Die Jugendarbeit liegt ihm am Herzen

Erstellt am 30.11.2018

Wilfried Maier, langjähriger Leiter des Evangelischen Jugendpfarramtes, ist in den Ruhestand gegangen

Mit einem Gottesdienst und einem anschließenden Empfang hat die Evangelische Kirche in Bochum den langjährigen Leiter des Evangelischen Jugendpfarramtes, Wilfried Maier (65), in den Ruhestand verabschidedet.

„Mit Wilfried Maier verlässt uns ein engagierter und geschätzter Pädagoge und Theologe, der sich mit ganzer Kraft für die Jugendarbeit und für die Interessen junger Menschen eingebracht hat. Besonders hervorzuheben ist sein großes jugendpolitisches Engagement. Wir haben ihm sehr viel zu verdanken“, erklärte Superintendent Gerald Hagmann. Der Gottesdienst beginnt am Freitag um 17 Uhr in der Matthäuskirche in Weitmar (Matthäusstraße 3).

Weitmar war für Wilfried Maier auch die erste Station im Kirchenkreis, als der gebürtige Schwabe 1989 über das Münsterland nach Bochum kam. Als Jugendbildungsreferent im Evangelischen Jugendpfarramt war er Ansprechpartner für die kirchliche Jugendarbeit im Bochumer Südwesten. Zusammen mit Ehrenamtlichen, Pfarrerinnen und Pfarrern entwickelte er vor Ort Kinder- und Jugendprojekte wie Kinderbibeltage, Zirkusfreizeiten, Kreativ- und Kunstwerkstätten.

Im Jahr 2009 übernahm Maier die Leitung des Evangelischen Jugendpfarramtes Bochum. Während dieser Zeit war er u.a. elf Jahre Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Bochum und Vorstandsmitglied im Jugendring. Daneben entwickelte er im Team Jugendtage, gestaltete neu die ökumenische Zusammenarbeit beim jährlichen „Kreuzweg der Jugend“, kooperierte mit Schulen und stellte mit Mitarbeitenden das Jugendreformationsprojekt „einfach frei“ auf die Beine.

„Die Jugendlichen brauchen Freiräume, gerade heute, wo so vieles verplant ist“, sagt Wilfried Maier nach über 40 Jahren kirchlicher Jugendarbeit. „Jugendliche werden viel zu häufig erst wahrgenommen, wenn sie Probleme machen, nicht, wenn sie Probleme haben“, lautet sein Fazit: „Es ist heute noch wichtiger, dass derEinzelne wahrgenommen wird.“

Rolf Stegemann

Der Leiter des Evangelischen Jugendpfarramtes, Wilfried Maier, ist Ende November in den Ruhestand gegangen. Foto: Kai Bielefeld / KK

Es sieht aus wie Auszug, klingt aber wie Aufbruch. Ein Porträt

Die Jugendarbeit liegt Wilfried Maier am Herzen. Immer noch und immer wieder, muss man hinzufügen. Denn nach über 40 Jahren kirchlicher Jugendarbeit wird der Leiter des Evangelischen Jugendpfarramtes Ende November von seiner Kirche in den Ruhestand verabschiedet.

„Die Jugendlichen brauchen Freiräume, gerade heute, wo so vieles verplant ist“, sagt Wilfried Maier. Der 65-jährige Pädagoge sitzt in seinem Büro, inmitten von vorsortierten Papierstapeln und halbvollen Umzugskisten. Es sieht aus wie Auszug, klingt aber wie Aufbruch. „Jugendliche werden viel zu häufig erst wahrgenommen, wenn sie Probleme machen, nicht, wenn sie Probleme haben“, ergänzt er. Und: „Es ist heute noch wichtiger, dass der Einzelne wahrgenommen wird.“ Man spürt: Die Jugendarbeit liegt Wilfried Maier am Herzen.

Die Wurzeln dieses langjährigen Engagements liegen in Maiers Heimat, im schwäbischen Backnang. Hier wird er 1953 geboren, hier kommt er über die Jungschar zum ersten Mal in Kontakt mit der evangelischen Jugendarbeit.

Nach dem Abitur am Wirtschaftsgymnasium in Ludwigsburg steuert Maier auf eine Tätigkeit als kaufmännischer Berufsschullehrer zu, verliert aber die Jugendarbeit nicht aus dem Auge. Religionspädagogik mit Schwerpunkt „Friedenspädagogik“ heißt sein Wahlfach und wird sein roter Lebensfaden. Eine theologische Ausbildung an einer evangelischen Missionsschule schließt sich an.

Eine weitreichende Entscheidung. Denn der junge Student knüpft über die Aktion „Kirche unterwegs“ erste Kontakte nach Westfalen und erhält so 1977 die Anfrage, ob er nicht ins Münsterland nach Ibbenbüren komme wolle, um in der dortigen evangelischen Kirchengemeinde die Jugendarbeit zu betreuen und das Wichernhaus, ein Haus der Offenen Tür, zu leiten. Maier will und bleibt rund zwölf Jahre.

1989 folgt der Wechsel nach Bochum. Im Evangelischen Jugendpfarramt ist er als Jugendbildungsreferent Ansprechpartner für die kirchliche Jugendarbeit in den damaligen Gemeinden

Melanchthon, Petri, Weitmar und Weitmar-Mark. Während dieser Zeit organisiert er Jugendbegegnungen in Israel, Krakau und Prag sowie Kanutouren in Schweden, Irland, Norwegen, Kanada und natürlich auf der Ruhr. Zusammen mit Ehrenamtlichen, Pfarrerinnen und Pfarrer entwickelt er vor Ort Kinder- und Jugendprojekte wie Kinderbibeltage, Zirkusfreizeiten, Kreativ- und Kunstwerkstätten.

Berufsbegleitend absolviert der Gemeindepädagoge ein Studium der Diplomsozialpädagogik an der Evangelischen Fachhochschule in Bochum und eine Ausbildung zum Supervisor am Burckhardthaus in Gelnhausen.

Schließlich wird Maier 2009 Leiter des Evangelischen Jugendpfarramtes Bochum. Auch wenn die neue Aufgabe nun viel Gremienarbeit erfordert – so war er u.a. elf Jahre Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Bochum und Vorstandsmitglied im Jugendring -, verliert Maier die Praxis nicht aus den Augen. Er entwickelt im Team Jugendtage, gestaltet neu die ökumenische Zusammenarbeit beim jährlichen

"Kreuzweg der Jugend“, kooperiert mit Schulen und stellt mit Mitarbeitenden das Jugendreformationsprojekt "einfach frei“ auf die Beine.

Den Einzelnen wahrnehmen – für Maier ist deshalb die Begegnung unerlässlich, im Großen wie im Kleinen. Und deshalb ist es nach seiner Meinung auch Aufgabe von Kirche und Gesellschaft, Begegnungen zu ermöglichen. Zum Beispiel Ferienfreizeiten anbieten, wo Kinderarmut Gemeinschaft auffrisst, Räume öffnen, wo der Sparwahn Türen zumauert, verlässlicher Partner sein, wo die gesellschaftliche Luft dünn wird.

Begegnungen wird Wilfried Maier auch nach seiner Pensionierung pflegen. Mittlerweile ist er im Ruhrgebiet fest verwurzelt, mit Ehefrau und zwei Kindern. Doch hin und wieder zieht’s den Schwaben zurück in die Heimat, wo er eine Streuobstwiese geerbt hat. Hier will er junge Bäume pflanzen, hegen und pflegen – Jugendarbeit eben, wie sie Wilfried Maier am Herzen liegt.

Rolf Stegemann