Von der Kollekte zum Kollektor

Erstellt am 12.06.2018

Kunst sammelt Geld für die Jugendarbeit in der Gemeinde

Aktionskünstler Thomas Klegin vor dem Kollektor. Foto: Wicho

"Dieses Kunstwerk stelle ich Gemeinden gerne auf Zeit für einen guten Zweck zur Verfügung", betonte jetzt Thomas Klegin, Professor für Bildende Künste und Aktionskünstler, in der Lutherkirche am Stadtpark. Er präsentierte dort sein Objekt "Kollektor". Bis zum 10. Juni 2019 wird das rund fünf Meter hohe und knapp 1,5 Meter breite Werk in der Kirche verbleiben. Bis dahin soll damit möglichst viel Geld für die gemeindliche Jugendarbeit gesammelt werden.


Dass das Kunstobjekt nun an Ort und Stelle steht, war dem Künstler persönlich sehr wichtig. Klegin präsentierte dazu ein Familienfotoalbum und erklärte: "Meine Eltern haben hier in der Lutherkirche am 30. April 1955 geheiratet." Seine spätere Patentante feierte 1959 zudem dort ihre Hochzeit. Der heute 57-Jährige wuchs selbst im Stadtteil Hamme auf. Über das Familienalbum und seine noch lebende Tante kam der Kontakt zur Lutherkirche. "Die Kirche habe ich schon oft von außen gesehen, wenn ich auf dem Weg zum Kunstmuseum war. Jetzt ist sie mir sehr nahe gekommen", erzählte er dazu.

Die Installation stellte der Objektkünstler im Lutherjahr 2017 eigens für die Stadtkirche und die Ausstellungsbiennale der Stadt Schwabach her. Er blickte damit auf das Jahr 1517 und auf 500 Jahre Reformation zurück. Klegin: "Die Ablasskampagne des Dominikaner-Predigers Johann Tetzel rief im Frühjahr 1517 Martin Luther auf den Plan, der daraufhin in seinen Predigten das damals missbräuchliche Ablasswesen angeprangerte. Es war der Auftakt einer Revolution in Kirche und Gesellschaft."

Pfarrer Henri Krohn nahm deshalb in seiner Ansprache Martin Luther als einen Ausgangspunkt. „Woran du dein Herz hängst und worauf du dich verlässt, das ist eigentlich dein Gott“, zitierte er. Das mache deutlich, dass heutzutage vieles für die Menschen, vor allem aber viel Geld zu besitzen, ein Gott sei", so der Pfarrer weiter. Krohn: "Das Gleichnis vom reichen Jüngling  zeigt aber, dass das Teilen nach Jesus Christus der richtigere Weg ist." Die Installation stelle mit der Kollekte ebenfalls das Teilen in den Mittelpunkt.

"Das Werk steht für moderne skulpturale Aktionskunst", betonte Kunsthistorikerin Dr. Elisabeth Kessler-Slotta bei ihrer Werkeinführung. Nicht nur den Namen sondern auch eine Reihe an Einzelstücken am Objekt habe Klegin der kirchlichen Sprach- und Bildwelt entlehnt, erläuterte Slotta. Etwa die zwölf Apfelpflücker, die mit drei Meter langen Alustangen in Goldoptik zu Kollektensammlern umfunktioniert wurden.

Die Installation in der Lutherkirche am Stadtpark (Klinikstraße 10) kann vor und nach den Gottesdiensten sowie während der "Offenen Kirche" besichtigt werden: samstags 14-18 Uhr und sonntags 12-18 Uhr.