Das geheimste Bauwerk Deutschlands

Erstellt am 28.10.2018

Evangelisches Erwachsenenbildungswerk besichtigt ehemaligen Regierungsbunker

Gruppenbild vor dem ehemaligen Regierungsbunker. Foto: Ulrike Gernhart / EB

Blick in den zurückgebauten Tunnel des ehemaligen Regierungsbunkers. Foto: Sascha Kelschenbach

Nicht in die malerischen Weinberge im schönen Ahrtal führte die jüngste Studienfahrt der Evangelischen Erwachsenenbildung, sondern direkt in den Berg hinein begab sich diesmal die Bochumer Gruppe.

Ziel der 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter der Leitung der Diplom-Sozialpädagogin Ulrike Gernhart war die „Dokumentationsstätte Regierungsbunker“.

Das ehemals geheimste Bauwerk Deutschlands sollte in den Zeiten des Kalten Krieges der Bundesregierung und den anderen Verfassungsorganen im Krisen- und Verteidigungsfall als Ausweichsitz dienen. Der Regierungsbunker stand unter höchster Geheimhaltungsstufe innerhalb der Bundesrepublik und war das teuerste je in Deutschland entstandene Einzelbauwerk.

In zwei Tunneln einer unvollendeten Güterbahnstrecke der deutschen Reichsbahn begannen 1958 die Vorbereitungen des Bunkers für die Bonner Bundesregierung in der Zeit des Kalten Krieges. Eine komplette Stadt im Berg in einem 17 km langen Tunnelsystem, das im Ernstfall eines Atomkrieges 3.000 Regierungsmitarbeiter für 30 Tage hätte aufnehmen können. Zur Tarnung wurde der Bunker nach außen hin als eine Anlage des Technischen Hilfswerkes bezeichnet, um dort Übungen abzuhalten.

In den Jahren zwischen 1966 bis 1989 fanden hier alle zwei Jahre die sogenannten „Notstabsrahmenübungen“ statt, d.h. es wurde Dritter Weltkrieg geprobt, wobei die höchsten Regierungsmitglieder nie persönlich anwesend waren, sondern sich von ihren Staatssekretären und Mitarbeitenden vertreten ließen. Für die ständige Betriebsbereitschaft des Bunkers sorgte eine 140-köpfige Wartungsmannschaft, die u.a. zuständig war für die Lüftungen, die Dieselaggregate, Tanklager, Verschlüsse und die Wasserwirtschaft.

Als 1989 die Mauer fiel, der Kalte Krieg vorbei war, Deutschland wiedervereinigt und Berlin die neue Bundeshauptstadt wurde, entschied 1997 das Bundeskabinett die Aufgabe des Regierungsbunkers. Der Rückbau begann 2001 bis 2006, von den 17 km Tunnelröhren ist lediglich ein 203 Meter langes Teilstück als Museum, die heutige Dokumentationsstätte Regierungsbunker, erhalten geblieben und seit 2008 für die Öffentlichkeit im Rahmen einer Führung zugänglich.

Nach dem sehr nachdenklich stimmenden Besuch fuhr die Bochumer Gruppe noch in die historische Altstadt des malerischen Städtchens Ahrweiler um im Rahmen einer Stadtführung das katholisch geprägte Ahrweiler kennen zu lernen.                                                   Ulrike Gernhart