Evangelische Jugendhilfe Schweicheln feiert auch in Bochum

Erstellt am 20.07.2018

Verbandsgründung vor 125 Jahren

Die Evangelische Jugendhilfe Bochum gibt es zwar erst seit 1989 als Standort des Vereins Evangelische Jugendhilfe Schweicheln e. V. in der Revierstadt. Die gut 100 Beschäftigten der inzwischen elf Jugendeinrichtungen des örtlichen Trägervereins feierten gleichwohl das 125-jährige Jubiläum des Dachverbandes Diakonieverbund Schweicheln (Kreis Herford) in diesem Jahr gerne mit. Zum festlichen Anlass gab es einen interkulturellen und internationalen Gottesdienst in der Stiepeler Dorfkirche.


Dieser nahm die unterschiedliche Religionszugehörigkeit der Mitarbeitenden auf. Passend zu den jungen Menschen, denen sie helfen, besitzen diese über zehn Sprachen und Kulturen als Lebenshintergrund.

Der Gottesdienst war entsprechend vielfältig: Englischsprachiges Eingangslied mit "You Raise Me Up" („Du ermutigst mich“), Lesung aus dem Koran, deutschsprachige Predigt und Fürbitten sowie das "Vater Unser" in elf Sprachen über alle Kulturgrenzen hinweg. Das Gospellied "We are the world", bei dem aufgeblasene Weltkugeln durch den Kirchenraum schwebten, rundete die Gottesdienstfeier eindrucksvoll ab.

Pfarrer Martin Röttger aus Wiemelhausen griff in seiner Predigt zum Psalmentext "Du stellst meine Füße auf weiten Raum" das Jubiläum, das interkulturelle Miteinander und die Arbeit der Evangelischen Jugendhilfe symbolhaft auf. Das hieß unter anderem 125 Jahre Erfahrungshorizont für eine Tätigkeit mit einem unabschließbaren Lernprozess die, so Röttger, "immer wieder neue Wege beschreitet, neue Ideen entwickelt, um Menschen zu erreichen". "Wir erfahren hier, dass Gott ein Raum gebender Gott ist, das mag uns von dieser Wurzel her verbinden über die Grenzen unserer religiösen Traditionen hinweg", erklärte Röttger. "Es geht darum, Horizonte, Lebenshorizonte zu öffnen, gerade da, wo es gar keinen Horizont mehr gibt."

Rainer Kröger, Vorstand des Diakonieverbund Schweicheln, spannte in seinem Grußwort den Bogen von der Erinnerung an die Anfänge zum Mut machen für die Aufgaben der Jugendhilfe von heute. Der 63-jährige Diplompädagoge schlüpfte dafür zunächst in die Person von Pastor Matthias Siebold, der vor 125 Jahren den Diakonieverbund gegründet hatte.

Die damalige Revolution der Erwerbstätigkeit in den Regionen Bielefeld und Ruhrgebiet bewog Siebold 1893 dazu, Einrichtungen für verwahrloste und gefährdete Kinder zu schaffen. Kröger: "Als Motivation für sein Handeln dienten die Werte seines christlichen Glaubens, die Gewissheit, das Gott uns Menschen liebt und wir in unserem Nächsten auch einen von Gott geliebten Menschen sehen."

Diese Motivation habe sich kaum geändert, das gesellschaftliche Umfeld jedoch schon. „Und so ist die Geschichte des Diakonieverbundes immer auch eine der Anpassung an gesellschaftliche Verhältnisse", sagte Kröger.

Diese Veränderungsdynamik spiegelte sich auch 1989 in der Eröffnung eines Bochumer Büros wider, aus dem ein Jahr später die Evangelische Jugendhilfe Bochum hervorging. Der 63-Jährige: "Die sich verändernde Bedeutung des Sozialraumes führte damals zur Dezentralisierung unserer Arbeit. Das hatte zur Folge, dass Kinder aus dem Ruhrgebiet auch von uns weiter im Ruhrgebiet betreut werden sollten, anstatt wie zuvor von Schweicheln aus."

Einrichtungen der Evangelischen Jugendhilfe in Bochum sind heute unter anderem regionale "Ambulante Jugendhilfezentren", die Anlauf- und Beratungsstelle "Sprungbrett" sowie die "Sozialpädagogische Familienhilfe". Jüngstes Standbein ist der "Förderturm - Die Elternschule".

Fritz-Wicho Herrmann-Kümper 

Weltkugel unterwegs für ein interkulturelles Miteinander: Die Evangelische Jugendhilfe Bochum feierte in der Dorfkirche Stiepel einen lebendigen Gottesdienst zum 125-jährigen Bestehen des Diakonieverbund Schweicheln. Foto: Fritz-Wicho Herrmann-Kümper