Klimafasten 2019 – eine Aktion, die zum Mitmachen einlädt!

Woche 7 - gemeinsame Veränderungen

In der 7. und letzten Fastenwoche lautet das Thema „gemeinsame Veränderungen“.

Carola Schierz, stellvertretende Leiterin des Studienkollegs des Ökumenischen Studienwerkes und Sprachlehrerin für Deutsch als Fremdsprache, hat die Passionszeit genutzt für eine Entdeckungsreise zu unterschiedlichen Möglichkeiten, klimafreundlich zu handeln: „Mir ist in dieser Zeit besonders aufgefallen, wie viele Menschen in Sachen Klimaschutz unterwegs sind. Es gibt viele inspirierende Alltagssachen, die sich gut umsetzen lassen.“

Joghurt z.B. hat sie schon früher selbst gemacht, jetzt hat sie die alte Technik wiederentdeckt und spart damit die Plastikverpackung, Plastikmüll, den sie auch vermeidet, wenn sie Frischkäse selber macht: „Man braucht dafür nur Milch und Zitronensaft, Rezepte finden sich im Internet genug.“ Im Augenblick ist ihr Magen etwas empfindlicher, darum ist sie froh, dass der Weltladen neben leckerer Schokolade auch magenfreundlichen Schonkaffee anbietet.

Geplant Einkaufen und das Mittagessen für die Arbeit gleich für mehrere Tage vorkochen, das macht nicht nur Spaß, sondern spart auch Energie, weil Töpfe und Pfannen schon heiß gelaufen sind. „Es schmeckt auch immer besser,“ verrät sie, „weil die Aromen sich vermischen!“

Mit Fahrrad und ÖPNV war Carola Schierz schon immer viel unterwegs. „Für mich ist es ein spannendes Detektivspiel, die beste Verkehrsverbindung rauszusuchen!“

Eine besondere Entdeckung der Fastenzeit ist für sie der OxfamUnverpackt Shop im Internet. Hier findet sie Geschenke für Menschen, die schon alles haben: Hühner, eine Ziege, 10 Baumsetzlinge oder Trinkwasser für 50 Personen. Die Geschenke landen natürlich nicht unterm Weihnachtsbaum oder gehen an die jeweiligen Geburtstagskinder, die bekommen eine schön gestaltete Grußkarte. Die unverpackten „Geschenke“ ermöglichen Menschen in anderen Weltgegenden einen Broterwerb.

Der Besuch im Bochumer UnverpacktLaden steht noch aus, aber schon jetzt hat sie beschlossen, kein Shampoo und Duschgel aus Plastikflaschen mehr zu nutzen, das ja auch häufig Mikroplastik enthält. „Für mich war das Projekt Klimafasten anregend und kreativ, vieles kann ich gut in den Alltag mitnehmen,“ zieht Carola Schierz Bilanz. „Ein Projekt werde ich aber erst nach Ostern in Angriff nehmen: den Wechsel des Stromanbieters.“ EMR



Woche 4: Fairer Konsum

In der 4. Fastenwoche steht das Thema „Fairer Konsum“ auf dem Prüfstand.

Seit 1987 gibt es den Weltladen an der Pauluskirche, seit 2011 mit eigenem Ladenlokal und großem Schaufenster unweit des Dr. Ruer-Platzes. „Das lockt auch Laufkundschaft an,“ freut sich Jimmy Brown, Mitglied des geschäftsführenden Teams und Pfarrer der englischsprachigen Gemeinde an der Pauluskirche. „Viele Menschen kommen so zum ersten Mal mit fairem Handel in Berührung.“ Am häufigsten wird die faire Schokolade gekauft, dicht gefolgt von den verschiedenen Kaffeeprodukten, die inzwischen teilweise in den Ursprungsländern geröstet und verpackt werden.

Die Lage in der Innenstadt ermöglicht es, das Angebot an Geschenk- und Deko-Artikeln gut zu präsentieren und eine echte Alternative zu den herkömmlichen Produkten des Einzelhandels zu bieten.

Kostendeckend arbeitet der Weltladen nicht. Ein Team aus Ehrenamtlichen betreibt den Laden, Pensionäre und Frührentnerinnen, Studierende und Arbeitslose, selbst die eine oder andere Berufstätige findet Zeit, im Laden zu arbeiten.

"Die Nachhaltigkeit der Produkte des fairen Handels wird streng überwacht,“ erklärt Brown. „Die Produkte garantieren den Herstellerinnen und Händlern, die vornehmlich aus den Ländern des Südens kommen, ein existenzsicherndes Einkommen für sich und ihre Familien. Gesundheitsvorsorge, Arbeitsschutz, das Recht sich gewerkschaftlich zu engagieren und Frauenförderung sind Grundlagen des fairen Handels.“ Gleichzeitig schont der faire Handel die ökologischen Ressourcen, vermeidet weitestgehend den Einsatz von Pestiziden, stärkt Wasser- und Bodenschutz und fördert die Biodiversität.

„Unser aufregendster Verkauf war eine große Löwenskulptur aus Zimbabwe,“ erzählt Jimmy Brown. „Monatelang war ein Kunde um die große Steinplastik herumgeschlichen, bis er sich schließlich diesen Traum erfüllte!“

Ein Ausflug in den Weltladen kann für Sie ein anregendes Fastenprojekt sein. Und vielleicht sind Ihre Ostereier und Schokohasen in diesem Jahr aus fairer Schokolade! EMR

Öffnungszeiten des Weltladens
an der Pauluskirche:
dienstags bis freitags 14 – 17 Uhr, samstags 11- 17 Uhr


Woche 6: Plastikfrei

In der 6. Fastenwoche steht das Thema „plastikfrei" auf dem Prüfstand.

Eine Woche ohne Plastik – dieses Ziel hat sich Ulrike Menzel, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Weitmar, für die Passionszeit gesetzt. Sie hat sich gut vorbereitet, hat den Unverpacktladen in Bochum besucht, eine Holzzahnbürste mitgenommen, vor allem aber umweltfreundliche Beutel, um loses Obst und Gemüse im Supermarkt einzupacken. Die Müllbeutel zum Recyclen fand sie zu teuer, da wird sie eher auf alte Zeitungen setzen. Wiederverwendbare Einkaufstaschen hat sie schon immer benutzt.

Aber – sie wollte nicht alleine stehen mit ihrem Projekt. Ihre Tochter hat sie gerne unterstützt und Waschmittel, Zahnpasta und Deo selbstgemacht. Und dann hat Ulrike Menzel die Konfirmanden angesprochen und stieß bei ihnen auf großes Interesse. Gemeinsam haben sie Produkte überprüft, die möglicherweise plastikfreie Alternativen haben, und überlegt, an welcher Stelle sie selber eine Woche lang auf Plastik verzichten wollen.

Viele Mädchen interessierten sich besonders für die selbstgemachten Kosmetika und haben gerne die Rezepte mitgenommen, die Ulrike Menzel bereitgestellt hatte. Verzicht auf Duschgel, Palmölprodukte oder Autofahrten im Elterntaxi hatten sich manche Konfis auf ihre Fahnen geschrieben. Und Plastik als Verpackungsmaterial wollten natürlich alle reduzieren.

Die Auswertung am Ende fiel nüchtern und sehr ehrlich aus: „Ich fand es sehr schwer, die Aktion durchzuhalten!“ „Ich habe nicht geschafft, was ich mir vorgenommen habe!“ Doch manche erzählten auch, dass sie die Initiative in die Familie oder den Freundeskreis getragen hätten, und dass sie viel aufmerksamer sind dafür, wieviel Plastik sie tatsächlich verbrauchen.

Die Sorge um die Umwelt ist für viele sehr präsent, nicht zuletzt durch die Freitagsdemos der Schüler ("Fridays for Future"), und manche sehen auch, dass das persönliche Engagement alleine nicht reicht – es muss auch politische Lösungen geben.

„Ich gehe seit dieser Aktion viel bewusster durch die Welt,“ erzählt Ulrike Menzel. „Und ich kriege auch viele Ideen, wie ich Plastik vermeiden kann, auch wenn ich mich nicht knebeln werde. Vor allem aber erregt die Aktion Aufmerksamkeit: Bei den Eltern der Konfis natürlich, aber auch beim Einkaufen im Supermarkt. Wenn ich dann mit meinen Stoffbeuteln für Obst und Gemüse an der Kasse stehe, sorge ich immer für Gesprächsstoff!“ EMR

Woche 3: Achtsam essen

In der 3. Fastenwoche steht das Thema „Achtsam essen“ auf dem Prüfstand.

Lebensmittel schmeißt man nicht weg!“ Diesen Grundsatz hat Claudia Sarawara, Presbyterin in Querenburg, als Nachkriegskind tief verinnerlicht. Besonders Brot ist für sie kostbar, und sie achtet auf gute regionale Qualität und kauft maßvoll ein. Ihre große Liebe gehört einem Apfelbaum, der weit mehr Früchte trägt, als sie jemals essen kann. Darum kommt ein großer Teil in eine Mosterei, ein anderer Teil wird gelagert, gerne verschenkt sie auch ihre Äpfel. Und sie liebt es, sich neue Apfelrezepte auszudenken, mit denen sie Freunde überraschen kann.

Strategien, die auch viele junge Leute nutzen: Über Plattformen wie Foodsharing verbinden sie sich mit anderen Lebensmittelrettern, holen überschüssige Lebensmittel ab oder suchen die kreativsten Resterezepte mit Hilfe einer App. Und wer keinen eigenen Apfelbaum im Garten hat, kann sich an verschiedenen Stellen in Bochum mit Obst von Streuobstwiesen versorgen – zugleich ein Beitrag zum Insekten- und Landschaftsschutz.

Fleisch kommt bei Claudia Sarawara nur selten auf den Tisch, und wenn dann bio und regional, ein Beitrag nicht nur zum Klimaschutz. Weit gereiste Lebensmittel versucht sie zu vermeiden, auch wenn sie durchaus mit weitgereisten Lebensmitteln handelt.

Als Mitglied des Eine-Welt-Standes im Thomaszentrum, dessen Erlös in ein Schulprojekt in Südindien fließt, verkauft sie Lebensmittel, die Kleinbauern in Afrika, Asien und Lateinamerika ein existenzsicherndes Einkommen zu menschenwürdigen Arbeitsbedingungen ermöglichen. Dass der weitgereiste Kaffee oder Tee, der in der Gemeinde Querenburg angeboten wird, wenigstens fair gehandelt wird, befriedigt die Presbyterin. Dass Produkte wie Honig so weit gereist sind, wenn sie doch auch um die Ecke produziert werden, macht sie nachdenklich.

„Trotzdem unterstütze ich natürlich gerne die Kleinbauern!“  Ein Zwiespalt, der uns oft begleitet, wenn wir entscheiden, was wir essen – ein Hinweis darauf, dass individuelle Verantwortung zwar wichtig ist, aber dass auch politische Lösungen gefragt sind, wenn es um Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit im globalen Lebensmittelhandel geht. EMR

Weitere Informationen im Internet unter www.klimaschutz-ekvw.de/klimafasten.


Woche 1: Zur Einstimmung

„So viel du brauchst…“ ist das - vielleicht - überraschende Motto beim Klimafasten 2019, zu dem evangelische und katholische Kirchen in der Fastenzeit nach Aschermittwoch einladen.

In Bochum hat sich der synodale Ökumene-Ausschuss zu einem Selbstversuch entschlossen. Jede Woche wollen die Ausschussmitglieder einen anderen Bereich des Klimafastens erforschen und darüber an dieser Stelle berichten.

"Zum Auftakt in der nächsten Woche gehen wir auf Spurensuche in unserem Energiehaushalt", kündigt die Ausschussvorsitzende, Pfarrerin Eva-Maria Ranft, an. In der folgenden Woche will sich die Gruppe Zeit nehmen für achtsames Kochen und Essen. Es folgt eine Woche zum fairen Konsum und zum Thema "anders unterwegs", wobei es um klimafreundliche Mobilität geht. Und zum Abschluss der Fastenzeit heißt es herausfordernd: plastikfrei!

„So viel du brauchst…“ - Beim Klimafasten geht es weniger um Verzicht oder Askese. Es geht vielmehr darum zu entdecken, wie viel Lebensqualität wir gewinnen, wenn wir achtsam und bewusst mit den Ressourcen unserer Erde umgehen. Es ist eine Chance, manchen Nachlässigkeiten auf die Schliche zu kommen, und vielleicht begegnen uns ja ganz unerwartete spannende Ideen, unser Klima und unsere Erde zu schützen, die wir noch gar nicht kannten.

Ausführliche Infos zum Klimafasten finden sich unter: www.klimaschutz-ekvw.de/klimafasten.

Wer eigene Erfahrungen mit dem Klimafasten mit uns teilen möchte, kann sich per E-Mail beim Frauenreferat melden.

Woche 5: Anders unterwegs

In der 5. Fastenwoche steht das Thema „anders unterwegs" auf dem Prüfstand.

Fahrrad plus Öffentlicher Nahverkehr – Mit diesem Verkehrsmix legt Thomas Krieger, stellvertretender Leiter des Amtes für Mission, Ökumene und Weltverantwortung, seinen täglichen Weg von Stiepel nach Dortmund ins Büro zurück. „Irgendwann wurde mir klar, dass das Auto mir keinen zeitlichen Gewinn bringt,“ erzählt er. „Dafür kann ich im Zug arbeiten, das Fahrradfahren bringt am Morgen den Kreislauf in Schwung und schafft abends Abstand zur Arbeit.“

Das Fahrrad betreibt er mit Muskelkraft, ein Trainingseffekt, den er gerne mitnimmt. Ticket 2000 oder Bärenticket garantieren ganztägige Fahrradmitnahme. Probleme mit dem Fahrrad im Regionalverkehr hat er selten, er kennt natürlich die kritischen Zeiten.

Stattdessen freut er sich, dass er inzwischen eine Gruppe von Gleichgesinnten kennt, die im Krisenfall auch mal helfen: „Als ich einmal meine Arbeitstasche im Zug liegen gelassen habe, wusste sofort jemand, wem das Fundstück gehört, fand die Telefonnummer meiner Arbeitsstelle heraus und schnell war die Tasche wieder bei mir!“

Beruflich ist Thomas Krieger viel unterwegs, in Deutschland immer mit dem Zug, aber europaweit nutzt er natürlich das Flugzeug. Die Landeskirche zahlt dafür eine Kompensation an atmosfair, eine Organisation, die Klimaschutzprojekte fördert. „Damit ist das CO₂ natürlich nicht verschwunden,“ erläutert Krieger. „Es ist immer besser CO₂-Ausstoß zu vermeiden oder zu verringern.“ Das Besondere an atmosfair ist, dass es zugleich nachhaltige Entwicklung und Armutsbekämpfung fördert.

Dass die Evangelische Kirche in Bochum auf klimafreundliche Mobilität setzt, freut Kathrin Reddmann, Sekretärin in der Superintendentur, besonders. Sie hat schon das Fahrrad ausgesucht, mit dem sie in Kürze zur Arbeit fahren wird. Denn der Kirchenkreis ermöglicht seinen Beschäftigten mit JobRad am Dienstradleasing teilzunehmen.

„Für den Weg zur Arbeit habe ich ein E-Bike ausgesucht,“ verrät die Mountainbikerin, denn verschwitzt möchte sie nicht am Arbeitsplatz ankommen. Bei schlechtem Wetter wird sie die fünf Kilometer zwischen Zuhause und Arbeitsplatz auch weiterhin mit dem Auto zurücklegen. An allen anderen Tagen aber freut sie sich darauf, Klimaschutz und Gesundheitsvorsorge zu verbinden. EMR




Woche 2: Mein Energiehaushalt

In der 2. Fastenwoche steht der Energieverbrauch auf dem Prüfstand.

Für Yon-Ok Ahn, Presbyterin der evangelischen Kirchengemeinde Wiemelhausen und Mitglied der koreanischen evangelischen Kirche in Bochum, ist Energiesparen schon lange ein wichtiges Thema – für das Klima und die Umwelt, aber auch für den eigenen Geldbeutel. Stoßlüften statt Kipplüften, das ist ihr in Fleisch- und Blut übergegangen. Und dass jedes Grad Raumtemperatur weniger bis zu 10 Prozent Heizenergie spart, ist für sie kein Geheimnis. „Da ziehe ich eine Jacke an oder wickele mich in eine Decke, das ist sowie so gemütlicher!“ meint sie.

Dass Klima- und Umweltschutz auch ihre persönliche Lebensqualität steigert, nutzt sie gerne aus: „Kaltes Wasser zum Gesicht- und Händewaschen ist gleichzeitig erfrischend und Kreislauf anregend!“

Für die Fastenzeit will sie sich mit den Standby Geräten in ihrem Haushalt beschäftigen, denn der Standby-Modus ist ein unnützer Stromfresser. Der Computer ist schon mit einem Kippschalter ans Stromnetz angeschlossen, den sie einfach ausschalten kann. Dass Ladegeräte für Handys oder Tabletts, die in der Steckdose stecken, auch dann Strom fressen, wenn sie nicht ans Gerät angeschlossen sind, findet sie ärgerlich. Also raus mit den Ladekabeln aus der Steckdose! Welche anderen Geräte sich in ihrem Haushalt komplett ausschalten lassen, will sie in den nächsten Tagen erkunden. Vielleicht gehen auch Sie auf Entdeckungstour in Ihrer Wohnung?

Dass die Evangelische Kirche in Bochum Ökostrom nutzt, findet Yon-Ok Ahn gut. Und gerne verweist sie auf die Homepage www.klimaschutz-ekvw.de/klimafasten, auf der noch mehr Anregungen zum Energiesparen stehen. EMR