem Abend erstmals gemeinsam im Rampenlicht.

Das musikalische Programm orientiert sich an dem, was die Orgelliteratur für zwei Instrumente zu bieten hat. Beginnend im 16. Jahrhundert mit der „Toccata Cleopatra a 8 a due Organi“ von Aurelio Bonelli führt es über Terreni, Piazza und Soler aus dem 18. Jahrhundert bis zu Luigi Cherubinis „Sonata per due Organi G-Dur“ aus dem 19. Jahrhundert.

Federica Iannella und Arno Hartmann beeindruckten das Publikum mit einem außergewöhnlichen Programm

Federica Iannella, die bereits zum zweiten Mal Gast des Bochumer Orgelfestivals ist, und Arno Hartmann, künstlerischer Leiter dieses Festivals, beeindrucken die konzentriert zuhörenden Besucher mit diesem außergewöhnlichen Programm. „Ein Konzert mit zwei Orgeln ist in unseren Breitengraden sehr selten“, erläutert Hartmann. „Das Besondere ist dabei die Reichhaltigkeit der Dialoge.“ Eine Orgel gibt die Melodie vor, die andere folgt. Dann wieder klingt es wie ein Frage-Antwortspiel. Und immer wieder zwischen den verschiedenen Stücken wechseln die beiden Musiker die Instrumente, wandert Iannella von der rechten zur linken Orgel und Hartmann umgekehrt.

Neben dem außergewöhnlichen Duett der Instrumente in der Christuskirche konnten in der Matthäuskirche in Weitmar die Besucher die dortige Orgel bei einer Besichtigung ausführlich kennenlernen. Etwa 50 Kinder und Erwachsene ließen sich die Funktion und Klangvielfalt der dortigen Orgel ausführlich erläutern. Dann wurde die Geschichte vom Schweinehirt, also die biblische Geschichte vom verlorenen Sohn, erzählt, und die Organistin Ute Wiegard spielte dazu immer wieder passende kurze Musikstücke. „Wir haben schon so manche Orgel gehört, doch durch diese Erläuterungen konnten wir die Musik noch besser erleben“, freute sich ein Zuhörer.

„Wir erhoffen uns mit dem dezentralen Orgeltag in Westfalen eine Fokussierung auf unsere wunderbaren gemeindlichen Musikinstrumente und möchten die Begeisterung für die Königin neu wecken, erhalten und pflegen“, erklärten die Veranstalter dieses Orgeltags. In Bochum wurde dieser Wunsch ganz sicher erfüllt.

Frauke Haardt-Radzik