Integrationskurse bereiten Flüchtlinge auf den Alltag in Bochum vor

Erstellt am 06.07.2018

Nach und nach füllt sich der Raum der Evangelischen Kirchengemeinde Wiemelhausen an der Königsallee. Viele Nationalitäten kommen zusammen. Der Integrationskurs der Diakonie vereint sie im gemeinsamen Lernen.


Die Lehrerin, Martina Vaasen, hauptberuflich an der Technischen Beruflichen Schule 1 in Bochum und seit Januar im Auftrag der Diakonie tätig, ist bereits da und bereitet die Unterrichtsmaterialien vor. Die Mathematikerin und Diplom-Sozialwissenschaftlerin unterrichtet Geflüchtete jetzt schon seit acht Jahren. "Alles fing mit einer Anfrage vom kommunalem Integrationsbüro der Stadt Bochum an, ob ich einen Deutsch-Crash-Kurs geben könne, und da ich Menschen liebe, bin ich hier hängen geblieben", erzählt Vaasen.

Der Integrationskurs richtet sich an Menschen mit Migrations- und Flüchtlingshintergrund, die einen Aufenthaltstitel beziehungsweise eine gute Bleibeperspektive haben sowie an Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union und deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, die nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen.

"Zu allererst steht natürlich die Vermittlung der Sprache, aber es geht auch um die Orientierung, also darum, das Leben in Deutschland kennen zu lernen“, erklärt Angelika Tybus, Projektleitung für Integrations- und Sprachangebote der Diakonie Bochum. „Hierzu zählen Kenntnisse zur deutschen Kultur & Geschichte, zu Werten und Rechtsordnung. Konkret fallen darunter Lebensabläufe, Umweltbewusstsein und auch unscheinbare, aber dennoch wichtige Kenntnisse wie Verkehrsregeln."

Bei aktuell 15 Kursteilnehmenden ist die Atmosphäre familiär, locker und aufgeschlossen. "Die Teilnehmenden sind untereinander vernetzt, helfen sich gegenseitig, trotz unterschiedlicher Nationalitäten", weiß Vaasen.

Neben den Kursen gibt es zahlreiche Angebote der Kirchengemeinde Wiemelhausen. Neben einem Sprachcafé im Ernst-Moritz-Arndt-Haus der Gemeinde wirken die Flüchtlinge auch häufig im Gottesdienst bei Pfarrer Martin Röttger mit.

Zur Vertiefung der deutschen Sprache bieten u.a. das Jobcenter und die Arbeitsagenturen eine berufsbezogene Deutschprachförderung an. Sie richtet sich an Asylsuchende, Zugewanderte, EU-Bürgerinnen und Bürger sowie Deutsche mit Migrationshintergrund, die bereits über ein bestimmtes Sprachniveau verfügen. Ziel ist es, durch den Erwerb weiterer Sprachkenntnisse die Voraussetzungen des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes zu erfüllen und damit die Chancen einer beruflichen Integration in Deutschland zu verbessern.

Am 3. September beginnt ein spezieller Integrationskurs für Frauen mit U3-Kinderbetreuung, die aus unsicheren Herkunftsländern kommen oder aufgrund persönlicher Umstände über eine gute Bleibeperspektive verfügen.

Wie bei jedem Integrationskurs umfasst der Kurs das Erlernen der Sprache sowie die Vermittlung von Grundkenntnissen zum Leben in Deutschland. Darüber hinaus werden jedoch spezielle frauen- und mütterbezogene Themen, wie Erziehung, Unterbringung-/ Betreuung von Kindern, Schulsystem in Deutschland, das Selbstbild, das Selbstverständnis und die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft, im Mittelpunkt stehen. Um eine Überforderung zu vermeiden, findet der Kurs nur dreimal wöchentlich vormittags statt. Die Ferienzeiten sind unterrichtsfrei. Über einen Zeitraum von 2 Jahren erfolgen rund 1.000 Unterrichtsstunden.

"Schon jetzt gibt es viele Anmeldungen", sagt Angelika Tybus. Zur Unterstützung werden noch weibliche Lehrkräfte, gerne auch pensionierte Lehrerinnen, gesucht. Lehrerfahrung ist Voraussetzung, optimal wäre eine Zulassung über das Bundesministerium.

Interessierte können sich an Angelika Tybus wenden
unter Tel: 01590/ 4468756.

KK

Lehrerin Martina Vaasen erklärt humorvoll unbekannte Begriffe. Foto: Tabea Bongert / Diakonie Ruhr